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"Endspiel" gegen den besten Kumpel

Olaf Jansen
29. Juni 2019

Kenia spielt an diesem Montag gegen Senegal in einer Art Endspiel um den Achtelfinaleinzug beim Afrika Cup. Die Nation hofft auf Victor Wanyama, das Vorbild einer ganzen Generation.

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Africa Cup | Kenia - Tansania
Bild: picture-alliance/empics/S. Shivambu

Victor Wanyama betrat am Donnerstagabend als einer der letzten die Mixed-Zone des Stadions "30. Juni" von Kairo. Dort, wo sich die Spieler nach den Partien stets den Fragen der Journalisten stellen müssen, atmete der kenianische Kapitän erst noch einmal richtig durch. Mit 3:2 hatte Kenia soeben das zweite Vorrundenspiel gegen den Nachbarn Tansania gewonnen, dabei zweimal einen Rückstand aufgeholt. Es war ein Kraftakt.

"Ich bin so stolz auf unser Team. Wir haben Kampf und Moral gezeigt und bewiesen, dass wir eine richtig gute Mannschaft sind, wenn alle an einem Strick ziehen", freute sich Wanyama. Kenia hat bei nun drei Punkten aus zwei Spielen gewissermaßen ein Endspiel um den Einzug ins Achtelfinale vor sich. An diesem Montag geht es gegen den punktgleichen Senegal. "Da sind wir natürlich klarer Außenseiter. Aber wenn wir wieder so kämpfen, müssen sie uns erst einmal schlagen", sagt Wanyama.

Hoffnungsträger für eine ganze Generation

Wanyama, der vergangene Woche seinen 28. Geburtstag gefeiert hat, ist so etwas wie die Ikone im kenianischen Fußball. Er ist nicht nur bester Spieler und Kapitän der Nationalmannschaft. Er ist auch Hoffnungsträger für eine ganze Generation von Fußball-Kids in dem ostafrikanischen Land. Seine Geschichte zeigt, was möglich ist, wenn man ein Ziel nur hartnäckig genug verfolgt.

Afrika-Cup 2019 Kenia Fans
Kenias Fans hoffen auf WanyamaBild: DW/O. Jansen

Wanyama wurde in einfachen Verhältnissen groß. Er wuchs in Mawe auf, einem Eisenbahner-Viertel von Nairobi, wo seine Mutter eine Anstellung hatte. Mit der Schule war es so eine Sache, Victor, der zehn Geschwister hat, spielte lieber Fußball. Auf den staubigen Plätzen kickte er immer barfuß - bis die Füße bluteten. Als er irgendwann sein erstes Paar Fußballschuhe erhielt, kam er zunächst gar nicht damit zurecht. "Wir mussten ihn überreden, sich daran zu gewöhnen", berichtete einmal sein Vater Noah in der kenianischen Tageszeitung "Daily Nation".

Zwei Champions-League-Finalisten aus einer Familie

Noah Wanyama war selbst einst in Kenia Fußballspieler und kann wahrhaftig stolz sein auf seinen Nachwuchs. Neben Victor, der 2019 mit Tottenham Hotspur im Finale der Champions League gegen den FC Liverpool verlor, brachte es ein weiterer seiner Söhne bis hinauf auf diese Stufe: Macdonald Mariga, vier Jahre älterer Bruder von Victor, stand im Team Inter Mailands, das 2010 unter Startrainer José Mourinho Champions-League-Sieger wurde.

Afrika Cup Algerien vs Kenia
Wanyama (l.) im Vorrundenspiel gegen Algerien, das die Kenianer 0:2 verlorenBild: picture-alliance/NurPhoto/U. Pedersen

Mit 15 schon Nationalspieler

"Victor ist der größere Stratege auf dem Fußballfeld", sagt Noah Wanyama über seinen Sohn, der schon mit 15 Nationalspieler wurde. Damals, 2007, wurde er in einem Testspiel gegen Nigeria eingesetzt, seither ist er aus dem Team der "Harambee Stars", wie die Nationalmannschaft genannt wird, nicht mehr wegzudenken. Er ist Denker und Lenker im defensiven Mittelfeld, seit 2013 ist er Teamkapitän.

Allerdings war Kenia bislang fußballtechnisch selbst in Afrika eher ein Entwicklungsland, größere Erfolge waren nie drin. Man schaffte es zwar bislang zu insgesamt sechs Teilnahmen am Afrika Cup, noch nie allerdings überstand ein kenianisches Team die erste Runde.

UEFA Championsleague | Tottenham Hotspur vs  Ajax Amsterdam | Victor Wanyama
Seit drei Jahren bei Tottenham HotspurBild: imago images/VI Images/G. van Keulen

Für Wanyama war daher klar, dass er sein Heimatland so schnell wie möglich verlassen musste, wenn er eine internationale Karriere starten wollte. Und so landete er über Stationen in Schweden und Belgien mit 20 Jahren bei Celtic Glasgow, ehe er 2013 im Trikot des FC Southampton erster Kenianer in der englischen Premier League wurde.

Freundschaft zu Mané muss ruhen

Seit 2016 spielt er für Tottenham, als Weltstar verdient er mittlerweile Millionen. Dennoch war ihm die Qualifikation für den Afrika-Cup eine Herzenssache: "Das war immer mein Traum. Hier wollte ich unbedingt einmal hin", sagt Wanyama. Nun ist er da und muss die nächste Parte gegen die Stars aus dem Senegal gewinnen, um sicher eine Runde weiter zu kommen. Für Wanyama ist diese Partie auch aus einem anderen Grund eine besondere: Er wird auf seinen besten Kumpel treffen, Sadio Mané. Zwischen 2014 und 2016 spielten beide zusammen beim FC Southampton. "Da sind wir dicke Freunde geworden", sagt Wanyama. "Aber unsere Freundschaft muss jetzt für 90 Minuten ruhen."