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Zivile Opfer

11. Januar 2007

Bei den Luftangriffen der USA und Äthiopiens in Somalia sind nach Angaben von Augenzeugen bis zu 100 Zivilisten getötet worden. Der gesuchte Top-Terrorist Fazul Abdullah Mohammed ist nicht darunter.

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Äthiopische Soldaten im Anti-Terror-Einsatz in Somalia (Quelle: DPA)
Äthiopische Soldaten im Anti-Terror-Einsatz in SomaliaBild: picture-alliance/ dpa

Nach dem US-Luftangriff am Montag und mehreren weiteren von äthiopischen Hubschraubern geflogenen Angriffen seien mindestens hundert Tote gezählt worden, sagte Scheich Abdullahi Ali Malabon, ein Stammesältester aus der Region Afmadow, am Donnerstag (11.1.07) der Nachrichtenagentur AFP. Von dieser Opferzahl sprachen auch andere Augenzeugen in der Grenzregion nahe Kenia. Von unabhängiger Seite wurden die Zahlen zunächst nicht bestätigt.

Äthiopiens Luftwaffe hat nach offiziellen Angaben bereits seit sechs Tagen Luftangriffe gegen mutmaßliche Terroristen in Somalia geflogen. Die Islamisten seien allerdings noch nicht vollständig besiegt, die Jagd auf geflohene islamische Milizen werde fortgesetzt, teilte das Informationsministerium am Donnerstag in Addis Abeba mit.

Einschränkte Informationen

Die US-Regierung hat weitere Einsätze von amerikanischen Flugzeugen und Helikoptern bestritten. Zugleich machte Außenamtssprecher Sean McCormack am Mittwoch (Ortszeit) in Washington deutlich, dass die USA die Flucht von mutmaßlichen Terroristen aus Somalia verhindern wollten. Er werde aber nicht sagen, wie dies geschehe. McCormack warb auch um Verständnis bei den europäischen Verbündeten. Bei Anti-Terror-Einsätzen müsse man oft ein gewisses Maß an Schutz und Sicherheit haben. Wenn die USA ihren Freunden und Alliierten Informationen geben könnten, würden sie das tun. "Aber dabei gibt es offenkundig Einschränkungen", sagte er. Und wenn die Europäer die Bemühungen nicht unterstützten, sei das manchmal eben nicht zu ändern.

Flugzeugträger Dwight D. Eisenhower vor der Küste von Somalia (Quelle: AP)
Flugzeugträger Dwight D. Eisenhower vor der Küste von SomaliaBild: AP

Der scharf kritisierte US-Angriff ist vom UN-Sicherheitsrat zur Kenntnis genommen worden. Die USA informierten das höchste UN-Gremium am Mittwoch über den Einsatz, Fragen und Einwände seitens der restlichen Mitglieder gab es nicht, wie russische und chinesische Diplomaten nach der Sitzung erklärten. Die US-Gesandte Jackie Sanders unterstrich, der Luftangriff im Süden Somalias habe hochrangigen El-Kaida-Anführern gegolten.

Noch keine Gewissheit

Der US-Botschafter in Kenia hat Berichte über den Tod eines gesuchten führenden El-Kaida-Terroristen in Somalia dementiert. "Fazul Abdullah Mohammed wurde weder getötet noch gefangen genommen", sagte Botschafter Michael Ranneberger, der auch für Somalia zuständig ist, am Donnerstag in Nairobi. Er schloss zudem aus, dass es bei dem Angriff zivile Opfer gegeben habe.

Mohammed gilt als Verantwortlicher für die Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998, bei denen mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen waren. Somalische Regierungsvertreter und amerikanische Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, Mohammed sei bei einem US-Luftangriff getötet worden.

Das US-Verteidigungsministerium bestätigte inzwischen Berichte, wonach eine kleine Zahl von Soldaten eines US-Spezialkommandos in Somalia operiert und unter anderem mit äthiopischen Truppen Beweise nach dem Luftangriff vom Sonntag sicher stellt. Nach US-Medienberichten geht es dabei vor allem um DNA-Proben um festzustellen, ob mutmaßliche Top-Terroristen bei dem Angriff getötet worden sind.

UNHCR warnt vor Flüchtlingsproblem

Etwa 100 Somalis, die bei den Luftangriffen der vergangenen Tage verletzt wurden, sind nach Informationen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) auf dem Weg zur kenianischen Grenze. "Wir sind sehr besorgt, was mit ihnen geschehen wird, da die Grenze weiterhin geschlossen ist", sagte ein Sprecher des UNHCR am Donnerstag in Liboi, dem Grenzposten zwischen Kenia und Somalia. Die Verletzten sollen aus dem Ort Dobley stammen, der mehrfach Ziel von Luftangriffen war. Zudem halten sich nach Angaben von Hilfsorganisationen bis zu 7000 somalische Flüchtlinge im Grenzgebiet auf, denen der Weg nach Kenia versperrt ist.

Das UNHCR verhandelt derzeit mit den kenianischen Behörden über eine baldige Öffnung der Grenze, die Kenia aus Sicherheitsgründen geschlossen hatte. Kenia befürchtet, dass unter den Flüchtlingen auch Angehörige der islamischen Milizen sein könnten. In den nahe gelegenen Flüchtlingslagern in Dadaaab leben zum Teil seit Jahren bereits mehr als 160.000 somalische Flüchtlinge. (kas)