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Saarbücken feiert Pokal-Party

4. März 2020

Der 1. FC Saarbrücken schreibt Pokal-Geschichte und zieht als erster Viertligist in das Halbfinale des DFB-Pokals ein. Fortuna Düsseldorf muss sich geschlagen geben - und das gesamte Saarland träumt jetzt von mehr.

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Fußball DFB-Pokal 1. FC Saarbrücken - Fortuna Düsseldorf
Bild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Früher hatte er für die Schwarz-Blauen zwischen den Pfosten gestanden, jetzt sah Saarbrückens ehemaliger Bundesliga-Torwart und Vereins-Ikone Dieter Ferner mit an, wie sein Nachfolger Daniel Batz im Elfmeterschießen gegen Fortuna Düsseldorf einen Schuss nach dem anderen entschärfte. Batz hielt den FCS so lange im Rennen, bis der Außenseiter sich mit 8:7 durchgesetzt hatte.

Als der Sieg feststand und das Stadion bebte, verzog sich Ferner in eine zumindest halbwegs ruhige Ecke und kämpfte mit den Tränen: "Das ist die größte Sensation seit Christi Geburt", sagte der ehemalige Torwart, der später auch zweimal als Saarbrücker Cheftrainer arbeitete und heute Vize-Präsident beim Traditionsverein aus dem Südwesten Deutschlands ist. Dann schloss sich auch der 71-Jährige dem Jubel der Mannschaft und der Fans an.

Bis weit in den Mittwochmorgen hinein feierte der Regionalligist seinen historischen Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals, eine Leistung, die seit Gründung des Wettbewerbs noch nie einem Team aus der vierten Liga gelungen ist. "Das hier ist einfach geiler Scheiß", freute sich Trainer Lukas Kwasniok, der seine Mannschaft perfekt auf den favorisierten Gegner aus Düsseldorf eingestellt hatte.

Bundeskabinett aus dem Häuschen

Mit Erfolgen über Jahn Regensburg aus der 2. Bundesliga, den 1. FC Köln und Zweitligist Karlsruher SC hatten sich die Saarländer bis in die Runde der letzten Acht gespielt und waren bei allen Duellen der Außenseiter. Jetzt fehlt nur noch ein Sieg zum Erreichen des Endspiels, das am 23. Mai im Berliner Olympiastadion stattfindet.

Das ganze Saarland hofft daher auf den ganz großen Coup. Auch der aus der Nähe von Saarbrücken stammende Bundesaußenminister Heiko Maas gehört dazu: "Der Wahnsinn", twitterte der SPD-Politiker: "Ich erwarte euch in Berlin!" Die CDU-Vorsitzende und Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, ebenfalls eine Saarländerin, gratulierte mit den Worten: "Super Leistung. Glückwunsch!" Und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der dritte Saarländer im Bundeskabinett, twitterte, flankiert von drei Emojis: "Saarländer halt."

Batz trinkt kein Bier und schläft nicht

"Wir haben Bock auf mehr. Wenn man im Halbfinale ist, will man auch ins Endspiel", sagte Tobias Jänicke, dessen Treffer zum 1:0 aus der 31. Spielminute von Düsseldorfs Zanka erst in der Schlussminute egalisiert worden war. "Wir wollen unsere Reise fortsetzen", sagte Kwasniok lächelnd: "Wir müssen uns einfach wieder ins Elfmeterschießen retten."

Fußball DFB-Pokal 1. FC Saarbrücken - Fortuna Düsseldorf
Der fünfte gehaltene Elfmeter ist der entscheidende: FCS-Torwart Daniel Batz bringt seinen Klub weiterBild: picture-alliance/dpa/O. Dietze

Eine naheliegende Strategie, schließlich steht mit Torhüter Daniel Batz ein Mann zwischen den Pfosten, der gegen Düsseldorf insgesamt fünf Elfmeter parierte - vier im Elfmeterschießen, einen weiteren, geschossen von Rouwen Hennings, bereits in der regulären Spielzeit (83.). "Fünf Elfmeter - das ist mehr, als ich vorher in meiner ganzen Karriere zusammen gehalten habe", sagte der 29-Jährige, der 2012 ein Bundesliga-Spiel für den SC Freiburg absolvierte, und kündigte vor dem Party-Start an: "Bier vertrage ich nicht so gut. Ich vertrage mehr die Longdrinks. Aber ich werde nicht schlafen."

Bleibt zu hoffen, dass Batz vor dem Halbfinale, das am 21. und 22. April ausgespielt wird, ein wenig Schlaf findet, damit er ausgeruht in die nächste Partie gegen einen Bundesligisten gehen kann. Der FC Bayern ist gegen Schalke bereits eine Runde weiter gekommen. Mit Bayer 04 Leverkusen, Union Berlin, Eintracht Frankfurt und Werder Bremen sind an den beiden noch ausstehenden Viertelfinals vier weitere Erstliga-Klubs beteiligt.

Zur Not auch ohne Fernsehen

Egal gegen wen, die Saarbrücker wollen die Partie in jedem Fall wieder im kleinen alten Stadion von Völklingen austragen. Dorthin sind die Saarbrücker ausgewichen, weil ihr eigenes Stadion, der altehrwürdige aber etwas marode Ludwigspark, seit Monaten saniert und umgebaut wird.

Fußball Regionalliga 1. FC Saarbrücken vs FC Homburg
Klein, unmodern und stimmungsvoll: das Hermann-Neuberger-Stadion in VölklingenBild: Imago Images/Becker&Bredel

Die Bedingungen in Völklingen spielen Kwasniok und seinem Team in die Karten, weil sie für Profi-Klubs ungewohnt sind: mobile Flutlichtmasten, eine Stadionseite mit Graswällen statt einer Tribüne und alles - von der Kabine bis zum Rasen - nicht auf dem hohen Standard, den die Elite-Kicker sonst genießen.

Wegen der Anforderungen für die Live-Übertragung im Fernsehen, soll allerdings in die Arena des FSV Mainz umgezogen werden, obwohl die Luftlinie etwa 125 Kilometer von Saarbrücken entfernt liegt. Das letzte Wort ist da aber noch nicht gesprochen, schließlich lief das Spiel gegen Düsseldorf auch live im Fernsehen, wenn auch nicht im frei empfangbaren, sondern beim Pay-TV-Kanal Sky. Und die Saarbrücker wollen ohnehin nicht umziehen, sondern geben sich stur: "Dann kommt halt kein Fernsehen", sagte Torschütze Jänicke und zuckte mit den Schultern - stur wie ein echter Saarländer, dabei ist Jänicke in Mecklenburg-Vorpommern geboren und aufgewachsen…

asz/ck (dpa, SID)