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US-Regierung gibt ICANN-Verwaltung ab

15. März 2014

Die globale Internetinfrastruktur steht vor einer großen Veränderung. Die Straßenkarte des WWW, bisher unter Kontrolle der US-Regierung, soll von internationalen Firmen und Regierung fortgeschrieben werden.

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Symbolbild USA Prism NSA Abhörskandal (Fotos: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die US-Regierung hat angekündigt, die Verwaltung der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) in internationale Hände zu geben. Bisher war die ICANN dem US-Handelsministerium unterstellt; ein entsprechender Vertrag läuft im September 2015 aus und wird nicht verlängert, wie ICANN-Vize-Chef Fadi Chehadé in Washington mitteilte.

Die neue Verwaltungsstruktur soll in die Hände von privaten Firmen, Regierungen sowie weiteren Mitgliedern der Öffentlichkeit übergehen. Chehadé sagte, dass neue Modell müsse "die Offenheit des Internets" beibehalten. Der Startschuss für den Übergangsprozess fällt bereits bei der kommenden ICANN-Konferenz in Singapur Ende März.

Die ICANN vergibt die übergeordneten Internet-Domainnamen, wie .com oder .de. Seit jeher war das US-Handelsministerium für die Aufsicht der Organisation verantwortlich. Russland und China war diese Kontrolle ein Dorn im Auge. Sie forderten seit längerem, weitere Staaten bei der Aufsicht zuzulassen. Auch die EU-Kommissarin Neelie Kroes hatte im Zuge der NSA-Spionageaffäre dafür plädiert, dass die technische Kontrolle der USA über das Internet enden müsse.

Domain Endung Neue Endungen Namen Webadresse Stadt Internet (Fotos: dpa)
Bald auch für Adressen in der Hauptstadt zu haben: die Endung .berlinBild: picture-alliance/dpa

Domains mit Endung von Städten

Beobachter sehen daher in diesem Schritt auch einen Versuch der US-Regierung, ihren Kritikern entgegenzukommen. Allerdings gehen sie davon aus, dass Washington keine alleinige staatliche Kontrolle über die ICANN-Verwaltung erlauben wird. Die Vereinten Nationen hatten 2012 bereits versucht, ihre UN-Behörde, die International Telecommunications Union (ITU), als weiteren Verwalter von ICANN zu platzieren. Dabei war die UN auch von zahlreichen Staaten, wie China und Russland, unterstützt worden. Die USA hatten jedoch dies verhindert.

Eine sichtbare Änderung der Praxis der Domainvergabe wird es in den kommenden Tagen in Deutschland geben. Nachdem die ICANN 2011 beschloss, die Zahl der Adress-Endungen drastisch zu erhöhen, können nun auch Domains mit Städte-Namen oder werbewirksamen Begriffen reserviert werden. So können Privatpersonen und kleinere Firmen in der Hauptstadt ab kommenden Dienstag Adressen mit der Endung .berlin erwerben. Im Ruhrgebiet haben Internet-Enthusiasten bereits seit dem 25. Februar Zugriff auf die Domain .ruhr.

zam/kle (afpe, dpa, rtre)