Der Neandertaler, ein Künstler?
Verzierte Knochen deuten darauf hin, dass der Neandertaler schlauer war als angenommen. Blick auf einen Sensationsfund - und auf frühere Entdeckungen.
Der ästhetische Neandertaler
Er ist ein Symbol für Dumpfheit, doch die Geschichte muss neu geschrieben werden: Der Neandertaler war wohl schlauer als lange angenommen. In der Einhornhöhle im Harz haben Forscher einen verzierten Riesenhirsch-Knochen entdeckt. Die Kerben deuten darauf hin, dass die Neandertaler vor mehr als 50.000 Jahren über ungeahnte kognitive Fähigkeiten verfügten und über Symbole miteinander kommunizierten.
Näher verwandt, als wir glauben
Schon länger war bekannt, dass die Neandertaler geschickte Werkzeugmacher gewesen sind, auf verschiedene Arten und Weisen Feuer machen konnten, Großwild jagten - und sogar Beziehungen mit dem Homo sapiens eingingen.
Überholtes Bild des Neandertalers
In der Popkultur werden Neandertaler immer wieder als gedrungene, knüppelschwingende Brutalos dargestellt. Dieses Bild wurde vor allem vom Fund eines Skeletts aus dem Jahr 1908 inspiriert, das jedoch ein verformtes Rückgrat und krumme Knie hatte. Im Oxford English Dictionary steht unter dem Eintrag "Neandertaler" unter anderem "primitive, unzivilisierte oder rüpelhafte Person".
Ein neuer Zweig im Stammbaum
Erst vor kurzem wurden bei Ausgrabungen in einem Senkloch in der Nähe von Tel Aviv die Überreste eines bislang unbekannten Typus von Urmensch entdeckt. Dieser lebte Seite an Seite mit dem Homo sapiens vor mehr als 100.000 Jahren. Die Funde bestehen aus Schädel- und Kieferteilen eines Menschen, der vor ca. 120.000 bis 140.000 Jahren gelebt hat.
Gestatten, Nesher Ramla Homo
Forscher gehen davon aus, dass die Überreste des neu getauften "Nesher Ramla Homo" zu einem der letzten Überlebenden seiner Art gehörten und dass diese eng mit dem europäischen Neandertaler verwandt war. Einige seiner Artgenossen könnten bis nach Indien und China gewandert sein, denn Funde von dort ähneln den Knochen in Israel.
Wie die Beatles einen Ahnen tauften
Der Beatles-Song "Lucy in the Sky With Diamonds" wurde zur Feier des Tages gespielt, nachdem ein 3,2 Millionen Jahre altes, weibliches Skelett gefunden worden war. Also wurde der Menschenaffe Australopithecus afarensis nach dem Hit der Fab Four getauft. Lucy wurde 1974 vom Paläontologen Donald C. Johanson in Äthiopien entdeckt und ist einer der frühesten Ahnen der Menschheit.
Flo alias "Hobbit"
Hobbit, auch bekannt als Flo, wurde ursprünglich nach ihrem Fundort benannt, der indonesischen Insel Flores. Die Überreste der kleinen Dame aus der Art Homo floresiensis sind 18.000 Jahre alt. Flo war etwa dreißig Jahre alt und maß nur 1,10 Meter. Zu ihrem Fantasy-Spitznamen kam sie durch den Hype um "Der Herr der Ringe", der zur Zeit ihrer Entdeckung im Jahr 2004 auf seinem Höhepunkt war.
Früher aufrechter Gang
1924 entdeckten Bergleute nahe Taung in Südafrika einen ungewöhnlichen Schädel. Der Anatomie-Experte Raymond Dart fand heraus, dass er einer Dreijährigen aus dem Tribus der Hominini gehört hatte, den er Australopithecus africanus nannte. Das 2,8 Millionen Jahre alte Fossil birgt Hinweise auf den aufrechten Gang, was die Theorie stützte, dass der moderne Mensch sich in Afrika entwickelt hatte.
Rekonstruktion durch DNA
2008 entdeckte der Archäologe Michail Schunkow die Überreste einer unbekannten menschlichen Spezies nahe der russisch-kasachischen Grenze. Genetiker fanden heraus, dass ihre DNA zu einem bislang unbekannten Vorfahren des Menschen gehörten. Die Denisova-Menschen wurden nach ihrem Fundort benannt. Vermutlich sind sie - getrennt von den frühen Neandertalern und Homo sapiens - aus Afrika eingewandert.
Ein neuer Verwandter des Homo sapiens?
Mehr als 1.500 fossile Knochen, die zu mindestens 15 Individuen unterschiedlichen Alters des Homo naledi gehören, wurden 2015 in einem Höhlensystem mit dem wohlklingenden Namen "Rising Star" in Südafrika entdeckt. Die Experten sind sich jedoch uneinig: War dies ein früher Homo sapiens oder ein früher Homo erectus?
Sie erzählen ihre Geschichte
Die Kunst unserer Vorfahren gibt uns Hinweise auf unsere Vergangenheit. Diese Höhlenmalereien aus dem Chiribiquete National Park in Kolumbien sind mehr als 22.000 Jahre alt. Archäologen gehen davon aus, dass Menschen schon vor etwa 20.000 bis 30.000 Jahren Amerika besiedelt haben.
Die älteste Höhlenmalerei
Im Jahr 2017 entdeckten Archäologen Höhlenmalereien im indonesischen Sulawesi. Da diese mit Ocker angefertigt wurden, einem anorganischen Material, konnten sie nicht mit der Radiokarbonmethode datiert werden. Die Forscher datierten daher die Stalagmiten und Stalagtiten, die die Malereien umgaben, und fanden heraus, dass das älteste Bild vor mindestens 45.500 Jahren gemalt wurde.