Ureinwohner dürfen bedrohte Wale jagen
26. Juni 2010Um ihre traditionelle Kultur zu wahren, dürfen die Ureinwohner von Grönland und aus drei weiteren Ländern künftig die bedrohten Buckelwale jagen. Das hat die Internationale Walfangkommission (IWC) auf ihrer Tagung in Agadir in Marokko am Freitag (25.6.2010) beschlossen. Es soll aber strenge Quoten geben, die alle fünf Jahre überprüft werden.
Die in Grönland lebenden Inuit sollen demnach in den kommenden drei Jahren insgesamt 27 Buckelwale jagen dürfen. Im Gegenzug dürfen aber entsprechend weniger Finnwale erlegt werden. Einige wenige indigene Völker sind vom weltweiten Walfangverbot ausgenommen. So durften die Inuit bislang 178 Zwergwale, 19 Finnwale und 2 Grönlandwale jagen. Tierschützern geht das zu weit. Sie kritisieren, dass dieses Sonderrecht zu kommerziellen Zwecken missbraucht werde. Walfleisch sei auch schon in Supermärkten und Restaurants aufgetaucht.
Walfang-Moratorium bleibt
Keine Einigung gab es auf der fünftägigen IWC-Tagung, die am Freitag zu Ende ging, darüber, ob der kommerzielle Walfang wieder erlaubt werden soll. Dafür setzen sich die Walfangnationen Japan, Norwegen und Island ein. Ein Moratorium von 1986 verbietet den kommerziellen Walfang, allerdings ist zum Beispiel die Jagd zu "wissenschaftlichen Zwecken" erlaubt. In der Jagdsaison 2008/2009 wurden unter Ausnutzung solcher Ausnahmeregelungen mehr als 1500 Meeressäuger getötet.
Die Wahlfangkommission hatte zum Entsetzen von Tierschützern vorgeschlagen, die kommerzielle Jagd wieder zu erlauben. Im Gegenzug hätten sich Japan, Norwegen und Island aber an die Quoten der IWC halten. Derzeit legen die drei Länder ihre Quoten selbst fest. Außerdem hätte nach dem IWC-Kompromiss die Zahl der getöteten Wale innerhalb von zehn Jahren reduziert werden müssen.
Nächster Konferenzort: unbekannt
Bei den Verhandlungen hinter verschlossenen Türen konnte jedoch keine Einigung erzielt werden. IWC-Vizepräsident Anthony Liverpool erklärte anschließend, die Positionen lägen zu weit auseinander. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hatte dafür plädiert, lieber den Status Quo beizubehalten als einen "faulen Kompromiss" einzugehen.
Nun soll der Streit über den kommerziellen Walfang nächstes Jahr geklärt werden. Allerdings konnte auf der IWC-Konferenz kein Austragungsort für das nächste Treffen gefunden werden. Keines der 88 Mitgliedsländer erklärte sich bereit, eine Konferenz auszurichten.
Autor: Dirk Eckert (afp, apn, dpa)
Redaktion: Susanne Eickenfonder