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KonflikteSudan

Verlängerte Waffenruhe im Sudan hält nicht

29. April 2023

Wieder steht eine vereinbarte Feuerpause nur auf dem Papier. Die blutige Fehde der ranghöchsten Generäle geht weiter.

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Sudan Karthoum | Unruhen: Ausgebranntes Auto
Ausgebrannter Wagen in der Hauptstadt Khartum (Archivbild)Bild: EL TAYEB SIDDIG/REUTERS

Auch an diesem Samstag waren in Khartum Luftangriffe, Flugabwehrraketen und Artillerie zu hören. Über Teilen der Hauptstadt stieg dunkler Rauch auf. Die Armee und die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF) hatten am Donnerstag eine dreitägige Verlängerung der Waffenruhe angekündigt. Auch zuvor waren allerdings ähnliche Vereinbarungen gebrochen worden.

Die Lage für die Bevölkerung spitzt sich weiter zu: Viele Menschen verfügen kaum noch über Lebensmittel, Treibstoff, Wasser und Strom. Die Weltgesundheitsorganisation zählte mehr als 500 Tote infolge der Gefechte. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden allein in der ersten Woche der Kämpfe über 75.000 Menschen aus ihren Heimatorten vertrieben.

Evakuierung unter Zeitdruck

Mehrere Nationen haben eigene und fremde Staatsbürger aus dem Sudan zurückgeholt. Die Bundeswehr war zeitweilig mit 1000 Soldaten im Einsatz. In Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und der Bundespolizei wurden von Sonntag bis Mittwoch mehr als 700 Menschen aus dem Sudan ausgeflogen, die aus 40 Ländern stammen. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zufolge befindet sich noch "eine sehr, sehr geringe Zahl" an Deutschen in Khartum. Für diese bestehe die Chance, noch von anderen Staaten außer Landes gebracht zu werden, wenn sie dies wollten, sagte die Grünen-Politikerin.

Sudan Karthoum | Maßnahmen gegen Plünderei
Mit Erdaufschüttungen hat ein Ladeninhaber seine Geschäftsfront gegen Plünderungen und Beschuss gesichertBild: Omer Erdem/AA/picture alliance

Großbritannien kündigte an, die eigene Evakuierungsmission in Kürze zu beenden, und mahnte seine Bürger zur Eile. Briten die von der Luftwaffe in ihr Heimatland gebracht werden wollten, sollten bis zu diesem Samstagmittag zum Flugplatz Wadi Saeedna nahe der Hauptstadt kommen, teilte das Außenministerium in London mit. Laut Schätzungen könnten sich noch mehrere Tausend britische Staatsangehörige im Sudan aufhalten.

Erst Verbündete - dann Erzrivalen

In dem nordostafrikanischen Land mit rund 46 Millionen Einwohnern ringen die beiden ranghöchsten Generäle um die Macht: de-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan und dessen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Beide hatten 2019 und 2021 geputscht und zunächst gemeinsam die politische Führung übernommen. Seit zwei Wochen bekämpfen die Armee und die RSF einander jedoch mit Waffengewalt.

Ägypten l Sudanesische Flüchtlinge l Busse erreichen Aswan
Tausende Menschen fliehen vor den Kämpfen - innerhalb des Landes oder ins Ausland, wie hier nach Ägypten (Archivbild)Bild: Radwan Abu Elmagd/Xinhua/picture alliance

Experten warnen, der Konflikt könnte weitere regionale Spannungsherde erneut befeuern. Kritisch ist die Lage in der Region West-Darfur an der Grenze zum Tschad. Nach Angaben der Armee gibt es dort gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den afrikanischstämmigen Masalit und arabischstämmigen Gruppen.

Die Region leidet seit Jahrzehnten unter ethnisch motivierter Gewalt. 2003 hatten sich nichtarabische Rebellen gegen die Zentralregierung in Khartum erhoben. Vor allem die arabische Miliz Dschandschawid bekämpfte die Aufstände. 2020 wurde ein Friedensvertrag geschlossen. Bis dahin waren mehrere Hunderttausend Menschen dem Konflikt zum Opfer gefallen.

jj/as (dpa, afp, rtr)