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USA: Chiquita zu Schadenersatz in Millionenhöhe verurteilt

11. Juni 2024

Der US-Bananenkonzern hat nach Überzeugung eines Gerichts jahrelang eine rechtsextreme Miliz in Kolumbien finanziert. Diese beging schwere Menschenrechtsverbrechen.

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Kolumbien - Chiquita-Werbeschild
Chiquita, mit Hauptsitzen in Etoy (Schweiz) und Fort Lauderdale (USA), zählt zu den größten Bananenexporteuren der Welt (Archivbild)Bild: Fabian Sommer/dpa/picture alliance

Wegen seiner Verbindungen zu Paramilitärs in Kolumbien ist der US-Bananenkonzern Chiquita erneut zu Schadenersatz in Millionenhöhe verurteilt worden. Ein Geschworenengericht im Bundesstaat Florida im Süden der USA entschied, dass das Unternehmen 38,3 Millionen Dollar (35,6 Millionen Euro) an die Familien von acht kolumbianischen Männern zahlen muss, die von den Vereinigten Selbstverteidigungskräften Kolumbiens (AUC) getötet wurden.

Chiquita zahlte den Paramilitärs von 1997 bis 2004 demnach rund 1,7 Millionen Dollar. Das Geld habe dazu gedient, die Präsenz von Bewaffneten vor allem in der nordwestlichen Bananen-Anbauregion Urabá im Departement Antioquia sowie im Departement Magdalena zu erhöhen. Mit den Beträgen seien auch schwere Menschenrechtsverbrechen finanziert worden. Die Argumentation von Chiquita, es habe sich um Schutzgelder gehandelt, mit denen eine unmittelbare Bedrohung des Unternehmens und seiner Mitarbeiter verhindert werden sollte, verwarf die Jury.

"Profit auf Kosten der Menschenrechte"

Der juristische Direktor der US-Nichtregierungsorganisation Earth Rights International, Marco Simons, begrüßte das Urteil als "deutliche Botschaft an Unternehmen auf der ganzen Welt, die auf Kosten der Menschenrechte Profit machen". Eine Anwältin der Hinterbliebenen sagte, die Entscheidung mache die getöteten Ehemänner und Söhne nicht wieder lebendig, sie stelle aber die Dinge richtig und mache Chiquita für die "Finanzierung des Terrorismus" verantwortlich.

Kolumbien: Waffen der AUC, die nach deren offizieller Auflösung in einem Depot zusammengetragen wurden (14.12.2007)
Waffen der AUC, die nach deren offizieller Auflösung in einem Depot zusammengetragen wurden (2007)Bild: Mauricio Duenas/AFP/Getty Images

Dem Unternehmen war bereits 2007 wegen ähnlicher Vorwürfe eine Geldstrafe von 25 Millionen Dollar auferlegt worden. Chiquita hatte damals zugegeben, zwischen 2001 und 2004 Schutzgelder für die Sicherheit seiner Beschäftigten gezahlt zu haben, und zugleich von einer Erpressung durch die AUC gesprochen. Weitere Klagen von Hinterbliebenen, deren Angehörige Opfer des Bürgerkriegs wurden, sind noch anhängig.

Hauptakteur des Bürgerkrieges

Die paramilitärische AUC wurde von der US-Regierung und der EU als terroristische Vereinigung eingestuft. Sie wird für mindestens 25.000 Tötungen verantwortlich gemacht. Die rechtsextreme Miliz galt bis zu ihrer offiziellen Auflösung 2006 als eine der brutalsten Gruppen des Landes und als einer der Hauptakteure des Bürgerkriegs in Kolumbien. In dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen staatlichen Sicherheitskräften, linken Guerillagruppen, rechten Paramilitärs und Drogenkartellen sind seit den 1960er-Jahren mehrere Hunderttausend Menschen getötet und etliche Millionen vertrieben worden.

Kolumbien - Chiquita
Präsident Gustavo Petro hatte nach seiner Wahl vor zwei Jahren erklärt, er wolle Kolumbien nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs befrieden (Archivbild)Bild: Joaquin Sarmiento/AFP/Getty Images

Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro, der früher selbst einer Guerilla angehörte, hatte bei seinem Amtsantritt vor zwei Jahren versprochen, Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen aufzunehmen, um das Land zu befrieden. Doch noch immer hält die Gewalt in zahlreichen Regionen an. Gefährdet sind vor allem Menschenrechtsaktivisten, Umweltschützer, Indigene oder Bauern, die sich Rebellen oder Drogenkartellen in den Weg stellen.

jj/AR (afp, rtr, epd)