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Immer mehr Deutsche arbeiten unregelmäßig

2. September 2016

Die moderne Arbeitswelt wandelt sich rasch. Für viele Beschäftigte bedeutet das flexiblere und oft auch ungünstigere Arbeitszeiten, wie das Bundesarbeitsministerium erklärt. Die Linke warnt vor mehr Flexibilisierung.

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Symbolbild Arbeitszeit - Bürohochhaus in Düsseldorf (Foto: dpa)
In diesem Bürohochhaus in Düsseldorf wird auch spätabends noch gearbeitetBild: picture-alliance/dpa/M. Gerten

In Deutschland müssen Arbeitnehmer immer unregelmäßiger zum Job antreten. Zwar verbringen sie im Schnitt weniger Stunden bei der Arbeit, dies aber zu ungünstigeren Zeiten. So haben von 1995 bis 2015 wiederkehrende Tätigkeiten an Wochenenden, abends und in der Nacht teils deutlich zugenommen. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Fraktion hervor. Das Ministerium stützt sich auf den Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes und Zahlen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Im vergangenen Jahr arbeiteten demnach mehr als 1,7 Millionen Arbeitnehmer oder 4,8 Prozent länger als 48 Stunden pro Woche. 1995 haben nur 1,3 Millionen Menschen oder 4,2 Prozent diese Wochenarbeitszeit regelmäßig überschritten. Damals gingen außerdem rund 6 Millionen Beschäftigte gewohnheitsmäßig samstags oder sonntags ihrem Beruf nach, 2015 hingegen schon 8,8 Millionen - und damit jeder vierte Erwerbstätige.

Immer mehr Schichtarbeit

Im Schichtdienst arbeite aktuell knapp jeder Sechste, hieß es weiter: Binnen 20 Jahren sei die Zahl der Schichtarbeiter von 3,8 Millionen auf 5,6 Millionen gestiegen. Immer mehr Arbeitnehmer sind auch häufig nachts im Einsatz: Ihre Zahl stieg von 2,4 Millionen im Jahr 1955 auf 3,3 Millionen im vergangenen Jahr.

Das Arbeitsvolumen aller abhängig Beschäftigten kletterte in den zurückliegenden 20 Jahren dagegen nur moderat um 400.000 Stunden pro Jahr an, wie aus der Antwort der Regierung weiter hervorgeht. Es lag im Vorjahr bei 56,3 Millionen Stunden. Gleichzeitig stieg die Gesamtzahl der abhängig Beschäftigten von 30 auf 32 Millionen Personen an. Daraus folgt: Die gleiche Menge Arbeit wird auf mehr Beschäftigte verteilt.

Linke warnt vor mehr Flexibilisierung

Angesicht der überlangen Einsatzzeiten vieler Beschäftigter forderte die Linke eine gerechtere Arbeitsverteilung und erinnerte daran, dass "knapp 400.000 Arbeitslose sofort eine Vollzeitstelle antreten könnten". Überstunden müssten begrenzt werden. Die Beschäftigten hätten ein Recht auf klar geregelte Ruhezeiten, definierte Obergrenzen für die tägliche Arbeitszeit und eine Anti-Stressverordnung, sagte Jutta Krellmann, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion, der "Passauer Neuen Presse". Sie rief Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles auf, "der Ausbreitung atypischer Arbeitszeiten und den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken einen Riegel vorzuschieben".

In Erwartung eines neuen Arbeitszeitgesetzes streiten Gewerkschaften und Arbeitgeber bereits über die dort zu regelnden Einzelheiten. Während die Arbeitgeber vor allem flexiblere Regeln und eine Abkehr vom starren Acht-Stunden-Tag fordern, betont der Deutsche Gewerkschaftsbund das Recht der Arbeitnehmer, zu verlässlichen Zeiten abschalten zu können. Arbeitszeitregeln müssten zudem stärker mitbestimmt werden als bislang. Die IG Metall will die Arbeitszeit zum zentralen Tarif- und Mobilisierungsthema der kommenden Jahre machen. In einem ersten Schritt hat IG-Metall-Chef Jörg Hofmann den unbezahlten Überstunden den Kampf angesagt.

kle/mm (epd, dpa, afp, kna)