Deutscher Automarkt soll um sieben Prozent wachsen
9. Februar 2022Nach dem historischen Tiefstand im vergangenen Jahr rechnen die deutschen Autobauer mit einem Absatzplus. Der deutsche Pkw-Markt werde 2022 voraussichtlich um sieben Prozent auf 2,8 Millionen Fahrzeuge zulegen, teilte der Verband der Autoindustrie (VDA) am Mittwoch anlässlich seiner Jahrespressekonferenz mit. Das wären immer noch deutlich weniger als in den Jahren vor der Pandemie, als meist mehr als drei Millionen Neuwagen auf die Straßen kamen.
Mit ihrer Prognose sind die deutschen Autobauer weniger optimistisch als die im VDIK zusammengeschlossenen ausländischen Hersteller. Der Importeursverband hatte für dieses Jahr einen Anstieg auf etwa drei Millionen Fahrzeuge vorhergesagt. Seine schon im Dezember veröffentlichte Prognose verband der VDIK allerdings mit der Voraussetzung, dass sich die Versorgung mit Halbleitern normalisiert. Davon geht in der Branche zumindest für die erste Jahreshälfte kaum jemand mehr aus.
Herbe Verluste durch Chipmangel
2021 hatte der Chipmangel die Pkw-Neuzulassungen mit 2,6 Millionen Einheiten auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gedrückt. Das waren zehn Prozent weniger als im Corona-bedingt schon schwachen Vorjahr.
Müller forderte deshalb mehr Tempo beim Aufbau einer europäischen Halbleiter- und Batterieproduktion. "Wenn Deutschland auch Weltmarktführer der Zukunft sein will, dann braucht es jetzt den Aufbau von Halbleiter-Fabriken." Erste Planungen zum Ausbau der Batterieproduktion in Deutschland und Europa existierten bereits. "Wichtig ist die zeitnahe Umsetzung der Planungen, damit die Wertschöpfung für die Automobilindustrie in Europa gehalten werden kann."
Auch der Weltmarkt gewinnt laut VDA in diesem Jahr kaum an Fahrt. Hier erwartet der Verband mit einem Plus von vier Prozent ein ähnliches Wachstum wie 2021. Die Märkte in den USA und China dürften um zwei Prozent wachsen. Europa werde voraussichtlich um fünf Prozent wachsen, sei aber noch weiter vom Vorkrisenniveau entfernt.
VDA als Klimaschützer
Mit Blick auf die Transformation der Branche forderte der Lobbyverband ein Ende der theoretischen Debatten um die Klimaziele. "Es geht um die konkrete Umsetzung des Beschlossenen. Klima und Industriepolitik werden zusammengeführt", erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Bei der Ladeinfrastruktur für E-Autos werde die Lücke größer statt kleiner. Wenn Deutschland sein bescheidenes Tempo beibehalte, würden 2030 gerade einmal rund 160.000 Ladepunkte erreicht - nicht einmal ein Sechstel der angestrebten eine Million. Um die schnell wachsende Zahl an Elektroautos zu versorgen, müsse außerdem der Ausbau des Stromnetzes entschlossener vorangetrieben werden.
ul/hb (rtr, dpa)