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Unglückliches Ende des Eintracht-Märchens

10. Mai 2019

Der Höhenflug von Eintracht Frankfurt in der Europa League findet im Halbfinal-Rückspiel beim FC Chelsea ein Ende - das unglücklichste aller möglichen. Nach dem Elfmeterschießen fließen die Tränen.

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Europa League - FC Chelsea v Eintracht Frankfurt | Adi Hütter
Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

105. Minute: Makoto Hasebe und David Abraham klatschen sich vor dem eigenen Tor ab. Mit vereinten Kräften haben sie gerade Eden Hazard, den belgischen Superstar des FC Chelsea gestoppt, ihm im Strafraum den Ball abgejagt. Eine Szene, symptomatisch für den Auftritt der Frankfurter Eintracht - nicht nur im Halbfinalrückspiel beim FC Chelsea, sondern in der gesamten Europa-League-Saison: Mit unglaublichem Kampf- und Teamgeist hat der Bundesligist das Maximum aus sich herausgeholt - auch wenn es am Ende nicht zum ganz großen Coup reicht.

Zwei Elfmeter verschossen

Das Team von Trainer Adi Hütter kassierte die unglücklichste aller Niederlagen. Erst im Elfmeterschießen mussten sich die Frankfurter dem hohen Favoriten mit 3:4 geschlagen geben. Martin Hinteregger und Goncalo Paciencia waren die Pechvögel, die an Chelsea-Torwart Kepa Arrizabalaga scheiterten. Da nützte es auch nichts, dass Eintracht Keeper Kevin Trapp zuvor einen Elfmeter von Cesar Azpilicueta gehalten hatte.

Europa League - FC Chelsea v Eintracht Frankfurt | Elfmeterschießen
Hinteregger scheitert im Elfmeterschießen an Chelsea-Torwart ArrizabalabaBild: Reuters/J. Sibley

Chelsea steht im Finale der Europa League am 29. Mai in Baku und trifft dort auf den Londoner Stadtrivalen FC Arsenal, der nach dem 3:1-Sieg im Hinspiel auch das Rückspiel beim FC Valencia mit 4:2 (1:1) gewann. Bitter für die Eintracht, die wieder einmal alles gegeben hatte und den ersten Einzug in ein europäisches Endspiel seit 39 Jahren - 1980 gewann Frankfurt den UEFA-Pokal - verdient gehabt hätte.

Tränen in der Kabine

"Unser Traum ist geplatzt", sagte Trainer Hütter im "RTL"-Interview. "Wir standen schon mit einem Bein im Finale. In der Kabine sind Tränen geflossen. Aber ich finde, man muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen für die ganze Europa-League-Saison." Das fand auch Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic. "Es ist wirklich etwas Außergewöhnliches, was die Mannschaft heute rausgehauen hat. Eine unglaubliche Willensleistung. Es war alles dabei, was den Fußball ausmacht", sagte Bobic. "Auf Strecke hätten wir es verdient gehabt."

Zwei total verschiedene Halbzeiten

In der ersten Halbzeit wurde die Eintracht zunächst kalt erwischt. In der 28. Minute zeigte sich die eigentlich größere individuelle Klasse auf Seiten des FC Chelsea. Hazard ließ Frankfurts Kapitän Abraham alt aussehen und spielte einen Zuckerpass in den Strafraum auf Ruben Loftus-Cheek. Der 23 Jahre alte englische Nationalspieler fackelte nicht lange und versenkte den Ball aus halbrechter Position flach im langen Eck. Die Führung zur Pause war verdient, keine Frage.

Doch der Bundesligist kam wie verwandelt aus der Kabine. Frankfurt presste aggressiv, ließ dem Favoriten aus London keine Räume mehr und drückte auf den Ausgleich. Chelsea wirkte beeindruckt - wie in den Runden zuvor schon die favorisierten Teams von Schachtjor Donezk, Inter Mailand und Benfica Lissabon. Und die Eintracht wurde schnell für ihren Einsatz belohnt. Mijat Gacinovic schickte Luka Jovic, der den Ball eiskalt zum 1:1 ins linke Eck einschob (49. Minute).

Europa League - FC Chelsea v Eintracht Frankfurt
Eiskalt: Torjäger Jovic (2.v.l.) trifft zum 1:1 für Eintracht FrankfurtBild: Imago Images/Jan Huebner/Voigt

So stand es auch nach der regulären Spielzeit und fünf Minuten Nachspielzeit. Exakt das Ergebnis des Hinspiels, Verlängerung! Vor dem Wiederanpfiff für die letzten zweimal 15 Minuten sah man nur grinsende Gesichter bei der Eintracht. Trainer Hütter und seine Spieler wussten: Schon jetzt würden sie für ihre Leistung im Rückspiel gefeiert werden - nicht nur von den rund 2.200 Eintracht-Fans im Stadion an der Stamford Bridge, die ebenfalls 120 Minuten lang alles gaben.

In der Lotterie verloren

Auch in der Verlängerung waren die Frankfurter nahe dran an der Sensation. Zweimal retteten Chelsea-Spieler auf der Linie für ihren bereits geschlagenen Torwart. Doch irgendwie wollte der Ball nicht mehr rein ins Tor. Das Elfmeterschießen musste entscheiden.

"Das ist wie Lotterie", sagte Mittelfeldspieler Danny de Costa hinterher bei "RTL". Und die Eintracht verließ das Glück. "Mein Kopf ist gerade ziemlich leer", so de Costa. "Es tut unglaublich weh." Das Europa-League-Märchen der Eintracht ist vorbei. Doch die Frankfurter Fans feierten ihre Mannschaft noch lange nach Spielschluss. Für einen tollen Abend, für eine tolle Europa-League-Saison.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter