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Unternehmer aus dem "wirklichen Leben"

24. Januar 2018

Wenn sich die Mächtigen zum Weltwirtschaftsforum in Davos treffen, geht es um die Zukunft der Welt. Aber vielen von ihnen ist die Wirklichkeit fremd. Ganz anders die Sozialunternehmer, von denen auch einige hier sind.

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Anshu Gupta
Anshu Gupta - der Sozialunternehmer bei seiner ArbeitBild: Getty Images/AFP/M. Vatsyayana

Die Standseilbahn bleibt plötzlich mitten auf der Strecke stehen - die Schneeberge sind einfach zu hoch. Männer mit Schneeschaufeln eilen herbei, um die Strecke wieder freizubekommen. Seit Stunden kämpfen sie gegen die Schneemassen und versuchen den Weg freizuhalten für die Gäste des Hotels Schatzalp. Der einzige Weg vom Hotel, das auf 1800 Meter Höhe liegt, zum Tagungsort des Weltwirtschaftsforums 200 Meter weiter unten in Davos, führt an diesem Tag über diese Bahn. Wenn sie denn fährt.

Arbeit für die Ärmsten

Anshu Gupta (Artikelbild, bei seiner Arbeit in Indien) steht in der Kabine und fotografiert mit seinem Mobiltelefon. Seine Familie in Delhi wird staunen. Gupta ist zum ersten Mal beim Weltwirtschaftsforum dabei. . In Indien ist er ein erfolgreicher Sozialunternehmer. Goonj, heißt sein Unternehmen. Er ist zusammen mit 34 anderen von der Schwab Foundation nach Davos eingeladen worden

Sein Thema sind die Ärmsten der Armen in indischen Dörfern, ihre Bedürfnisse in Bezug auf Wasser, Infrastruktur, Bildung und Arbeit. Gupta geht mit seiner Organisation unternehmerisch vor. So schafft z.B. die Verwertung von gebrauchten Textilien Arbeitsplätze. Das Ziel ist nicht der Profit, sondern die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen unter völligem Verzicht auf Spenden.

"Man sollte aufhören, diese Menschen als Begünstigte zu sehen und sich selbst als Spender. Behandelt diese Menschen als Beteiligte", fordert er und fügt hinzu: "Unsere größte Herausforderung ist es, die Geisteshaltung zu verändern."

Arbeitsplätze schaffen Einkommen und führen zu neuem Selbstbewusstsein, ist Gupta überzeugt. Auf dem Weltwirtschaftsforum will er mit Unternehmern und Politikern diskutieren, denn die bisherigen Unternehmensmodelle hält er für veraltet.

"Was macht Ihr mit Eurem Abfall?"

World Economic Forum in Ruanda
Tracey Chambers, Co-Gründerin von "The Clothing Bank"Bild: World Economic Forum /Benedikt von Loebell

Tracey Chambers kann dem nur zustimmen. Die Südafrikanerin ist auch stolze Sozialunternehmerin. Mit "The Clothing Bank" hat sie zusammen mit ihrer Mitgründerin Tracey Gilmore hunderte Arbeitsplätze in Südafrika geschaffen, insbesondere für Frauen.

Saisonkleidung, die große Ketten aussortieren, wird eingesammelt und dann von den Frauen sortiert und wenn nötig repariert. Anschließend geht es in den Weiterverkauf durch zahlreiche Kleinstunternehmerinnen, die damit ihren Lebensunterhalt sichern. Die "Clothing Bank" bildet die Frauen auch aus, es gibt Computerschulungen, Rechnungswesen und vieles mehr im Angebot.

Auf dem Weltwirtschaftsforum will Chambers die Unternehmenschefs großer Handelsketten ansprechen. "Wir werden sie fragen, was sie mit dem Abfall machen, denn es gibt viel Geheimniskrämerei in der Branche und viele Vorstandsvorsitzende wissen überhaupt nicht, was mit ihrem Abfall geschieht. Sie übernehmen nicht unbedingt die Verantwortung für das Ende des Zyklus."

Gewinn ist zweitrangig

Was für die einen Abfall ist, schafft bei den anderen Arbeitsplätze und schont sogar noch die Umwelt. Der Gewinn ist nur wichtig, um wieder in das Unternehmen investieren zu können. Masa Kogure arbeitete noch vor wenigen Jahren bei der Unternehmensberatung McKinsey & Company. Der Japaner verdiente viel Geld, war aber völlig unzufrieden und erlitt ein Burnout. In seiner Arbeit sah er damals nur wenig gesellschaftlichen Nutzen. Heute sorgt er dafür, dass in Japan weniger Essen verschwendet wird.

"Es gibt mehr und mehr Konsumenten auf der Welt, die gerne eine soziale Botschaft in einem Produkt sehen und heutzutage gibt es immer mehr Zusammenarbeit zwischen dem sozialen und dem privaten Sektor, und es gibt einen größeren Fokus auf soziale Unternehmen", sagt er und ist sich deshalb sicher, dass er das Weltwirtschaftsforum für seine Zwecke nutzen kann. Er möchte mit Unternehmensvertretern ins Gespräch kommen und für seine Ideen werben.

Probleme hat er allerdings mit der Kälte im schweizerischen Davos. "In Japan haben wir nicht mehr so viel Schnee wie hier, das liegt am Klimawandel. Aber diese Schneemassen hier, das habe ich nicht erwartet", sagt er und schaut lachend auf seine eisverkrusteten Stiefel.