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USA bedauern Kundus-Bombardement

7. Oktober 2015

Die USA bleiben dabei: Der verhängnisvolle Angriff auf das Krankenhaus in Kundus kam auf Bitten der afghanischen Armee zustande. Allerdings bemüht man sich im Pentagon, in der Sache nicht zu selbstgerecht zu erscheinen.

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Kundus Afghanistan: Angriff der USA auf ein Krankenhaus
Bild: picture-alliance/dpa/Ärzte ohne Grenzen

US-Verteidigungsminister Ashton Carter hat nach dem Angriff auf ein Krankenhaus in Kundus sein tiefes Bedauern über den Verlust unschuldiger Leben ausgedrückt. 22 Menschen waren am Samstag bei dem vermutlich versehentlichen Angriff eines amerikanischen Flugzeugs auf die Klinik in Afghanistan gestorben. Das Pentagon werde die Ermittlungen Afghanistans und der Nato voll unterstützen, erklärte Carter. "Durch vollständige und transparente Aufklärung tun wir alles, um diesen tragischen Zwischenfall zu verstehen, aus ihm zu lernen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, wo das nötig ist." Zuvor hatte der Kommandierende der US- und Nato-Streitkräfte, General John Campbell, gesagt, die Klinik sei "fälschlicherweise getroffen" worden.

Entscheidung "in der US-Befehlskette"

Campbell blieb am Dienstag im Streitkräfteausschuss des US-Senats bei seiner Einschätzung, dass der als Kriegsverbrechen kritisierte Angriff auf Bitten der afghanischen Armee erfolgt sei. "Wir würden niemals absichtlich eine geschützte medizinische Einrichtung anvisieren", sagte der General. Die Entscheidung sei in der US-Befehlskette gefallen.

Kämpfer der radikal-islamischen Taliban hatten weite Teile des ehemaligen Bundeswehr-Einsatzgebietes unter ihre Kontrolle gebracht. Regierungstruppen eroberten bis Montag das Stadtzentrum der Großstadt Kundus zurück. Angesichts des Vorrückens der Taliban sprach sich der amerikanische Vier-Sterne-General für einen längeren Truppenverbleib aus. "Afghanistan bleibt eine der gefährlichsten Regionen der Welt", betonte Campbell.

Der anhaltende Druck auf radikale Gruppen und die Ausbildung der afghanischen Armee durch US- und Nato-Streitkräfte hätten Terroranschläge im Ausmaß der Attacken vom 11. September 2001 verhindert, fügte der Kommandeur hinzu. Nach dem Willen von US-Präsident Barack Obama sollen die verbleibenden 9800 amerikanischen Soldaten bis Ende 2017 abgezogen werden. Ob die afghanischen Sicherheitskräfte ohne Unterstützung der USA auskommen, ist allerdings sehr fraglich.

John F. Campbell
General CampbellBild: Getty Images

Angesichts der Kämpfe in Kundus haben sich sämtliche humanitären Helfer aus der nordafghanischen Stadt zurückgezogen. Es gebe dort "keine humanitären Organisationen mehr", teilte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe im schweizerischen Genf mit. In der Region würden Lebensmittel und andere Unterstützung nun bei "sporadischen" Aktionen verteilt.

ml/stu (dpa, rtr)