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'Ernüchternde Resultate'

Matthias Klein22. Juni 2007

Wie kann man die Armut in Afrika bekämpfen? Darüber diskutierten Vertreter von Politik und Nichtregierungsorganisationen auf einem Forum in Berlin. Die Bilanz danach fiel unterschiedlich aus.

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Bauer auf einem Feld
Investitionen in die Landwirtschaft (hier ein Bauer in Simbabwe) sind das beste Mittel um Armut zu bekämpfenBild: picture-alliance/dpa

Hunger ist vor allem ein Problem der Landbevölkerung. Laut der Nichtregierungsorganisation FIAN, dem FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk, leben 75 Prozent der Hungernden weltweit auf dem Land. Beim zweiten Europäischen Forum für nachhaltige ländliche Entwicklung in Berlin diskutierten mehr als 350 Vertreter von verschiedenen Geberstaaten, der EU, internationalen Institutionen und Organisationen über neue Strategien für die ländliche Entwicklung in Afrika.

Investitionen in die Landwirtschaft

Christoph Kohlmeyer, Referatsleiter Ländliche Entwicklung im Entwicklungsministerium, zog ein positives Fazit des Forums: "Es war sehr gut, denn es hat ein echter Dialog stattgefunden." Die Politik habe die Armut in Afrika im Blick.

Wichtig sei, dass sich afrikanische Politiker dazu verpflichtet hätten, zehn Prozent ihres Budgets in die Landwirtschaft zu investieren, erklärte Kohlmeyer. "Das ist der wirksamste Hebel, um Armut zu bekämpfen. Der politische Wille dazu hat sich jetzt manifestiert und das findet wirklich vor Ort statt." Zudem sei es notwendig, afrikanische Produkte stärker in regionalen Märkten zu verkaufen. Diese hätten ein größeres Wachstumspotenzial für die kleinbäuerliche Landwirtschaft als der Export.

Außerdem erklärte er, dass sich die Geberländer darauf verständigt hätten, einen Verhaltenscodex aufzustellen und so eine Orientierung zur eigenen Bewertung ihres Engagements zu schaffen. Von den Entwicklungsländern könne dieser Codex genutzt werden, um das Verhalten der Geber zu beurteilen. Es gebe nun bereits Ansätze guter Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort, der noch verbessert werden könne. "Ich bin sehr optimistisch", sagte Kohlmeyer.

NGOs: "Ernüchternde Resultate"

Unterernährtes Kind
Hunger ist vor allem ein Problem auf dem LandBild: dpa

Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und soziale Bewegungen zogen hingegen eine ambivalente Bilanz des Forums. Das Forum sei grundsätzlich gut, aber "wir sind ernüchtert über die Resultate", sagte Bernhard Walter, Agrarreferent von Brot für die Welt. "Viele Themen standen nicht auf der Tagesordnung und man hätte konkreter werden können."

Die Vertreter der NGOs kritisierten unter anderen die Politik der Europäischen Union, die bei Verhandlungen um so genannte Wirtschaftspartnerschaftsabkommen die afrikanischen Staaten unter Druck setze. "Die Strategie der Marktöffnung ist für Afrika falsch", meinte Armin Paasch, Handelreferent der FIAN. "Dadurch kämen noch mehr Importe aus Europa auf die afrikanischen Märkte und die einheimischen Kleinbauern würden verdrängt. Es wurde nicht anerkannt, dass sie geschützt werden müssen."

Falsche Annahme

Zudem sei versäumt worden, ein Konzept für eine Landreform zu diskutieren. Eine solche Landreform sei bei der Hunger-Bekämpfung von zentraler Bedeutung. Die reichen Geberländer aus dem Norden ignorierten aber die Notwendigkeit einer Umverteilung und Rückgabe von Land an die Ärmsten.

Darüber hinaus bemängelten die Nichtregierungsorganisationen die generelle Herangehensweise der Geberländer. "Ihrem Konzept liegt die Annahme zugrunde, dass alles, was dem Wirtschaftswachstum in armen Ländern hilft, den Armen hilft. Das stimmt so nicht", erklärte Rudolf Buntzel, Beauftragter für Welternährungsfragen beim Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). Wirtschaftswachstum helfe teilweise nur Großunternehmern.

"Technokratisches Konzept"

Ideen wie eine grüne Revolution für Afrika lehnen die Organisationen ab. Im Rahmen einer solchen grünen Revolution würde die Landwirtschaft industrialisiert werden, zum Beispiel durch moderne Infrastruktur in der Produktion. "Das ist in Afrika schon vor 30 Jahren gescheitert", meinte Buntzel. "Das Rezept der modernen Technologien geht an den Verhältnissen vor Ort vorbei. Die Bauern könnten gar nicht entsprechend investieren."

Die Geberländer wollten die Entwicklungsstrategie vorgeben, bemängelte Buntzel. "Sie verfolgen immer noch ein technokratisches Konzept, das von den Universitäten des Nordens stammt. Es bleibt hierarchisch - die Zivilgesellschaften der armen Länder selbst werden gar nicht erst gefragt. So kommt man an die arme Bevölkerung nicht heran."