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Unfaires Duell im Fechtsport: Usmanow gegen Drakenberg

Jonathan Crane
22. November 2024

Otto Drakenberg kämpft gegen Alischer Usmanow um die Führung des Internationalen Fechtverbands FEI. Der russische Unternehmer ist der große Favorit - trotz internationaler Sanktionen.

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Der russische Präsident Wladimir Putin verleiht Alischer Usmanow im November 2018 den Verdienstorden
Der russische Präsident Wladimir Putin verleiht Alischer Usmanow im November 2018 den VerdienstordenBild: Mikhail Klimentyev/TASS/dpa/picture alliance

Als "unfreiwilligen" Kandidaten bezeichnet sich Otto Drakenberg, der Ende November (30.11.2024) als einer von zwei Bewerbern im Rennen um den Präsidentenposten beim Fecht-Weltverband FEI antritt. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass meine Kandidatur ins Leere läuft", sagt der Schwede der DW. "Aber das sollte uns nicht davon abhalten, eine alternative Stimme zu sein."

Sein Gegenkandidat Alischer Usmanow, russischer Metallmagnat mit usbekischer Herkunft, gilt als Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. In Deutschland wird er der Steuerhinterziehung und des Verstoßes gegen das Sanktionsrecht verdächtigt. Fußballfans ist Usmanow als ehemaliger Minderheitsaktionär des englischen Fußballvereins FC Arsenal bekannt. Früher Mitglied der usbekischen Fecht-Nationalmannschaft, leitete er als Präsident bereits von 2008 bis 2022 die FIE. Mit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine trat er von dem Posten zurück.

Eine "absurde" Kandidatur

Als die Europäische Union Usmanow im Februar 2022 auf ihre Sanktionsliste setzte, bezeichnete sie ihn als "einen von Wladimir Putins Lieblingsoligarchen". Er habe "die Politik der russischen Regierung zur Destabilisierung der Ukraine aktiv unterstützt", so die EU. Trotz der Wirtschaftssanktionen und des Reiseverbots für ihn in 37 der 156 nationalen Verbände der FIE will Usmanow noch einmal die Führung des Verbands übernehmen.

Otto Drakenberg erhält Anfang des Jahres in Stockholm auf einer Gala den Sportsegelpreis
Otto Drakenberg: früher erfolgreich im Fechten, heute im SegelnBild: Emma Wallskog/Bildbyran/Sipa USA/picture alliance

"Das ist absurd", sagt Drakenberg, ein ehemaliger Olympia-Fechter, der derzeit Präsident des Schwedischen Fechtverbands (SFF) ist. Dieser hat auf Nachfrage einen Brief der FIE erhalten, den die DW einsehen konnte. Darin heißt es,  Usmanows Kandidatur entspräche den Statuten des Verbands - "trotz der derzeit gegen ihn verhängten Sanktionen". 

Die DW hat aus sicheren Quellen erfahren, dass die Ethikkommission der FIE derzeit die Angelegenheit untersucht. Sie hat dem Interimspräsidenten der Organisation, dem Griechen Emmanuel Katsiadakis, mitgeteilt, dass sie "gerne die Kriterien kennen würde, auf deren Grundlage die Kandidatur Alischer Usmanows (...) validiert wurde", da die Sanktionen "sehr bedeutend" seien.

Usmanow lehnte es über seinen Sprecher ab, gegenüber der DW Stellung zu nehmen. Er hatte zuvor die EU-Sanktionen gegen ihn als "ungerecht" bezeichnet und Verbindungen zu Putin bestritten.

Usmanovs Geld macht ihn beliebt

Der 71-Jährige genießt immer noch breite Unterstützung innerhalb des Weltverbands. Nach Angaben der FIE wird er von 103 nationalen Verbänden unterstützt - eine überwältigende Mehrheit. Über eine eigene Stiftung hat Usmanov über Jahre insgesamt mehrere zehn Millionen Euro in den Fechtsport gepumpt. Sein Geld machte den größten Teil der FIE-Einnahmen aus.

Ein Sieg Usmanows bei der Präsidentenwahl könnte jedoch für die in Lausanne ansässige Organisation problematisch werden. Da der Oligarch auch in der Schweiz sanktioniert ist, riskiert die FIE, dass die Vermögenswerte des Weltverbands eingefroren werden. Experten sehen "beträchtliche Risiken", dass dies auch für Unternehmen gilt, die von Usmanow "kontrolliert" werden.

Es ist gut möglich, dass sich Usmanow im Falle seiner Wiederwahl erneut dafür entscheidet, sich selbst zu suspendieren und seinen Posten ruhen zu lassen - wie er es bereits im März 2022 tat. Der Milliardär würde dann weiter hinter den Kulissen die Fäden im Fechtsport ziehen. 

Ungewisse Zukunft im Fechten

Im März 2023 hatte die FEI als einer der ersten Weltverbände olympischer Sportarten den Ausschluss russischer und belarussischer Aktiver von internationalen Wettbewerben wieder aufgehoben. Ein Beleg für den weiter großen Einfluss Russlands in dieser Sportart.  

"Ich finde das traurig und schwach", sagt Drakenberg. "Die Idee von Regeln und Strategien ist, dass man sie gerade anwenden sollte, wenn die Zeiten hart sind. Aber hier haben wir Beispiele dafür, dass wir in schwierigen Zeiten einknicken."

Anstatt nur "mit dem Finger auf andere zu zeigen" will sich Drakenberg nach eigenen Worten darauf fokussieren, wie er die FIE "zukunftssicher" machen kann.

Alischer Usmanow (unten links) ist als damaliger Fechtpräsident bei der WM 2015 in Moskau mit auf einem Siegerfoto
Alischer Usmanow (u.l.) gesellt sich bei der Fecht-WM 2015 in Moskau als damaliger Fechtpräsident auf ein SiegerfotoBild: Zuma wire/imago images

"Wir müssen in der Lage sein, uns von Abhängigkeiten zu lösen, damit wir in finanziellen Angelegenheiten auf eigenen Füßen stehen können, ebenso wie bei der Anbindung an andere staatliche oder nichtstaatliche Organisationen", so Drakenberg. Er fügte hinzu, dass ein Teil seines Plans darin bestehe, kommerzielle Partnerschaften "ohne Bedingungen" zu finden.

Olympischer Status in Gefahr?

Der 58-Jährige fürchtet, dass der Fechtsport seinen olympischen Status verlieren könnte, wenn sich der Weltverband nicht reformiert. Zwar steht Fechten auf dem Programm für die Spiele in Los Angeles im Jahr 2028, doch darüber hinaus ist nichts entschieden.

"Fast niemand spricht über das Leben nach dem nächsten olympischen Zyklus", so Drakenberg. "Eine Sportart, die das Interesse von nur sieben, acht, neun oder zehn Nationen auf sich zieht, wird es auf lange Sicht immer schwerer haben, bei den Olympischen Spielen dabei zu bleiben. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass alle Länder, die olympische Ambitionen haben, eine vernünftige Chance haben. Ich bin davon überzeugt, dass der Fechtsport durch die Art und Weise, wie wir die Dinge derzeit angehen, gefährdet ist."

Die künftige Führung des Internationalen Olympischen Komitees werde eine noch strengere Durchsetzung von Ethikregeln verlangen, erwartet Drakeberg. "Wenn wir unseren olympischen Status verlieren, wird der Fechtsport in der Welt einen ganz anderen und viel weniger attraktiven Stellenwert haben."

Dieser Text wurde aus dem englischen Originalartikel "Swede duels with Putin's friend for world fencing presidency" adaptiert.