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Angst vor Epidemien

20. April 2007

Wegen der Kämpfe in Mogadischu sind seit Anfang Februar mehr als 321.000 Menschen aus der somalischen Hauptstadt geflohen. Dadurch hat sich die Seuchengefahr dramatisch erhöht: Das UNHCR warnt vor Cholera-Epidemien.

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Eine Frau läuft an zerstörten Häusern vorbei (Quelle: AP)
Die Zerstörung ihrer Häuser und eine Todesangst treibt viele Menschen aus Mogadischu zur FluchtBild: picture-alliance/ dpa
Zwei Kämpfer mit Gewehren (Quelle: AP)
Wollen sich nicht geschlagen geben: Kämpfer eines islamistischen ClansBild: AP

Bei schweren Kämpfen in Somalias Hauptstadt Mogadischu sind mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als hundert Verletzte seien in Krankenhäusern behandelt worden, berichteten lokale Medien am Freitag (20.4.). Neue Gefechte zwischen äthiopischen Soldaten und somalischen Clan-Milizen hielten von Donnerstag bis zum frühen Freitagmorgen an. Die äthiopische Armee setzte Panzer und schwere Artillerie ein. Sie feuerte vom Präsidentenpalast im Süden der Stadt Mörsergeschosse auf die islamistischen Milizen im Norden von Mogadischu.

Die Islamisten erwiderten den Beschuss. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich auf einer äthiopischen Militärbasis in die Luft. Eine wenig bekannte Islamistengruppe, die "Bewegung der jungen Mudschahedin in Somalia", erklärte im Internet, eines ihrer bekanntesten Mitglieder habe den Anschlag am Vortag ausgeführt. Dabei seien auch Chemikalien eingesetzt worden.

Helfer müssen sich "durch den Busch durchschlagen"

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) warnte am Freitag, die neuen Kämpfe gefährdeten die erst am Donnerstag begonnene Verteilung von Hilfsgütern in Afgoye, 30 Kilometer von Mogadischu entfernt. "Die Straße nach Afgoye ist seit heute früh gesperrt, unsere Helfer müssen sich durch den Busch zu den 40.000 Vertriebenen in Afgoye durchschlagen", sagte UNHCR-Sprecherin Catherine Weibel in Nairobi. Der in Kürze erwartete Beginn der Regenzeit werde die Situation der Flüchtlinge weiter verschlechtern. Fast die Hälfte der Menschen, die aus der somalischen Hauptstadt Mogadischu geflohen waren, habe in den angrenzenden Provinzen Schutz gesucht, sagte die UNHCR-Sprecherin. "Es gibt Berichte, dass immer noch Menschen aus der Hauptstadt fliehen."

Seit Anfang Februar sind mehr als 321.000 Menschen aus der somalischen Hauptstadt geflohen. Die Steigerung um mehr als 100.000 seit der letzten Schätzung illustriere das ganze Ausmaß der Flüchtlingsbewegung aus der früheren Millionenstadt, so die UNHCR-Sprecherin.

Leichen auf den Straßen und zuwenig Trinkwasser

Karte von Somalia mit dem Horn von Afrika und der arabischen Halbinsel
Bild: AP

Die Vereinten Nationen warnten deshalb vor dem Ausbruch von Cholera- oder Durchfall-Epidemien: Mehr als 400 Vertriebene seien bereits an schweren Durchfällen gestorben, sagte der UN-Hilfskoordinator in Somalia, Eric Laroche, am Donnerstag vor Journalisten in Genf. Wenn die Gefechte nicht aufhörten und der Weg für Hilfsgüter vor allem um Mogadischu herum nicht frei gemacht werde, werde sich die humanitäre Krise sehr bald in eine Katastrophe verwandeln, prognostizierte Laroche.

Nach Angaben der UNO unterdrücken Regierungstruppen die Auslieferung der Hilfsgüter. UN-Flugzeuge würden beschossen, und auf den Straßen von Mogadischu lägen Leichen. Augenzeugenberichten zufolge gleicht der Norden Mogadischus, wo die Kämpfe am stärksten waren, einer Geisterstadt. Tausende Flüchtlinge harren unter freiem Himmel aus, meist ohne Zugang zu Wasser und Nahrung.

Hilfsgüter für eine Million Menschen

Somalia hat seit 16 Jahren keine zentrale Regierung mehr. Eine international anerkannte Übergangsregierung hatte mit Hilfe äthiopischer Truppen Ende Dezember 2006 die islamistischen Milizen aus Mogadischu verjagt, die dort ein halbes Jahr lang regiert hatten. Seitdem erschüttern immer wieder Kämpfe das Land am Horn von Afrika. Die UNO will in den kommenden sechs Monaten Hilfsgüter an rund eine Million Menschen verteilen. (ana)