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VDMA-Chef: "Wir sind unzufrieden"

13. Dezember 2016

Den exportabhängigen Maschinenbauern macht die schwache Weltkonjunktur zu schaffen. Dazu ein Gespräch mit Carl Martin Welcker, dem neuen Präsidenten des Branchenverbands VDMA.

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Deutschland Präsident des Maschinenbauverbandes VDMA Carl Martin Welcker
Bild: picture-alliance/dpa/VDMA

Deutsche Welle: Für die deutschen Maschinenbauer laufen die Geschäfte schon seit fünf Jahren schleppend, zuletzt stagnierten sie. Für 2017 erwarten sie nur ein leichtes Plus von einem Prozent. Nicht gerade ein Aufschwung, oder?

Carl Martin Welcker: Nein, wir sind unzufrieden mit der konjunkturellen Entwicklung. In wichtigen Märkten fehlten Impulse. Denken Sie an China, das sich mehr dem Konsum widmet und weniger den Investitionsgütern. Denken Sie an das Russland-Embargo. Denken Sie an den Verfall des Ölpreises und an die Brasilienkrise. Es gibt ganz viele Gründe dafür, warum in sehr wichtigen Absatzmärkten die Konjunktur nicht rund läuft. Davon ist eine so exportabhänige Branche wie der deutsche Maschinenbau natürlich betroffen.

Besonders China ist für Maschinenbauer ein wichtiger Markt. Was erwarten Sie für die Geschäfte dort?

Wir gehen davon aus, dass sich die Lage in China langsam wieder beleben wird. Unsere dort tätigen Maschinenbauer blicken laut einer Umfrage deutlich optimistischer in das nächste Jahr. Aber wir können noch nicht absehen, wie umfassend diese Entwicklung sein wird. Wir gehen aber davon aus, dass so ein Projekt wie die Seidenstraße (d.h. der Aufbau von Handelsrouten zwischen Asien und Europa - Anm. d. Red.) für einzelne Branchen des Maschinenbaus Geschäft erzeugen wird.

In Deutschland beschäftigten Maschinen- und Anlagenbauer rund eine Millionen Menschen. Könnten das weniger werden, wenn sich die Weltkonjunktur nicht erholt, oder sich Länder zunehmend abschotten?

75 Prozent aller in Deutschland gefertigten Maschinen gehen ins Ausland. Wenn das nicht mehr möglich sein wird, oder schwieriger wird und damit teurer, dann wird das zwangsläufig Auswirkungen auf die Arbeitsplätze haben.

Haben die deutschen Maschinenbauer einen Plan B für den Fall, dass sich die Lage nicht bessert?

Wir fokussieren unsere Kapazitäten auf neue Märkte wie Indonesien, Philippinen, Malaysia und Thailand. Das sind riesige Märkte mit großer und teilweise auch qualifizierter Bevölkerung. Natürlich sind diese Märkte noch unterentwickelt, aber wir sehen dort enorme Chancen. Weil wir gerade nicht voll ausgelastet sind, können wir uns jetzt mehr darum kümmern.

Was ist mit den Märkten auf dem afrikanischen Kontinent?

Für einige Branchen des Maschinenbaus sind die hoch interessant. Wir gehen davon aus, dass sich einzelne Länder dort sehr positiv entwickeln, etwa Botsuana, Nigeria oder Kenia. Und davon werden auch deutsche Anbieter von Bau- oder Fördermaschinen profitieren.

 

Carl Martin Welcker ist seit November 2016 Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Der ausgebildete Schlosser und studierte Wirtschaftsingenieur ist zudem geschäftsführender Gesellschafter des Kölner Werkzeugmaschinenherstellers Schütte.

Die Fragen stellte Andreas Becker.

Andreas Becker
Andreas Becker Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Geldpolitik, Globalisierung und Verteilungsfragen.