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Brandbrief für die Deutsche Bank

23. Juli 2014

Die Deutsche Bank kassiert erneut einen ordentlichen Rüffel aus den USA: In einem Brief bezichtigt die US-Aufsicht die Bank der Schlamperei bei Buchführung und Kontrolle.

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Deutsche Bank Logo Zentrale in New York
Bild: Getty Images

Zinssatzmanipulation, faule Hypothekenpapiere, Verstöße gegen das US-Embargo, Beratung für Steuertrickser - als ob die Deutsche Bank nicht schon genug Fronten mit den USA hätte, eröffnet sie nun eine weitere: Die regionale Notenbank von New York FRBNY, Aufseherin über die größten amerikanischen und ausländischen Banken im Land, wirft der US-Tochter der Deutschen Bank in einem Schreiben an die Bankführung vor, schlampig zu bilanzieren und ihre Bücher unzureichend zu prüfen.

Es gehe dabei aber nicht um Tricksereien bei der Bewertung von Wertpapieren, sondern eher um technische Fehler.

Die Notenbank soll das Schreiben bereits am 11. Dezember 2013 verschickt haben, nun berichtete das "Wall Street Journal" (WSJ) darüber. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin wollte sich zur Kritik der US-Aufseher nicht äußern.

Nach Angaben des WSJ verfasste den Brief Daniel Muccia, der für die Aufsicht der US-Töchter ausländischer Geldinstitute zuständig ist. Seiner Einschätzung nach muss die Deutsche Bank möglicherweise einige Berichte und Dokumente nachkorrigieren. Früher angesprochene Fehler seien bislang nicht behoben worden. Sollte es sich aber tatsächlich nur um technische Fehler handeln, würde sich am Geschäftsbericht der Bank nichts ändern.

Kritik von allen Seiten

Die FRBNY verfügt über mehrere Möglichkeiten, wie sie Banken, die sich nicht an Vorgaben halten oder Fehler machen, belangen kann. Sie kann mahnende Briefe verschicken - wie am 11. Dezember geschehen. Sie hat aber auch die Macht, je nach Schweregrad des Verstoßes, die Geschäftsaktivitäten der Banken einzuschränken.

Die Deutsche Bank bemüht sich um Schadensbegrenzung: "Wir arbeiten weiter sorgfältig daran, unsere Kontrollen und Systeme zu stärken und haben uns verpflichtet, hierin branchenführend zu sein", erklärte das Institut. Dazu werde wie angekündigt eine Milliarde Euro investiert.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich eine US-Aufsichtsbehörde die Deutsche Bank vornimmt: Im Juni 2013 hatte die Einlagensicherungsbehörde FDIC erklärt, angesichts der Verschuldungsquote sei Deutschlands größtes Geldhaus "schrecklich unterkapitalisiert". Die Bank wies dies zurück und erklärte, gemessen am neuen Branchenstandard Basel III sei sie eines der am besten kapitalisierten Institute der Welt. Dann allerdings folgte in diesem Jahr eine gut 8 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung.

Und erst in dieser Woche ist die Deutsche Bank erneut in die Schlagzeilen geraten, weil der US-Senat das Geldhaus gerügt hat: Ein Unterausschuss für Steuerfragen kritisierte die Bank harsch und warf ihr und der britischen Barclays Bank vor, Hedgefonds bei Steuertricksereien geholfen zu haben. Die beiden Geldhäuser hätten komplexe Finanzprodukte an die Fonds verkauft, worauf diese viele Milliarden Dollar weniger Steuern hätten zahlen müssen. Nach Erkenntnissen der Abgeordneten waren die Geschäfte zwar legal, aber moralisch fragwürdig.

jw/bea (dpa, rtrd, Wall Street Journal)