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Noch mehr Kopfgeld für "El Chapo"

6. August 2015

Nach dem spektakulären Ausbruch von "El Chapo" Guzmán haben die USA ein Kopfgeld auf den mexikanischen Drogenboss ausgesetzt – und zwar ein ziemlich hohes. Derweil hat Guzmán für den Fall seiner Festnahme vorgesorgt.

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Mexikos Generalstaatsanwältin Arely Gómez zeigt ein Foto von Joaquín "El Chapo" Guzmán (Foto: AFP)
Mexikos Generalstaatsanwältin Arely Gómez zeigt ein Foto von Joaquín "El Chapo" GuzmánBild: Getty Images/AFP/Y. Cortez

Nach Mexiko haben auch die USA ein Kopfgeld auf den berüchtigten Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán ausgesetzt: Bis zu fünf Millionen US-Dollar (rund 4,6 Mio Euro) würden für Hinweise gezahlt, die zur Festnahme des Verbrechers führten, teilte die Antidrogenbehörde DEA mit. Sie richtete zudem eine eigene Telefonnummer und Email-Adresse für Anzeigen ein. Die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft hatte bereits zuvor ein Kopfgeld in Höhe von 60 Millionen Pesos (etwa 3,4 Millionen Euro) auf ihn ausgesetzt.

Guzmán war am 11. Juli durch einen Tunnel aus einem Hochsicherheitsgefängnis im Zentrum Mexikos geflohen. Tausende Soldaten und Polizisten suchen den Chef des Sinaloa-Kartells im ganzen Land.

"Joaquín 'El Chapo' Guzmán hat in den USA und Mexiko Leben zerstört und seine Festnahme hat für die DEA hohe Priorität", sagte der kommissarische DEA-Chef Chuck Rosenberg. "Seine Flucht stellt eine Gefahr für die Sicherheit beider Länder da." Die DEA vermutet Guzmán noch immer in Mexiko. "Wo ist er am sichersten und am besten geschützt?", fragte Rosenberg. "Wahrscheinlich in Sinaloa." In seinem Heimatstaat Sinaloa im Westen Mexikos hatte Guzmán sein mächtiges Drogenkartell aufgebaut. Für den Fall einer Festnahme haben die Vereinigten Staaten seine Auslieferung beantragt.

Für den Fall seiner erneuten Festnahme sorgte Guzmán bereits vor: Seine Anwälte legten Einspruch gegen die drohende Auslieferung des Kartell-Chefs an die USA ein, wie die Justizbehörden mitteilten. Zuvor hatte ein Bundesrichter den Auslieferungsantrag der Vereinigten Staaten genehmigt und einen Haftbefehl gegen "El Chapo" ausgestellt. In den USA liegen mehrere Haftbefehle wegen Drogenhandels gegen ihn vor.

Geringes Vertrauen in die Regierung

Für seine Flucht muss Guzmán Helfer innerhalb und außerhalb des Gefängnisses gehabt haben. Der Fall rückte die verbreitete Korruption und den weitreichenden Einfluss der mexikanischen Verbrechersyndikate in den Fokus.

Polizisten durchsuchen nach "El Chapos" Flucht die Nachbarschaft (Foto: Reuters)
Polizisten durchsuchen nach "El Chapos" Flucht die NachbarschaftBild: Reuters/Str

In kürzlich veröffentlichten Umfrage der Zeitung "Reforma" sagten 87 Prozent der befragten Mexikaner, Guzmán habe bei seiner Flucht Unterstützung von Beamten gehabt. Die Reaktion der Regierung auf den Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis vor knapp drei Wochen bewerteten 79 Prozent als schlecht. Angesichts des peinlichen Vorfalls gab auch die Zustimmung zur Arbeit der Regierung insgesamt weiter nach. 64 Prozent zeigten sich unzufrieden mit der Politik von Präsident Enrique Peña Nieto. Bei der letzten Umfrage im März hatte die Ablehnung noch bei 57 Prozent gelegen. Besonders schlecht wurden die Leistungen im Kampf gegen Korruption und organisiertes Verbrechen bewertet.

Auf der "Forbes"-Liste der reichsten Menschen

Mit dem Sinaloa-Kartell hatte Guzmán ein weltumspannendes kriminelles Netzwerk aufgebaut, an dessen Spitze er nach seiner Flucht wieder rücken dürfte. "El Chapo" kam 1957 in dem Dorf La Tuna de Badiraguato im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa zur Welt. Der Sohn einer armen Familie verkaufte als Jugendlicher Orangen, bevor er sich in den 1980er Jahren der Drogenbande um Miguel Ángel Félix Gallardo anschloss.

Nach der Festnahme des Chefs gründete er das Sinaloa-Kartell. Die US-Antidrogenbehörde DEA bezeichnet das Syndikat als multinationalen Großkonzern des organisierten Verbrechens. Guzmán war 1993 in Guatemala festgenommen worden, doch 2001 gelang ihm die Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Mexiko. Mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde US-Dollar schaffte er es auf die Liste der reichsten Menschen der Welt der Zeitschrift "Forbes". Im Februar 2014 nahmen Marineinfanteristen "El Chapo" in einem Apartment in der Küstenstadt Mazatlán im Westen des Landes fest. Gerade einmal 17 Monate verbrachte der Drogenboss in Haft, bis er durch den 1,5 Kilometer langen Tunnel in die Freiheit spazierte.

stu/chr (afp, dpa)