US-Firmen weniger zufrieden mit Deutschland
2. November 2021US-amerikanische Firmen sind nicht mehr so zufrieden mit Deutschland wie im Vorjahr. Das hat die aktuelle Umfrage der der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany) unter den 50 umsatzstärksten US-Firmen hierzulande ergeben. Der Standort Deutschland wird zwar positiv, aber nur noch mit einer 2,4 bewertet. 2020 war es noch eine 1,9.
Positiv haben sie dabei verschiedene Maßnahmen in der Corona-Krise gesehen. So habe das Kurzarbeitergeld, der Rettungsschirm für Selbstständige und Mittelständler, Extrageld für Familien sowie Hilfen für Künstler den Standort gestärkt. Allerdings habe es auf der anderen Seite zu wenig staatliche Investitionen gegeben, bemängeln die US-Firmen und die deutsche Verwaltung hinke bei der Digitalisierung hinterher.
Entsprechend fordern die hierzulande tätigen US-Unternehmen von der neuen Bundesregierung Reformen. Es sei wichtig, jetzt die Weichen zu stellen, damit US-Firmen weiterhin in den Wirtschaftsstandort Deutschland investieren, meint Simone Menne, Präsidentin von AmCham Germany. "Die kommende Bundesregierung muss neue Ideen entwickeln, die Deutschlands Innovation und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig und langfristig fördern. Im Mittelpunkt sollten dabei der Klimawandel, die digitale Transformation und die Bewältigung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie stehen," so Menne.
Gewinner und Verlierer der Top-50 US-Unternehmen in Deutschland
Im Geschäftsjahr 2020 hat die Pandemie auch bei den größten US-Unternehmen in Deutschland Spuren hinterlassen. Der Gesamtumsatz der Top 50 fiel um 1,4 Prozent auf 189 Milliarden Euro. Zwar sind einige Branchen wie Handel, Software, Logistik und Pharma deutlich gewachsen, andere mussten dagegen Federn lassen.
Zu den umsatzstärksten Firmen gehören Amazon Deutschland mit 25,9 Milliarden Euro Erlös, gefolgt vom Autobauer Ford mit 15,7 Milliarden Euro Umsatz. Microsoft profitierte ebenfalls von der durch Corona ausgelösten Digitalisierungsschub und realisierte 6,76 Milliarden Euro Umsatz. Unternehmen im Pharmabereich, die Laborausrüstung herstellen, konnten ebenfalls wachsen (Thermo Fisher und Abbott). Dagegen haben US-Unternehmen aus dem Mobilitätsbereich unter den globalen Folgen der Pandemie und gestörten Lieferketten gelitten. Bei ihnen sanken die Umsätze in den letzten Monaten.
Insgesamt haben die 50 größten in Deutschland tätigen US-Unternehmen haben im Corona-Jahr 2020 mehr Mitarbeiter eingestellt. Deren Zahl wuchs um 2300 auf rund 276.500. Auch die ausländischen Direktinvestitionen amerikanischer Firmen in Deutschland steigen kräftig trotz Corona-Pandemie. Für US-Unternehmen bleibe Deutschland ein spannender Markt, was auch mehrere große Übernahmen zeigten, sagte AmCham-Vizepräsident Frank Riemensperger.
Erholung in Sichtweite
Besonders Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Rohstoffe, Energie und Chemie machten Anfang 2021 höhere Umsätze als 2020. Auch Konsumgüter profitieren von den Lockerungen während der Pandemie.
"Ob die Entwicklung allerdings so nachhaltig ist, wie sie im Dienstleistungs- und Handelssektor scheint, bleibt abzuwarten", sagt Riemensperger. "Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass für dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit kein Weg an der digitalen Transformation vorbei führt. Die durchgängige Digitalisierung von Produkt und Service, Produktion und Vertrieb ist eine Mammutaufgabe - dieser müssen sich die Unternehmen nun auf beiden Seiten des Atlantiks stellen."
Wichtigste transatlantische Aufgaben
Die Top-50 US-Unternehmen sehen Klima- und Umweltschutz und die Abschaffung von Zöllen als wichtigste transatlantische Themen. Gut die Hälfte der befragten Firmen bewerten den Umgang der US-Regierung mit Klima- und Umweltschutz "kurz vor einer Lösung". Dazu habe das Bekenntnis der neuen US-Administration zum Pariser Klimaabkommen beigetragen. Die neugegründeten transatlantischen Foren, wie die US-German Climate and Energy Partnership und der EU-US Trade & Technology Council, schlügen den richtigen Weg ein, um Klimaschutz und transatlantischen Handel gemeinsam zu gestalten.
iw/hb (AmCham, dpa, rtr)