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Guttenberg hat getäuscht

6. Mai 2011

Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat in seiner Doktorarbeit nach dem Urteil der Universität Bayreuth "vorsätzlich getäuscht". Die CSU glaubt dennoch an seine Rückkehr in die Politik.

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Karl-Theodor zu Guttenberg (Foto: dpa)
Karl-Theodor zu GuttenbergBild: picture alliance/dpa

Der Vorwurf "vorsätzlichen wissenschaftlichen Fehlverhaltens" sei berechtigt, stellte die Universität Bayreuth am Freitag (06.05.2011) fest. Zu diesem Ergebnis sei die zuständige Kommission "Selbstkontrolle in der Wissenschaft" nach einer knapp dreimonatigen Prüfung der Arbeit gekommen. Guttenberg habe die Standards guter wissenschaftlicher Praxis "evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht".

Über die ganze Arbeit verteilt fänden sich Stellen, die als Plagiat zu qualifizieren seien, heißt es in der Mitteilung der Universität. Besonders deutlich lasse sich dies anhand der verwendeten Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages veranschaulichen.

Keine Mitverantwortung von Doktorvater

Peter Häberle (Foto: Universität Bayreuth)
Keine Mitverantwortung: Guttenbergs Doktorvater Peter HäberleBild: Uni Bayreuth

Nach Überzeugung der Kommission hat sich Guttenberg immer wieder die Autorenschaft für fremde Texte angemaßt. Das setze bewusstes Vorgehen voraus. Dafür sprächen eine Vielzahl von Indizien wie Umformulierung der Originaltexte, Umstellung der Syntax, Verwendung von Synonymen und einzelne Auslassungen.

Eine Mitverantwortung von Guttenbergs Doktorvater Peter Häberle, der die Arbeit mit der Bestnote "summa cum laude" bewertet hatte, erkannte die Universität nicht. Die Benotung hätte allerdings einer ausführlicheren Begründung bedurft. Es sei nicht ersichtlich, weswegen die Vergabe der Höchstnote gerechtfertigt schien.

Der CSU-Rechtsexperte Norbert Geis schließt trotz des Votums der Universität Bayreuth eine Rückkehr des ehemaligen Verteidigungsministers in die Politik nicht aus. "Ich sehe darin kein Hindernis, in die Politik zurückzukehren", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung".

Ausführliches bei Pressekonferenz

Der Präsident der Universität Bayreuth: Rüdiger Bormann (Foto: dapd)
Der Präsident der Universität Bayreuth: Rüdiger BormannBild: dapd

Den kompletten mehr als 40-seitigen Bericht der Selbstkontroll-Kommission wollen Hochschulpräsident Rüdiger Bormann und der Kommissionsvorsitzende Stephan Rixen am Mittwoch (11. Mai) bei einer Pressekonferenz vorstellen.

Guttenberg war Anfang März von allen Ämtern zurückgetreten. In den Wochen zuvor war bekanntgeworden, dass seine Doktorarbeit zahlreiche Passagen enthält, die von anderen Autoren übernommen, aber nicht als Zitate gekennzeichnet worden waren. Guttenberg selbst sprach von handwerklichen Fehlern, die Opposition warf ihm dagegen gezielte Täuschung vor.

Autor: Michael Borgers (dpa, rtr, dapd)

Redaktion: Martin Schrader