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Verkauft Russland Gas in die USA?

Miodrag Soric Moskau
9. Januar 2018

Eigentlich wollen US-Firmen Russland aus dem europäischen Erdgas-Markt drängen. Jetzt wird bekannt, dass russisches Flüssiggas direkt in die USA geliefert wird. Wie passt das zusammen? Miodrag Soric aus Moskau.

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LNG Tanker
Bild: Getty Images/J.Press

Russland ist der weltweit größte Exporteur von Erdgas. Jahrzehntelang war Moskau abhängig von den Pipelines, die von den Gasfeldern im Norden des Landes oder in Sibirien nach Westeuropa führten. Ein Großteil des Geschäftes wickelt vor allem Gazprom immer noch durch diese Pipelines ab. Doch um die Rohrleitungen gibt es oft Streit, weil immer mehrere Länder beteiligt sind. Doch der Kreml versucht diese Abhängigkeit zu verringern. Und setzt - wie andere Gasexporteure auch - auf Flüssiggas. Besonders engagiert sich hier Russlands zweitgrößter Gasproduzent Novatek. Dessen CEO, Leonid Michelson, gilt als der reichste Mann Russlands.

Kältewelle als Grund?

Novatek entwickelt seit Jahren auf der Polarhalbinsel Jamal eine gigantische Flüssiggasförderung. Das Unternehmen kontrolliert dort 60 Prozent der Anteile. Mit im Boot ist aber auch der französische  Mineralölkonzern Total sowie chinesische Investoren. Für Schlagzeilen sorgt dieser Tage der Umstand, dass russisches Flüssiggas aus Jamal über einen französischen Zwischenhändler zum ersten Mal in die USA exportiert wurde. Ausgerechnet in die USA! Washington tut alles, um Russlands Gas-Export nach Europa zu erschweren. Und jetzt kauft es selbst Gas aus Russland?

Doch dieser Umstand ist weniger spektakulär als es auf den ersten Blick scheint. Fakt ist, dass die Kältewelle in den USA die Energiepreise kurzfristig in die Höhe getrieben hat. Amerika braucht wegen dieser Wetter-Kapriole plötzlich Flüssiggas und kauft diesen auf dem Weltmarkt. "Da ist nichts Politisches dran", erklärt Svjatoslav Bikh vom Analytical Center for the Government of the Russian Federation, einer Denkfabrik in Moskau.

Verbraucher könnten profitieren

In der Regel sei es für Russland und andere Staaten schwierig in die USA zu exportieren. "Die Preise dort sind niedrig, denn die Amerikaner haben selbst genug Gas", so Bikh. Gut möglich, dass die Amerikaner auch in Zukunft den einen oder anderen Tanker mit Flüssiggas aus Russland beziehen werden. Doch wird es sich immer nur um vergleichsweise geringe Mengen handeln, glauben Experten in Moskau.

Viel interessanter ist, wie sich das Energie-Geschäft weltweit verändert: Während der Gas-Transport durch die Pipelines immer dafür gesorgt hat, dass der Handel regional abgewickelt wird, sorgen die Tanker mit Flüssiggas dafür, dass sich auch dieses Geschäft zunehmend globalisiert. Der Konkurrenzkampf wird schärfer. Die Verbraucher wird es freuen, weil es die Preise niedrig hält. 

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