US-Justiz weitet Anklage gegen Assange aus
25. Juni 2020Die US-Justiz hat eine neue Anklage gegen den Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange, erlassen. Das Justizministerium in Washington teilte mit, gegen den 48-Jährigen werde von einer breiteren Verschwörung beim Hacken von Computern als bislang ausgegangen. Demnach hätten "Assange und andere" Menschen dafür rekrutiert, Netzwerke zu hacken, damit Wikileaks davon profitiere.
Zahl der Anklagepunkte erhöht sich nicht
In der aktualisierten Anklageschrift wird behauptet, Assange habe sich unter anderem mit Personen aus den Hacker-Gruppen LulzSec und Anonymous verschworen. Außerdem soll er sich "unautorisierten Zugang zu einem staatlichen Computersystem eines NATO-Landes" verschafft haben. Allerdings würden zu den bisher 18 Anklagepunkten gegen Assange keine weiteren hinzugefügt, heißt es weiter.
Die US-Justiz wirft Assange vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen. Dabei soll Washington zufolge insbesondere die Sicherheit von US-Informanten aufs Spiel gesetzt worden sein. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten drohen Assange bis zu 175 Jahre Haft. Er bestreitet die Vorwürfe. Die Wikileaks-Enthüllungen hatten auch zur Aufdeckung von Kriegsverbrechen durch amerikanische Soldaten geführt.
In Londons Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh
Assange hatte sich aus Angst vor einer Auslieferung an die USA 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet. Damals lag gegen ihn ein europäischer Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor. Die Ermittlungen wurden jedoch später eingestellt. Die britische Polizei verhaftete Assange im April 2019, weil er mit der Flucht in die Botschaft gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte. Er wurde zu einem knappen Jahr Gefängnis verurteilt. Der gebürtige Australier sitzt seit rund einem Jahr im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Eine Anhörung zum US-Antrag auf Auslieferung Assanges war im Mai wegen der Corona-Pandemie auf September verschoben worden.
sti/sam (ap, afp, dpa)