Sanktionen
30. September 2010Mehr als ein Jahr nach der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste gegen das umstrittene Ergebnis der iranischen Präsidentschaftswahl hat US-Präsident Barack Obama Sanktionen gegen ranghohe iranische Vertreter verhängt. Wegen "fortwährender und schwerer Menschenrechtsverletzungen" werde das von den USA kontrollierbare Vermögen von acht Amtsträgern eingefroren. Die acht Personen sollen künftig außerdem keine Einreise-Visa für die USA erhalten, teilte das US-Finanzministerium mit. "Diese Offiziellen sind dafür verantwortlich, dass iranische Bürger auf tyrannische Weise geschlagen, gefoltert, vergewaltigt, erpresst oder getötet wurden", sagte US-Außenministerin Hillary Clinton am Mittwoch (29.09.2010) in Washington.
Dass der US-Präsident gegen amtierende Regierungsvertreter eines anderen Landes Sanktionen verfügt, ist ungewöhnlich. Von den Maßnahmen betroffen sind unter anderem der Chef der iranischen Revolutionsgarden, Mohammed Ali Dschafari, der Generalstaatsanwalt des Landes, Gholam Hossein Mohseni Ejehei, Innenminister Mustafa Mohammed Nadschar sowie der stellvertretende Polizeichef des Landes, Ahmad Resa Radan.
Menschenrechte im Fokus
Die Maßnahmen der US-Regierung richten sich erstmals gegen die Menschenrechtsverletzungen im Iran: Aus Protest gegen die offenkundig manipulierte Präsidentschaftswahl im Juni 2009 waren hunderttausende Menschen in Teheran und anderen Städten des Landes auf die Straße gegangen. Die Kundgebungen wurden gewaltsam niedergeschlagen, bis heute dauern die Repressionen gegen die Opposition an, zahlreiche Kritiker sind noch inhaftiert. Das Vorgehen und die Haftbedingungen sind in den vergangenen Monaten von Menschenrechtlern immer wieder massiv kritisiert worden.
Mit den neuen Maßnahmen ziehen die USA die Daumenschrauben gegen das Regime von Präsident Mahmud Ahmadinedschad weiter an. Mehrfach hatten die Amerikaner und andere Staaten bereits Sanktionen gegen den Iran verhängt, bisher allerdings im Zusammenhang mit dessen umstrittenen Atomprogramm. Teheran wird verdächtigt, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms an einer eigenen Atombombe zu bauen. Es gebe Beweise, dass die bisher erlassenen Sanktionen bei der iranischen Führung Wirkung zeigten, sagte Clinton.
Hinweise auf neue Gespräche
Die Sanktionen wegen der Menschenrechtsverstöße bezeichnete US-Außenministerin Hillary Clinton als ein "neues Werkzeug". Gegen einzelne Offizielle wegen klar bezeichneter Taten vorzugehen, würde in der iranischen Bevölkerung zu größerem Verständnis führen, als willkürlich Sanktionen gegen ein ganzes Land zu erlassen, sagte Clinton. Ziel sei es, der Misshandlung von Bürgern ein Ende zu setzen und Solidarität mit den Opfern zu zeigen, so die US-Außenministerin. Sie rief den Iran zur Freilassung aller politischen Gefangenen auf.
Clinton bestätigte, dass es Hinweise auf mögliche neue Gespräche mit dem Iran über sein Atomprogramm gebe. Die Gespräche zwischen Teheran und der internationalen Verhandlungsgruppe aus den fünf Veto-Mächten des UN-Sicherheitsrats (USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien) sowie Deutschland liegen seit längerer Zeit auf Eis. Einen Termin für die Wiederaufnahme gibt es bisher nicht.
Autorin: Ina Rottscheidt (afp/dpa)
Redaktion: Esther Broders/Ursula Kissel