Marco Rubio: Vom "kleinen Marco" zum US-Außenminister
15. November 2024Die Machtfrage zwischen dem designierten Außenminister Marco Rubio und Donald Trump ist seit den Vorwahlen der Republikaner 2016 entschieden. Als Hoffnungsträger einer "neuen Generation" war der damals 44-jährige republikanische Senator aus Florida in den Vorwahlkampf seiner Partei gezogen. Rubio hatte den Ruf eines moderaten Gegenpols zu den extremen Positionen des späteren Siegers Donald Trump, der als Außenseiter in das Rennen gegangen war.
Als Sohn kubanischer Einwanderer – sein Vater arbeitete als Barkeeper, seine Mutter als Zimmermädchen – in Miami geboren, wollte er als Politiker das Ideal des "amerikanischen Traums" vom gesellschaftlichen Aufstieg verkörpern. Obwohl seine Umfragewerte anfangs vielversprechend waren, musste er im März 2016 das Rennen aufgeben. Nach einer deutlichen Niederlage in seinem Heimatstaat Florida gegen Donald Trump, den er während des Wahlkampfs als einen "Dritte-Welt-Diktator" bezeichnet hatte, zog sich der Senator aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurück.
Trumps "Little Marco"
Trotz seiner Niederlage gegen Trump, den er im Wahlkampf als "Betrüger, der die Partei niemals kontrollieren wird" gebrandmarkt hatte, stärkte die Kampagne Rubios nationales Image und seine Rolle als gewichtige Stimme innerhalb der Republikaner.
Trotz der Tatsache, dass Trump ihn im Präsidentschaftsvorwahlkampf als "Little Marco" verspottet hatte, zeigte sich jedoch bereits in Trumps erster Amtszeit eine starke Übereinstimmung zwischen beiden Politikern in außenpolitischen Fragen. Rubio, der im Senat im Ausschuss für auswärtige Beziehungen und im Geheimdienstausschuss tätig war, befürwortet – ebenso wie Trump – eine harte Linie gegenüber China und eine konfrontative Haltung gegenüber autoritären Regimen wie Iran, Venezuela und Kuba. Auch seine pro-israelische Haltung und die Nähe zu Premierminister Benjamin Netanjahu schaffen eine ideologische Verbindung zum neuen US-Präsidenten.
Der Senator äußerte in der Vergangenheit Kritik an Trumps NATO-Politik und dessen Umgang mit Wladimir Putin. Die Konsequenz aus seinem Credo für eine interventionistischen Außenpolitik, die er viele Jahre favorisiert hat.
Ein wenig Distanz wahren
Trumps Lüge von der "gestohlenen Wahl" 2020 hat sich Rubio nicht zu eigen gemacht - den Sturm auf das Kapital klar verurteilt. Außenpolitisch hat sich der Politiker im Wahljahr allerdings gewandelt und der isolationistischen Haltung seines künftigen Chefs angenähert. Er stimmte im Senat gegen die Ausweitung der Ukraine-Hilfen und setzt heute auf ein schnelles Ende des Krieges: "Ich bin nicht auf der Seite Russlands – aber leider ist die Realität, dass der Krieg in der Ukraine nur durch eine Verhandlungslösung beendet werden kann", so Rubio in einem NBC-Interview.
Der designierte Präsident äußert sich voll des Lobes über seinen künftigen Minister: "Er wird ein starker Fürsprecher für unsere Nation sein, ein wahrer Freund unserer Verbündeten und ein furchtloser Kämpfer, der niemals vor unseren Gegnern zurückschrecken wird", so Trump in einer Erklärung.
Kritik an Deutschland
Für die Bundesregierung dürfte Rubio kein einfacher Partner werden. Der US-Politiker hat deutsche Unternehmen mehrfach dafür kritisiert, dass sie immer noch in China investieren. Wie sein künftiger Chef verlangt Rubio von den Europäern, ihre Verteidigungsausgaben massiv zu erhöhen. Die europäischen Nato-Mitglieder müssten ihren Anteil an der Last steigern - die USA könnten die Verteidigung Europas nicht allein bezahlen.
Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt wünscht sich der künftige Außenminister eine aktivere Rolle Deutschlands. Rubio hatte Berlin in der Vergangenheit mehrfach für seine anfänglich zögerliche Unterstützung der Ukraine kritisiert, aber die Bedeutung Deutschlands für die europäische Sicherheit unterstrichen. Dem erfahrene Außenpolitiker Rubio dürfte allerdings – bei aller Kritik in Einzelfragen – grundsätzlich an einem engen Schulterschluss mit Deutschland und den anderen europäischen Nato-Partnern gelegen sein.