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USA: Bayers Teilsieg im Glyphosat-Streit

6. Oktober 2021

Die Mutter eines krebskranken Kindes hat einen Prozess gegen die Bayer-Tochter Monsanto verloren. Die Geschworenen sahen keinen Zusammenhang zwischen dem glyphosathaltigen Herbizid Roundup und der Erkrankung des Jungen.

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Roundup
Bild: Getty Images/AFP/P. Huguen

Der seit Jahren mit milliardenschweren Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten ringende Bayer-Konzern hat in den Vereinigten Staaten erstmals einen Prozess um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters gewonnen. Die Geschworenen in Los Angeles befanden, dass die Erkrankung eines Jungen mit dem Non-Hodgkin-Lymphom nicht auf die Verwendung des glyphosathaltigen Pestizids Roundup zurückgeht. Ein Anwalt der Klägerin erklärte, man prüfe eine Berufung. "Wir haben großes Mitgefühl für Ezra Clark und seine Familie", hieß es in einer Mitteilung von Bayer. 

Wenngleich der aktuelle Fall nicht hochgerechnet werden sollte, zeige er, dass ein Glyphosat-Prozess gegen Bayer kein Selbstläufersei, kommentierte ein Börsenhändler die jüngste Entwicklung. Der Fall könnte Bayer Argumente in den Vergleichsverhandlungen bei noch ausstehenden Klagen liefern.

Monsanto - eine wirklich teure Übernahme

Bayer betont stets, dass Roundup bei sachgerechter Anwendung sicher sei und verweist auf entsprechende Einschätzungen unter anderem der US-Umweltbehörde EPA und auch der Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland. Die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung hatte hingegen 2015 konstatiert, dass Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" sei.

Bayer hatte sich die teuren Rechtskonflikte rund um Roundup 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto ins Haus geholt. Nach der ersten Prozessniederlage im Sommer desselben Jahres hatte sich der Abwärtstrend der Bayer-Aktien beschleunigt. So waren die Glyphosat-Klagen infolge einer Niederlage in einem Prozess im Sommer 2018 nach oben geschnellt. Zwei weitere Schlappen für Bayer folgten seither.

Monsanto Roundup Unkrautvernichter
Ein Unkrautvernichter als Verkaufsschlager: Monsantos Roundup - 2016 in einem Fachgeschäft in New YorkBild: picture-alliance/Photoshot

Der Hardeman-Fall

Ungleich wichtiger als der aktuelle Sieg in dem Prozess in Los Angeles ist aber die anstehende Entscheidung des höchsten US-Gerichts (Supreme Court) in einem anderen Fall. Denn Bayer-Chef Werner Baumann setzt auf eine höchstrichterliche Entscheidung, um eine grundlegende Trendwende herbeizuführen. Dazu reichte Bayer im Sommer beim Supreme Court einen Antrag auf Revision des Falls Hardeman ein.

In diesem Fall hatte ein Bundesberufungsgericht in San Francisco im Mai eine Verurteilung des Konzerns zu Schadenersatz in Millionenhöhe an den an Krebs erkrankten Edwin Hardeman bestätigt, der jahrelang Roundup verwendet hatte. Zur Begründung hatte es in dem Fall unter anderem geheißen, Monsanto habe nicht genügend vor den gesundheitlichen Risiken des Einsatzes von Roundup gewarnt.

Milliarden-Strafen drohen

Sollten die Richter die Revision es Hardeman-Falles zur Entscheidung annehmen und später im Sinne von Bayer urteilen, hätte dies Signalwirkung. Die Deutschen versprechen sich, dann die Glyphosat-Streitigkeiten im Grunde beenden zu können.

Für den Fall, dass der Supreme Court sich mit dem Glyphosat-Verfahren nicht befassen will oder gegen Bayer entscheidet, hat der Konzern Rückstellungen von 4,5 Milliarden Dollar gebildet. Mit dem Geld würde Bayer dann ein Programm aufsetzen, um in den kommenden 15 Jahren mit den Forderungen neuer Kläger umzugehen. Zuvor hatte Bayer bereits mehr als 11 Milliarden Dollar für ein Vergleichspaket zur Beilegung von US-Klagen zurückgestellt. Rund 96 000 Fälle sind bereits endgültig beigelegt worden.

dk/hb (rtr, afp, dpa)