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PolitikAsien

USA und Südkorea weiten Militärübung aus

5. November 2022

Als Reaktion auf zahlreiche Raketenstarts durch Nordkorea nimmt ein strategischer US-Bomber an der verlängerten Militärübung teil. Der UN-Sicherheitsrat hat zu Nordkorea erneut keine gemeinsame Linie gefunden.

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U.S. Air Force B-1B Lancer
Auch ein US-Bomber B-1B soll an der Militärübung mit Südkorea teilnehmen (Archivbild)Bild: Master Sgt. Nicholas Priest/U.S. Air Force/UPI Photo/Newscom/picture alliance

Nach zahlreichen Raketenstarts durch Nordkorea dehnen die USA und Südkorea eine gemeinsame Militärübung aus. Seit Tagen halten die beiden Länder eines der größten Luftraum-Militärmanöver ab. Das wird nun als Reaktion auf die anhaltenden Provokationen Nordkoreas um einen Tag verlängert. Zudem wird nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums ein strategischer US-Bomber vom Typ B-1B teilnehmen. Südkorea hatte zuvor die Vereinigten Staaten gebeten, den Einsatz "strategischer Mittel" zu verstärken. Laut Verteidigungsminister Lee Jong Sup hat Washington dem zugestimmt. Es sei der erste Einsatz der B-1B bei amerikanisch-südkoreanischen Übungen seit 2017.

Insgesamt vier Kampfjets sollen nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap seit Ende Oktober im US-Außengebiet Guam stationiert sein. Sie tragen zwar keine Atomwaffen, werden aber von der US-Luftwaffe als "Rückgrat der amerikanischen Langstreckenbomber" bezeichnet. Pjöngjang war in der Vergangenheit besonders verärgert über die Stationierung dieser strategischen US-Waffen.

Atomwaffentest befürchtet

Das von Machthaber Kim Jong Un geführte Nordkorea testet derzeit in ungewohnt hoher Frequenz Raketen und heizt damit die Spannungen in der Region an. Erst am Samstag wurden nach Erkenntnissen des südkoreanischen Militärs ballistische Raketen in Richtung offenes Meer abgefeuert. Mindestens vier Kurzstreckenraketen seien nach dem Start in Nordkorea erfasst worden. Sie seien etwa 130 Kilometer weit in Richtung des Gelben Meers geflogen. Diese Woche hat die selbsterklärte Atommacht laut südkoreanischem Militärs mehr als 25 Raketen einschließlich einer Interkontinentalrakete mit mehreren Tausend Kilometern Reichweite getestet. Am Freitag versetzte Südkorea 80 Kampfjets in Bereitschaft, nachdem sein Militär etwa 180 nordkoreanische Kriegsflugzeuge im Luftraum der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang erfasst hatte.

Raketentest in Nordkorea
Vor einem TV-Bildschirm in Seoul verfolgen Passanten den Bericht über den Start einer ballistischen Rakete vor der Ostküste NordkoreasBild: Heo Ran/REUTERS

In der Nacht zum Freitag schoss Pjöngjang zudem Artillerie-Sperrfeuer auf die "maritime Pufferzone" im Seegebiet zwischen den beiden Ländern ab. Washington und Seoul warnen seit Monaten davor, dass Nordkorea in naher Zukunft einen Atomwaffentest ausführen könnte. Es wäre der erste seit 2017.

Gespaltener UN-Sicherheitsrat

Auch im UN-Sicherheitsrat waren die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel erneut Thema. Doch auch bei der neunten Nordkorea-Sitzung in diesem Jahr verhinderte die Spaltung des Gremiums ein gemeinsames Vorgehen. Die 15 Mitglieder des wichtigsten UN-Gremiums einigten sich am Freitag in New York nicht auf eine gemeinsame Stellungnahme. Stattdessen verurteilten eine Reihe von Ländern - darunter die USA, Großbritannien und Frankreich - die anhaltenden Raketentests Pjöngjangs separat.

Ein geschlossenes Vorgehen des Sicherheitsrates scheiterte in der Vergangenheit stets am Widerstand Chinas, das als engster internationaler Partner Nordkoreas gesehen wird. In der neuerlichen Sitzung kritisierte der chinesische Botschafter unter anderem die amerikanisch-südkoreanischen Militärübungen, durch die die Spirale der Eskalation angetrieben werde. Er betonte jedoch auch, dass Peking klar gegen jegliche atomare Aufrüstung auf der koreanischen Halbinsel sei.

Ukraine-Krise der chinesische Botschafter in den USA Zhang Jun bei einer Krisensitzung des UN-Sicherheitsrats
Chinas UN-Botschafter Zhang Jun kritisiert die Militärübung (Archivbild)Bild: ASSOCIATED PRESS/picture alliance

Die USA warfen China und auch Russland vor, Nordkorea zu decken und vor weiteren Sanktionen zu schützen. Beide Ländern hätten sich "verbogen", um Pjöngjangs Raketenstarts zu rechtfertigen, sagte die US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield. "Sie können sich nicht aus der Verantwortung des Sicherheitsrates stehlen, nur weil die Demokratische Volksrepublik Korea Ihnen Waffen verkaufen könnte, um Ihren Angriffskrieg in der Ukraine anzuheizen", sagte sie an die Adresse Russlands. China warf sie vor, in Nordkorea eine Pufferzone zu den USA zu sehen. 

Der Sicherheitsrat sollte eine konstruktive Rolle spielen, anstatt immer nur Druck auszuüben, erklärte der chinesische UN-Botschafter. China und Russland drängen auf eine Lockerung der bestehenden Sanktionen aus humanitären Gründen und hoffen damit, die nordkoreanische Regierung zu einer Rückkehr zu Verhandlungen zu bewegen.

UN wollen raus aus der Sackgasse

Die Vereinten Nationen appellierten an das mächtigste Gremium ihres Verbundes. "Die Einigkeit des Sicherheitsrates in dieser Angelegenheit ist wesentlich, um Spannungen abzubauen, um die diplomatische Sackgasse und den negativen Aktions-Reaktions-Zyklus zu überwinden", erklärte der ranghohe UN-Vertreter Khaled Khiari. UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat die Raketenstarts verurteilt und Nordkorea aufgefordert, "unverzüglich von weiteren Provokationen abzusehen".

cwo/qu (afp, dpa, rtr)