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USA verdienter Weltmeister

Andreas Sten-Ziemons6. Juli 2015

In einem hochklassigen Endspiel der Frauen-WM in Kanada setzt sich das US-Team gegen Titelverteidiger Japan durch. Die US-Girls machen früh alles klar, im bislang torreichsten Finale der WM-Historie.

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US-Sieg gegen Japan, Jubel Spielerinnen USA (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Mannschaft der USA hat die Fußballweltmeisterschaft der Frauen in Kanada gewonnen. Das US-Team setzte sich klar und deutlich mit 5:2 (4:1) gegen Titelverteidiger Japan durch und nahm damit erfolgreich Revanche für das verlorene Finale vor vier Jahren in Deutschland. Damals hatten die Japanerinnen im Elfmeterschießen gewonnen. Diesmal brachte US-Spielführerin Carli Lloyd die USA mit einem Doppelschlag früh auf die Siegerstraße (3. und 5. Minute). Anschließend trafen Lauren Holiday (14.) und erneut Lloyd (16.) für die neuen Weltmeisterinnen, die damit als bislang einzige Nation, den Weltmeisterpokal zum dritten Mal in die Höhe recken durften. Yuki Ogimi gestaltete das Ergebnis mit ihrem Treffer zum 1:4 für Japan etwas erträglicher (27.). Das 2:4 durch ein Eigentor von Julie Johnston sorgte noch einmal kurz für Hoffnung (50.), ehe Tobin Heath mit dem 5:2 postwendend für die endgültige Entscheidung sorgte (54.). Nie sind in einem WM-Endspiel mehr Tore geschossen worden. Die USA setzen sich damit 16 Jahre nach ihrem letzten WM-Titel von 1999 wieder die WM-Krone auf.

Furioser Beginn

Das Spiel vor 53.341 Zuschauern in Vancouver war noch keine 180 Sekunden alt, als der Ball auch schon zum ersten Mal im Netz zappelte. Nach der ersten Ecke der Partie, die ungewohnt flach und hart in Richtung Elfmeterpunkt serviert wurde, hieß es 1:0. Lloyd sprintete heran und drückte den Ball aus vollem Lauf über die Linie. Wenig später jubelte sie erneut. Bei einer Freistoßflanke von der rechten Angriffsseite reagierte die US-Kapitänin am schnellsten und staubte aus kurzer Distanz ab.

Anschließend sorgten zwei individuelle Fehler der Japanerinnen dafür, dass das Ergebnis noch deutlicher wurde: Zunächst unterschätzte Innenverteidigerin Azusa Iwashimizu einen langen Ball und verlängerte ihn ungewollt per Kopf in Richtung eigenes Tor. Holiday nutzte die Gelegenheit, und drosch den Ball volley aus zehn Metern zum 3:0 in die Maschen. Und während die zahlenmäßig weit überlegenen US-Fans noch jubelten, fiel auch schon der nächste Treffer - und was für einer: Lloyd eroberte den Ball in der eigenen Hälfte, sah, dass Japans Torfrau Ayumi Kaihori weit vor dem Tor stand und schoss fast von der Mittellinie einfach mal drauf. Ihr Schuss wurde lang und länger, Kaihori rutschte auch noch weg und der Ball titschte vom Innenpfosten zum 4:0 ins Netz.

Frauen-WM Finale Jubel Carli Lloyd und Hope Solo (Foto: dpa)
Carli Lloyd (l.) ist mit drei Treffern die entscheidende Spielerin des Endspiels - sie erzielt das 1:0, 2:0 und 4:0Bild: picture-alliance/dpa

Die Partie war im Grunde entschieden - doch Japan, das Schwierigkeiten hatte, gegen die aggressiven US-Girls sein schnelles Kurzpassspiel aufzuziehen, gab nicht auf: Yuki Ogimi nutzte eine der wenigen Gelegenheiten der Japanerinnen eiskalt aus. Sie nahm den Ball im Strafraum an, schaute kurz und hob das Leder an US-Torfrau Hope Solo vorbei ins lange Eck. Solo war damit nach 539 WM-Minuten ohne Gegentor wieder bezwungen. Damit scheiterte sie knapp bei dem Versuch, den bisherigen Rekord von Deutschlands Nummer eins, Nadine Angerer, der bei 540 WM-Minuten steht, zu brechen.

USA mit schneller Antwort

Nach der Pause, sah es dann so aus, als könnten die Japanerinnen, die bereits vor dem Seitenwechsel zweimal gewechselt hatten, die Wende doch noch schaffen. Bei einer Freistoßflanke hatten die Titelverteidigerinnen Glück, dass Johnston den Ball unhaltbar für Solo zum 4:2 ins eigene Tor verlängerte. Doch Japan durfte nicht lange davon träumen, das Spiel möglicherweise noch zu drehen. Erneut war es eine Standardsituation, die die Entscheidung brachte: Eine weit geschlagene Ecke segelte zunächst an allen vorbei, der Ball wurde aber nochmal in die Mitte gebracht und Heath war zur Stelle. Mit einem harten Schuss aus wenigen Metern Torentfernung ließ sie der japanischen Abwehr keine Chance.

Als zehn Minuten vor dem Ende kein Zweifel mehr bestand, wer den Sieg davontragen würde, wechselte US-Coach Jill Ellis auch Superstar Abby Wambach noch ein, was die US-Fans mit lautem Jubel goutierten. Die 35-jährige Stürmerin, die seit 2001 für das US-Team spielt, durfte sich damit im Spätherbst ihrer Karriere und bei ihrem letzten WM-Spiel, endlich den Traum vom Weltmeistertitel erfüllen. Fingerspitzengefühl bewies Ellis auch bei ihrer letzten Einwechslung: Die Trainerin brachte mit der 40-jährigen Christie Rampone eine Spielerin, die bereits 1999 beim WM-Titel dabei war und die sich nun, nach über 300 Länderspielen zum zweiten Mal Weltmeisterin nennen darf und der die Ehre gebührte, den WM-Pokal gemeinsam mit Wambach als erste entgegen zu nehmen.

Neben der WM-Trophäe gab es weitere Ehrungen für die US-Spielerinnen: Hope Solo wurde zur besten Torhüterin der WM gekürt. Carli Lloyd wurde mit dem goldenen Ball als beste Spielerin des Turniers ausgezeichnet. Deutschlands Angreiferin Celia Sasic landete in dieser Konkurrenz auf Rang zwei. "Wir haben Geschichte geschrieben", sagte Lloyd anschließend im ZDF. "Es fühlt sich noch gar nicht real an. Ich bin so stolz auf jede einzelne unserer Spielerinnen."

Und hier gibt es den Liveticker des aufregenden und turbulenten Finales noch einmal zum Nachlesen: