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Neue Fälle von NS-Raubkunst in Gurlitt-Sammlung

10. September 2018

Die als NS-Raubkunst identifizierten Zeichnungen aus Privatbesitz sollen an die Nachfahren der einstigen jüdischen Besitzer zurückgegeben werden. Zuerst werden sie jedoch im Martin-Gropius-Bau in Berlin ausgestellt.

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Ausstellung "Bestandsaufnahme Gurlitt", Bundeskunsthalle Bonn
"Bestandsaufnahme Gurlitt": Ansicht der Ausstellung in BonnBild: Reuters/W. Rattay

Die vier Zeichnungen der Künstler Charles Dominique Joseph Eisen, Augustin de Saint-Aubin und Anne Vallayer-Coster, die sich in der Sammlung des NS-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895-1956) befanden, sind als NS-Raubkunst identifiziert worden, wie das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste am Montag (10.09.2018) mitteilte.

Sie stammen aus dem Besitz der jüdischen Familie Deutsch de la Meurthe in Paris, in deren Privathaus sie hingen. Das Haus wurde während der Besatzung durch die Nationalsozialisten konfisziert. Nach dem Ende des Krieges erstattete die Familie eine Verlustmeldung, in der die Bilder aufgeführt sind.

Ein Mann besichtigt die Gurlitt-Ausstellung in Bern.
Alles Nazi-Raubkunst? Trotz jahrelanger Forschung gibt es nur in wenigen Fällen klare Beweise.Bild: picture-alliance/dpa/Peter Klaunze

Die vier Werke waren im Besitz von Gurlitts 2012 verstorbener Tochter Benita Renate. Der derzeitige Eigentümer hat sie von dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste im Rahmen des Projektes "Provenienzrecherche Gurlitt" überprüfen lassen und will die Werke laut dem Zentrum nun an die Nachfahren der einstigen jüdischen Besitzer zurückgeben.

"Wichtiger Schritt zur Aufarbeitung des NS-Kunstraubes"

Kulturstaatsministerin Monika Grütters dankte dem neuen Eigentümer dafür, dass er der Restitution von NS-Raubkunst zugestimmt habe. "Es ist ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung des NS-Kunstraubes, dass auch Privatpersonen ihre Verantwortung annehmen und ihre Bestände untersuchen lassen", erklärte sie.

Die Zeichnungen werden vom 14.09.2018 bis 07.01.2019 im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen sein. Die Ausstellung "Bestandsaufnahme Gurlitt" war zuvor bereits in Bonn und Bern gezeigt worden. 

Im Gropius Bau präsentieren die Bundeskunsthalle Bonn und das Kunstmuseum Bern rund 200 Kunstwerke aus dem Nachlass Gurlitts sowie eine Vielzahl an Originaldokumenten und historischen Fotografien. Die Nachfahren der Familie seien kontaktiert worden und wünschten eine Präsentation der Werke, hieß es.

Hildebrand Gurlitt auf einem Foto.
Hildebrand Gurlitt (Mitte) zählte zu den Kunsthändlern Hitlers. Bei seinem Sohn Cornelius wurden 2013 zahlreiche Werke namhafter Künstler sichergestellt.Bild: picture-alliance/Stadtarchiv Düsseldorf/W. Margulies

Im Zusammenhang mit dem spektakulären Münchner Kunstfund in der Wohnung von Gurlitts Sohn Cornelius (1932-2014) im Jahr 2013 wurde nach Angaben des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste bekannt, dass sich diese vier Werke neben weiteren 14 Bildern im Bestand seiner Schwester Benita Renate befanden. Sie war die Tochter von Hildebrand Gurlitt, der als Kunsthändler unter den Nationalsozialisten wirkte.

Der spektakuläre Münchner Kunstfund ("Schwabinger Kunstfund") in der Wohnung von Cornelius Gurlitt hatte international für Aufsehen gesorgt. Viele der mehr als 1200 Kunstwerke stehen im Verdacht, ihren einstigen jüdischen Besitzern von den Nazis geraubt oder abgepresst worden zu sein. Trotz jahrelanger Forschung gab es bisher allerdings nur in wenigen Fällen klare Beweise.

jhi/bb (dpa, epd, kna)