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Präsident Chávez an Krebs gestorben

5. März 2013

Venezuelas Präsident Hugo Chávez ist tot. Der 58-Jährige starb in Caracas an den Folgen seines schweren Krebsleidens. In seiner langen politischen Karriere hat der Sozialist immer wieder Widerspruch provoziert.

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Venezuelas Präsident Chávez in dunklem Anzug (Archivfoto 2006, Getty Images)
Bild: Getty Images

Venezuelas Staatschef Hugo Chávez starb am Dienstagnachmittag um 16.25 Uhr (Ortszeit) in einem militärischen Krankenhaus in der Hauptstadt Caracas. Dies teilte sein Stellvertreter Nicolás Maduro in einer Fernsehansprache mit. Der Zustand des krebskranken Politikers hatte sich zuvor erheblich verschlechtert, da während der chemotherapeutischen Behandlung eine Atemwegsinfektion aufgetreten war.

Die Todesnachricht versetzte Tausende Venezolaner in Trauer. Maduro rief seine Landsleute zur Besonnenheit auf. "Im immensen Schmerz dieser historischen Tragödie, die unser Vaterland berührt, rufen wir alle Landsleute auf, Wächter des Friedens, der Liebe, des Respekts und der Ruhe in diesem Vaterland zu sein", sagte der Vize-Präsident. Zugleich teilte er mit, dass Armee und Polizei im Sondereinsatz seien, um das Volk zu schützen und den Frieden zu garantieren.

Chávez an Krebs gestorben

Nach Regierungsangaben soll Chávez an diesem Freitag beigesetzt werden. Geplant sei eine öffentliche Trauerfeier, an der zahlreiche Staats- und Regierungschef aus Lateinamerika teilnehmen würden, sagte Außenminister Elias Jaua. Venezuela werde zudem eine siebentägige Staatstrauer ausrufen. Der Leichnam von Chavez solle am Mittwoch vom Krankenhaus zu einer Militärakademie gebracht werden, wo er für eine zweitägige Totenwache aufgebahrt werden solle.

Neuwahlen binnen 30 Tagen

Bei Chávez war im Juni 2011 Krebs festgestellt worden. Dennoch trat er zur Wiederwahl an und wurde am 7. Oktober 2012 im Amt bestätigt. Im Dezember hatte sich der linksgerichtete Politiker auf Kuba bereits seiner vierten Krebsoperation unterzogen und konnte deshalb am 10. Januar seinen Amtseid nicht ablegen. Erst am 18. Februar kehrte er nach Venezuela zurück und wurde in einem Militärkrankenhaus behandelt.

Nach Artikel 233 der venezolanischen Verfassung müssen binnen 30 Tagen Neuwahlen abgehalten werden. Nach Angaben von Außenminister Elias Jaua soll bis dahin Vize-Präsident Maduro die Amtsgeschäfte übernehmen. Es gilt als sicher, dass Maduro als Kandidat antritt. Welchen Kandidaten die Opposition aufstellt, ist noch nicht sicher. Möglicherweise wird Henrique Capriles Radonski (40) einen neuen Anlauf unternehmen. Der Gouverneur von Miranda war Chávez im Oktober 2012 unterlegen.

Hugo Chávez ließ in Venezuela keinen kalt. Der charismatische Präsident erzürnte die einen, die in ihm einen Fluch für das Land sehen, andere verehrten ihn als Retter der Nation. Sein Ruf als Provokateur und Polit-Exzentriker steht dem des kubanischen Revolutionsführers Fidél Castros kaum nach.

Präsident Hugo Chávez begrüsst Anhänger in Ciudad Bolivar im Februar 2012. (Foto: AP)
Vor allem die ärmere Bevölkerung war Chávez für seine sozialistisch geprägten Reformen dankbarBild: AP

In ganz Lateinamerika bewunderte die politische Linke Chávez vor allem dafür, dass er den Vereinigten Staaten stets die Stirn bot. Mit seiner "Revolution für den Sozialismus des 21. Jahrhunderts" sah sich Chávez in direkter Nachfolge des südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfers Simón Bolívar. Er ließ den Namen seines Landes sogar in Bolivarische Republik Venezuela ändern.

Politischer Einfluss über Ölmilliarden

Die Tatsache, dass Venezuela über die weltweit größten Ölreserven verfügt, nutzte der Präsident für eine selbstbewusste Außenpolitik insbesondere gegenüber den USA. Ebenso unterstützte er mit billigem Öl und den Einnahmen aus dem Rohstoff linke Regierungen in anderen Ländern Lateinamerikas. Zugleich zeigte er sich pragmatisch: Die Öllieferungen an die USA stellte er nie ein.

Vor allem die ärmere Bevölkerung war Chávez für seine sozialistisch geprägten Reformen dankbar. So startete der selbst ernannte "Soldat des Volkes" eine Alphabetisierungskampagne und verbesserte das Gesundheitssystem. Zudem konnte der Sohn zweier Dorfschullehrer damit punkten, dass er selbst aus bescheidenen Verhältnissen stammte und mit seinen unverblümten, oft polemischen Äußerungen die Sprache des Volkes sprach.

Seine sonntägliche Fernsehshow "Aló, Presidente" war legendär. Mit stundenlangen Tiraden vor allem gegen die USA zog der 58-Jährige mit dem enormen Sendungsbewusstsein viele Zuschauer in den Bann. Chávez war zweimal geschieden und Vater von vier Kindern.

Schneller Aufstieg beim Militär

Mit 17 Jahren ging Chávez zum Militär, wo er schnell Karriere machte. Er stieg zum Oberstleutnant auf und befehligte eine Eliteeinheit der Fallschirmjäger. In dieser Position wagte er 1992 einen Putschversuch, der aber fehlschlug. Chávez übernahm die Verantwortung und musste für zwei Jahre ins Gefängnis. Seine Anhänger feierten ihn dafür, einer korrupten und inkompetenten Regierung die Stirn geboten zu haben. Nach seiner Begnadigung 1994 nahm Chávez den politischen Kampf wieder auf und kandidierte 1998 erfolgreich für die Präsidentschaft. Im Februar 1999 zog Chávez erstmals als gewählter Staatschef in den Präsidentenpalast Miraflores ein. Mit 44 Jahren war er der jüngste Präsident in der Geschichte Venezuelas.

Im Jahr 2000 setzte er nach einer Verfassungsreform Neuwahlen an, die ihm eine sechsjährige Amtszeit mit neuen Machtbefugnissen sicherten. Ein Putschversuch gegen ihn schlug 2002 fehl. Auch ein von der Opposition eingefordertes Referendum zu seiner Abwahl im August 2004 entschied er mit 58 Prozent für sich.

Mehrmals wiedergewählt

Heftige Kritik erntete Chávez für die Verstaatlichung privater Unternehmen und die Einstellung privater Fernsehsender. Seine Gegner werfen ihm vor, mit Verfassungsänderungen die Gewaltenteilung ausgehebelt zu haben und alle wichtigen Institutionen zu dominieren. Aus Protest zog sich die Opposition vor der Parlamentswahl 2005 weitgehend zurück und ermöglichte Chávez damit einen klaren Wahlsieg. 2009 setzte er über ein Referendum eine Verfassungsreform durch, die ihm eine unbegrenzte Wiederwahl ermöglichte.

Das Jahr 2011 brachte für den umstrittenen Politiker eine dramatische Wende: Im Juni gab Chávez bekannt, dass er an Krebs erkrankt ist. Er flog mehrfach zur Behandlung nach Kuba, verschwand wochenlang aus der Öffentlichkeit. Nach Chemotherapien meldete er sich mit Glatze zurück. Sein Gesicht quoll in Folge der Medikamente stark auf. Über seinen Gesundheitszustand wurde seither heftig spekuliert. Chávez selbst verkündete Anfang Juli 2012, er habe den Krebs überwunden und sei völlig geheilt.

Im Herbst 2012 trat er erneut zur Wahl an und besiegte seinen Herausforderer Henrique Capriles. Mit knapp 45 Prozent war der ihm allerdings so dicht auf den Fersen wie noch keiner zuvor, was die Spaltung des Landes deutlich machte...

GD/kle/rb (apd, epd, dpa, afp)