Viele Verletzte bei Eritreer-Protest in Israel
2. September 2023Bei Zusammenstößen zwischen Israels Polizei und Migranten aus Eritrea sind in der Küstenstadt Tel Aviv mindestens 114 Menschen verletzt worden. Aufseiten der Demonstranten, die vor der Botschaft ihres Landes gegen die eritreische Regierung protestierten, hätten mindestens 18 Personen schwere Verletzungen erlitten, meldet die Zeitung "Haaretz" unter Berufung auf Rettungskräfte.
Die Polizei teilte mit, Sicherheitskräfte hätten aufgrund von unmittelbarer Gefahr für sie selbst auch Schüsse abgegeben. Dadurch seien mindestens drei Menschen verletzt worden. Nach diesen Angaben wurden mindestens 27 Polizisten verwundet. 39 Demonstranten seien festgenommen worden.
Steine und Flaschen - Blendgranaten und Schlagstöcke
Wie "Haaretz" schreibt, versammelten sich Hunderte Eritreer vor der diplomatischen Vertretung, um eine Veranstaltung zu verhindern, die dort stattfinden sollte. Einige von ihnen randalierten auch im Saal der Botschaft. Es habe zudem Konfrontationen zwischen Anhängern und Gegnern der eritreischen Regierung gegeben. Sicherheitskräfte setzten dem Bericht zufolge Blendgranaten und Schlagstöcke ein; einige Demonstranten bewarfen die Beamten mit Steinen.
Auch in der norwegischen Stadt Bergen attackierten sich an diesem Samstag Gegner und Anhänger der eritreischen Regierung. Sie seien mit Steinen und Flaschen aufeinander losgegangen, berichtet die Zeitung "Bergens Tidende". In Stockholm war es im August auf einem Eritrea-Festival zu Krawallen gekommen, bei denen mehr als 50 Menschen verwundet wurden. In Deutschland hatte es im Juli Ausschreitungen bei einer ähnlichen Veranstaltung gegeben. Damals wurden im hessischen Gießen mindestens 26 Polizisten verletzt.
Jahrelanger Wehrdienst
Laut einer Statistik vom Juni leben knapp 18.000 eritreische Staatsbürger in Israel. Die meisten von ihnen sind illegal über die ägyptische Sinai-Halbinsel eingereist.
In Eritrea regiert Präsident Isayas Afewerki in einer De-facto-Diktatur. Bei Pressefreiheit, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung liegt das Land weltweit auf einem der hintersten Plätze.
Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem für Männer und Frauen, vor dem viele Bewohner ins Ausland fliehen. Asylanträge von Menschen aus Eritrea werden in Israel zwar nur in Ausnahmefällen anerkannt, jedoch werden kaum Abschiebungen vorgenommen.
jj/qu/ft (dpa, afp, rtr)