Urgestein des deutschen Films: Günter Rohrbach
Er hat das deutsche Fernsehen und das heimische Kino geprägt wie kaum ein anderer: der Produzent Günter Rohrbach. Sein Film "Das Boot" wurde für sechs Oscars nominiert. Deutschlands Filmszene wäre ärmer ohne ihn.
Welterfolg "Das Boot"
Sein Projekt "Das Boot", das er als Geschäftsführer der Bavaria Film in der ersten Hälfte der 1980er Jahre betreute, war sowohl als TV-Serie als auch in der Kinofassung ein immenser Erfolg. "Das Boot" wird immer mit dem Namen Günter Rohrbach verbunden bleiben. Noch heute bewertet Rohrbach "Das Boot" als größte Herausforderung seiner langen Karriere als Produzent.
Umstrittene Fernsehprojekte
Günter Rohrbach war ein mutiger Produzent. In den 1960er und 1970er Jahren, Rohrbach war damals Leiter der Abteilung Fernsehspiel beim Westdeutschen Rundfunk, realisierte er Filme wie "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" (Regie: Rosa von Praunheim), die gesellschaftliche Tabu-Themen in die Öffentlichkeit brachten.
Petersens "Konsequenz"
Zu diesen Filmen gehörte auch "Die Konsequenz" des Regisseurs Wolfgang Petersen, einem seiner Lieblingsregisseure. Rohrbach hielt Petersen und dem ausführenden Produzenten Bernd Eichinger damals in seiner Funktion als WDR-Fernsehspielchef den Rücken frei, als es Proteste gegen den Film hagelte - die offene Darstellung von Homosexualität passte vielen Bedenkenträgern nicht.
Riesenprojekt "Berlin Alexanderplatz"
Nach seinem Job als WDR-Fernsehspielchef wurde Rohrbach 1979 Geschäftsführer der Bavaria Film. Dort begann er mit einer aufwendigen TV-Produktion - dem Mehrteiler "Berlin Alexanderplatz" (Regie: Rainer Werner Fassbinder). Der weltweite Serien-Hype unserer Tage war noch nicht abzusehen, Rohrbach und seine Mitstreiter wurden mit der Serie aber schon zu den Filmfestspielen in Venedig eingeladen.
Deutsche Geschichte für die Welt
Anschließend folgte "Das Boot". Der Kino-Film, der neben der TV-Fassung entstand, entwickelte sich zum Welterfolg, erhielt sechs Oscar-Nominierungen und wurde ein Zuschauererfolg - auch, weil er dem deutschen Kino nach langen Jahren ein Comeback in den USA verschaffte. Zudem wurde in den Medien plötzlich heftig über die Darstellung deutscher Geschichte diskutiert.
"Die unendliche Geschichte" erobert die Welt
Als Co-Produzent war Günter Rohrbach auch an der Verfilmung des Fantasy-Romans "Die unendliche Geschichte" beteiligt. Der Film von 1984 (Regie: Wolfgang Petersen/Produzent: u.a. Bernd Eichinger) wurde vielfach ausgezeichnet und war ein Publikumserfolg - auch wenn sich Michael Ende, der die Romanvorlage geschrieben hatte, aus künstlerischen Gründen von dem Film distanzierte.
Grenzgänger zwischen TV und Kino
Rohrbach, der in jungen Jahren für Kinofachzeitschriften geschrieben hatte, entwickelte ein feines Gespür für die künstlerischen Fähigkeiten von Regisseuren. So war es kein Zufall, dass er oft mit Dominik Graf zusammenarbeitete. Beide waren Grenzgänger zwischen TV und Kino, beide bewiesen immer wieder ihr Feingefühl für gute künstlerische Unterhaltung - wie hier in Grafs Film "Die Katze".
Umwerfende Komik: Schtonk!
In seine letzten Jahre als Bavaria-Geschäftsführer fiel auch die Verfilmung des Skandals um die gefälschten Hitler-Tagebücher. Mit der Komödie "Schtonk!" (1992), die die Machenschaften der Boulevard-Medien und den Umgang mit Nazi-Devotionalien aufspießte, holten Günter Rohrbach und sein Regisseur Helmut Dietl in Hollywood eine Oscar-Nominierung für den besten nicht-englischsprachigen Film.
Freier Produzent ab 1994
Nach den Jahren als WDR-Fernsehspiel- und Bavaria-Chef streifte Günter Rohrbach 1994 alle Fesseln ab und machte sich selbstständig. Dabei halfen ihm seine zahlreichen Kontakte aus früheren Zeiten. Auch als freier Produzent feierte er Erfolge, so 1999 mit "Aimée und Jaguar" (Regie: Max Färberböck), einem Film über eine Frauenfreundschaft während des Zweiten Weltkriegs in Berlin.
Blick in die Sowjetunion: "Hotel Lux"
Einer der letzten Filme von Günter Rohrbach als Produzent war 2011 die Produktion "Hotel Lux" (Regie: Leander Haußmann). Die Mischung aus Komik und Tragödie funktionierte künstlerisch recht gut - kam beim Publikum aber nicht an. Für Rohrbach war es eine der wenigen Enttäuschungen während seiner langen und erfolgreichen Karriere als Kino- und Fernsehfilmproduzent.