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Vatikan verurteilt Steinigung im Iran

6. September 2010

Mit ungewohnt deutlichen Worten hat der Vatikan die Todesstrafe der Iranerin Sakineh Mohammadi-Aschtiani verurteilt. Zuvor hatte der Sohn der Verurteilten sich mit einem Hilferuf an Papst Benedikt XVI. gewandt.

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Demonstranten protestieren mit Plakaten in Rom gegen die Hinrichtung von Sakineh Mohammadi Ashtiani (Foto: AP)
Protestaktion in Rom gegen die Todesstrafe im IranBild: AP

Wie Radio Vatikan am Sonntag (05.09.2010) berichtete, bat der Sohn, Sadschad Gadersadeh, den Papst "um Intervention", um das Leben seiner Mutter zu retten. Der Heilige Stuhl verfolge den Fall mit Anteilnahme und Aufmerksamkeit, versicherte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi daraufhin vor Journalisten. Dennoch werde der Vatikan, wenn er in wichtigen humanitären Fragen um Einsatz in anderen Ländern gebeten werde, nicht über öffentliche, sondern diplomatische Kanäle reagieren. Ein solches Vorgehen behält sich der Vatikan vor, so Lombardi.

Fotoaktion am römischen Regierungssitz

Sakineh Mohammadi Ashtiani
Bisher ist die Vollstreckung der Todesstrafe gegen Mohammadi-Aschtiani ausgesetztBild: Privat

Die katholische Kirche verurteilte die Todesstrafe. Die Steinigung sei eine ihrer besonders grausame Formen, betonte Lombardi. Der Appell des Sohnes richte sich nicht nur an den Heiligen Stuhl, sondern auch an die italienische Regierung. Die wandte sich ebenfalls am Sonntag direkt an die Regierenden in Teheran. Außenminister Franco Frattini forderte einen "Gnadenakt" der iranischen Regierung für Mohammadi-Aschtiani. Er hatte sich bereits Anfang September lautstark gegen die drohende Steinigung eingesetzt. Mit Hilfe eines großformatigen Posters, auf dem das Foto der bedrohten Frau zu sehen ist, macht die gesamte italienische Regierung ihre Ablehnung des Todesurteils öffentlich. Das großformatige Bild hängt seit Anfang September an der Fassade des Regierungssitzes "Palazzo Chigi" in Rom.

Steinigung ausgesetzt

Bereits seit vier Jahren droht der 43-jährigen im Iran der Tod durch Steinigung. Sie soll nach dem Tod ihres Ehemannes eine "unrechtmäßige Beziehung" zu zwei Männern gehabt haben. Eigentlich sollte die Steinigung erfolgen. Doch internationale Proteste hatten die iranische Führung dazu bewegt, die Vollstreckung auszusetzen. Ihr Sohn würdigte in seinem aktuellen Appell die internationale Aufmerksamkeit für den Fall. Er habe auch an den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und den geistlichen Führer Ajatollah Chamenei geschrieben, jedoch keine Antwort erhalten.

Autorin: Stephanie Gebert (dpa, epd, kna)

Redaktion: Thomas Kohlmann