Verheerender Selbstmordanschlag in Kabul
22. April 2018Der Ort des Anschlags, bei dem nach offiziellen Angaben mindestens 52 Menschen getötet wurden, war eine Ausgabestelle für Personaldokumente in der afghanischen Hauptstadt. Außerdem seien mehr als 110 Personen verletzt worden, als der Sprengsatz in einer Menschenmenge gezündet wurde, berichtete die Polizei in Kabul. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich über ihr Sprachrohr "Amak" zu dem Anschlag. Zuvor hatte ein Taliban-Sprecher via Twitter erklärt, seine radikalislamische Gruppe stehe nicht hinter dem Anschlag.
Der mit einer Sprengstoffweste ausgestattete Angreifer sei zu Fuß zu der Ausweisstelle im Westen der afghanischen Hauptstadt gekommen, berichtete ein Sprecher des Innenministeriums. Nach Angaben des Polizeichefs von Kabul, Dawood Amin, zündete der Attentäter den Sprengsatz am Eingang der Einrichtung. Der Anschlag wurde in einem mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtteil im Westen verübt.
In dem Ausgabezentrum können Bürger Ausweise beantragen, die sie für die Teilnahme an Parlaments- und Provinzwahlen im Oktober benötigen. Die afghanischen Behörden hatten eine Woche zuvor mit der Registrierung der Wähler begonnen. In mehr als 7000 Wahlzentren können sich volljährige Afghanen zwei Monate lang für die Wahl registrieren lassen.
Afghanistan will am 20. Oktober die seit drei Jahren überfällige Parlamentswahl nachholen. Die Abstimmung sollte ursprünglich schon 2015 stattfinden, wurde aber wegen Sicherheitsbedenken und logistischen Problemen immer wieder verschoben. In Teilen des Landes ist die Wahl durch den bewaffneten Konflikt gefährdet, denn die radikalislamischen Taliban kontrollieren derzeit knapp 15 Prozent des Landes. Es gibt bisher keine offiziellen Daten zur Zahl der Wahlberechtigten unter den rund 30 Millionen Einwohnern. Die Wahl gilt als Generalprobe für die Präsidentenwahl, die im April 2019 stattfinden soll.
Die Behörden rechnen damit, dass neben den radikalislamischen Taliban und IS-Dschihadisten auch örtliche Anführer und Milizen versuchen werden, die Abstimmung zu stören.
stu/qu (afp, dpa)