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Unter London so viel Öl wie in Kuwait

9. April 2015

Ein kleiner britischer Ölförderer will ein gigantisches Ölfeld im Süden von London entdeckt haben - Investoren sind begeistert, Umweltschützer nicht. Eine Öl-Förderung erweist sich schon jetzt als schwierig.

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Symbolbild - Erdöl
Bild: Getty Images/J. Raedle

"Wir haben hier eine relevante Entdeckung gemacht, wahrscheinlich die größte (an Land im Vereinigten Königreich) in den vergangenen 30 Jahren, und wir denken, dass dies nationale Bedeutung hat", sagte Stephen Sanderson, Chef von UK Oil & Gas Investments (UKOG), am Donnerstag der BBC. Bisher hat Großbritannien vor allem in der Nordsee gefördert, wo die Vorkommen aber langsam zur Neige gehen.

Rund um den Flughafen Gatwick könnten sich bis zu 100 Milliarden Barrel Öl befinden, teilte die UKOG am Donnerstag mit. Möglicherweise könne allerdings nur ein Teil davon gefördert werden. Zum Vergleich: In Kuwait belaufen sich die bestätigten Ölreserven ebenfalls auf rund 100 Milliarden Barrel (1 Barrel = 159 Liter). Die Zahlen ließen Investoren aufhorchen: Die UKOG-Aktie stieg in Folge der Nachricht zeitweise um 200 Prozent.

Eher Skepsis als Euphorie

Rohstoffanalyst Mike Jakeman von Economist Intelligence zeigte sich abwartend: "Auch wenn sich die Zahlen gut anhören, ist es unwahrscheinlich, dass diese Entdeckung die britische Energieindustrie wirklich wiederbelebt." Eine Förderung könne zu teuer sein. Angesichts der niedrigen Ölpreise seien derzeit vor allem günstigere Projekte für die Firmen interessant.

Angst vor Fracking

Rund um die Bohrlöcher in Südengland fürchten Anwohner, dass Ölfirmen den Rohstoff mit der umstrittenen Fracking-Methode an die Oberfläche holen wollen. UKOG hat nach eigenen Angaben aber keine Fracking-Pläne. Das Öl, das in rund 760 bis 900 Metern Tiefe liege, lasse sich auch anders fördern. Um wirklich Geld mit den Bohrungen zu verdienen, müsse man früher oder später dennoch auf Fracking zurückgreifen, sagte Geowissenschaftler Alastair Fraser vom Londoner Imperial College der BBC.

"Rückschritt ins 19. Jahrhundert"

Umweltschützer kritisierten den Wirbel um die neuen Zahlen als "Rückschritt ins 19. Jahrhundert". Die Freude über neu entdecktes Öl missachte alles, was die Menschheit über den Klimawandel gelernt habe, sagte Doug Parr, ein Wissenschaftler von Greenpeace.

In Großbritannien wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts an rund 2000 Stellen erfolgreich nach Öl gebohrt; 250 dieser Quellen sprudeln bis heute und liefern täglich 20.000 bis 25.000 Barrel.

dk/zdh (dpa/rtr/afp)