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Russischer Aufmarsch in Syrien?

9. September 2015

In Washington verdichten sich Hinweise auf ein direktes militärisches Engagement des Kreml in dem Bürgerkriegsland. Außenminister Kerry rief in Moskau an. Die syrischen Truppen geraten derweil zunehmend unter Druck.

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Russische Antonow 124 (quelle: AL.COM /Landov)
Bild: picture-alliance/dpa/V.Pesnya

Nach Erkenntnissen der Obama-Administration gibt es offenbar immer mehr Anzeichen für einen russischen Militäraufmarsch in Syrien. Russland habe zusätzliche Flugzeuge und zwei Landungsschiffe, die auch Panzer transportieren können, sowie eine kleine Zahl Marine-Infanteristen nach Syrien geschickt, verlautete aus Washingtoner Regierungskreisen. Dies liege lediglich 24 Stunden oder etwas länger zurück. Vermutlich gehe es darum, ein Flugfeld nahe der Hafenstadt Latakia vorzubereiten.

Die Gegend ist eine Hochburg des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, dessen Schutzmacht Russland ist und der immer stärker die Kontrolle über das Bürgerkriegsland verliert. Welche Absichten die Führung in Moskau genau verfolge, sei unklar.

US-Außenminister John Kerry rief noch einmal bei seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow an und brachte seine Besorgnis über eine möglicherweise drohende Eskalation der Gewalt zum Ausdruck. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier warnte Russland, aber auch Frankreich und Großbritannien, vor einem stärkeren militärischen Eingreifen in Syrien. Die Atom-Einigung mit dem Iran und die neue Initiative der Vereinten Nationen böten erstmals Ansatzpunkte für eine politische Lösung, sagte der SPD-Politiker im Bundestag. Es könne nicht sein, "dass jetzt wichtige Partner, die wir brauchen, auf die militärische Karte setzen."

Moskau bestätigt nur Militärberater in Syrien

Beim Außenministerium in Moskau hatte man sich am Mittwoch erneut betont gelassen gegeben. Man habe die Militärhilfe für die syrische Führung nie verheimlicht, sagte die Sprecherin Maria Sacharowa und fügte hinzu: "Es gibt in Syrien auch russische Militärexperten, die den Syrern helfen, mit der Technik umzugehen." Die "Hysterie" über die Anwesenheit russischer Soldaten sei ihr unverständlich.

Auch nach Angaben aus dem benachbarten Libanon handelt es sich dabei nicht allein um Beratertätigkeiten. Russische Soldaten hätten sehr wohl an Kämpfen gegen Aufständische in Syrien teilgenommen, bislang allerdings in geringer Zahl, teilte ein Informant, der nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur Reuters mit.

Russische Flugzentrale im Aufbau?

Nach jüngsten Angaben von US-Regierungsbeamten errichten die Russen im Raum Latakia Fertigbau-Unterkünfte, die "hunderten" Menschen Platz böten. Außerdem hätten sie tragbare Ausrüstung für die Luftraumkontrolle mitgebracht. "All dies legt nahe, dass Russland plant, von diesem Flugfeld aus eine Art Flugeinsatzzentrale zu betreiben", sagte einer der Beamten.

Russlands Verbündeter Assad gerät im Kampf gegen die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) und andere Rebellengruppen zunehmend in die Defensive. An diesem Mittwoch zog sich die Armee vom letzten wichtigen Luftwaffenstützpunkt in der Provinz Idlib im Nordwesten zurück, wie das Staatsfernsehen berichtete.

Islamisten erobern Flughafen in der Provinz Idlib

Nach zweijähriger Belagerung hätten die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündete A-Nusra-Front und andere Rebellengruppen den Militärflughafen Abu Duhur erobert, erklärte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die verstärkten Aktivitäten Russlands stoßen in den USA auf große Skepsis. Die US-Luftwaffe bombardiert gemeinsam mit anderen Staaten Stützpunkte des IS, der weite Teile Syriens erobert und dort ein Kalifat ausgerufen hat. Anfang der Woche hatte die Regierung in Washington die beiden NATO-Partner Griechenland und Bulgarien gebeten, russischen Maschinen mit dem Ziel Syrien die Überflugrechte zu verweigern.

Während Bulgarien den Luftraum sperrte, erklärte Moskau jetzt, Griechenland habe seinen Luftraum für Flüge zur humanitären Hilfe geöffnet. Auch der Iran habe allen Bitten um Überflüge stattgegeben, meldet die Agentur Interfax unter Berufung auf die russische Botschaft in Teheran.

uh/SC (afp,rtr, dpa, APE)