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Volland: "Wir haben wieder eine Hierarchie im Team"

6. Februar 2018

Kevin Volland hat sein Leistungstief hinter sich und schwimmt mit Bayer 04 auf der Erfolgswelle. Wie er sein Loch überwunden hat und welche Hoffnungen er sich auf die WM-Teilnahme macht, verrät er im DW-Interview.

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Kevin Volland feiert einen seiner Treffer (Foto: Getty Images/Bongarts/M Hitij)
Bild: Getty Images/Bongarts/M Hitij

"Eines meiner besten Jahre bisher"

Es gibt Zeiten bei Fußballprofis, da scheint alles von alleine zu laufen. Angreifer Kevin Volland genießt seine Zeit bei Bayer 04 Leverkusen gerade in vollen Zügen. Dabei hatte er vor einem Jahr noch große Startprobleme bei der Werkself. Der neue Trainer Heiko Herrlich hat nach Meinung des 25-Jährigen großen Anteil daran, dass sich die Situation unter dem Bayerkreuz so grundlegend verändert hat.   

DW: Kevin Volland, Ihre Höchstmarke liegt bei elf Treffern nach 33 Bundesliga-Spielen. Jetzt liegen Sie bereits bei zehn Toren nach 20 Einsätzen. Ist das der beste Kevin Volland, den es bisher gab?

Kevin Volland: Das ist auf jeden Fall eines meiner besten Jahre bisher. Aber ich bin auch noch nicht am Ende. Ich freue mich, in dieser Mannschaft spielen zu dürfen. Das sind gute Mitspieler, die mich natürlich auch gut einsetzen. Es ist unser Erfolgsrezept, dass wir ein gutes Team sind. 

Es ist aber noch nicht so lange her, da sah ihre Fußballwelt ganz anders aus. In ihrem ersten Jahr bei Bayer 04 unter Trainer Roger Schmidt liefen sie ihrer Bestform weit hinterher. Was hat sich geändert unter Heiko Herrlich?

Bayer 04-Trainer Heiko Herrlich (2.v.r.) gibt seinen Spielen taktische Anweisungen (Foto: picture-alliance/dpa/Revierfoto)
Taktikschule: Bayer-Coach Herrlich (2.v.r.) hat vieles verändert in Leverkusen, auch Volland profitiert davonBild: picture-alliance/dpa/Revierfoto

Es war letztes Jahr eine turbulente Saison. Die Ansprüche an mich und auch an die Mannschaft waren hoch, beiden Erwartungen konnten wir aus unterschiedlichen Gründen nicht gerecht werden. Heiko Herrlich hat es aber im Sommer geschafft, die Köpfe der Spieler freizubekommen. Wir haben ein neues Spielsystem, neue Abläufe einstudiert. Das dauert immer ein bisschen. Aber jetzt haben wir mehr Konstanz in unser Spiel hineinbekommen. 

Hatten sie im ersten Jahr in Leverkusen eigentlich mal Selbstzweifel, schließlich wird von einem 20-Millionen-Euro-Einkauf ja viel erwartet?

Am Anfang habe ich mir darüber gar keine Gedanken gemacht. In der Vorbereitung lief es dann sehr gut, vielleicht ein bisschen zu gut. An der Integration hat es auch nicht gelegen. Vielmehr kam Verletzungspech dazu. Ich brach mir die Hand, dann habe ich eine Rote Karte gegen Hoffenheim gesehen. Wenn man das erste Mal gegen seinen Ex-Verein spielt und nach sechs Minuten vom Platz fliegt, kann man das nicht sofort abhaken. 

Dann war der Negativtrend nicht mehr aufzuhalten?

Der Trend hat sich jedenfalls wie ein roter Faden durch die Hinrunde gezogen. Nicht zu vergessen: die schwerere Muskelverletzung Ende 2016. In der Rückrunde lief es besser für mich. Auch wenn die Saison insgesamt für uns als Mannschaft eine Enttäuschung war. Kampf um den Klassenerhalt ist nicht unser Anspruch. In so einer Situation spielt der Kopf dann auch eine große Rolle. Das ist in diesem Jahr deutlich besser.  

Welche Rolle haben Sie mittlerweile im Team eingenommen, die eines Führungsspielers?

Ich wollte schon immer auf dem Platz Verantwortung übernehmen. Egal ob ich 20 Jahre alt war oder jetzt. Da hat sich meine Einstellung nicht verändert. Ich war auf dem Platz nie einer, der sich versteckt. In dieser Saison stimmt die Hierarchie  in der Mannschaft wieder,  erfahrene Spieler wie Stefan Kießling oder die Bender-Zwillinge unterstützen die vielen Jungen. Eine Rolle, in die ich auch hineinwachse. 

Erfolgreiche Stürmer wie Sie sind begehrt, vor allem in England, in der Premier League, wo es scheinbar unendlich viel Geld zu verteilen gibt. Halten Sie die Summen, die auf der Insel gezahlt werden, für angemessen?

Zwei Führungsspieler bei Bayer 04: Kevin Volland (l.) und Stefan Kießling (Foto: picture alliance/dpa/R. Vennenbernd)
Volland (l.) und Kießling: Führungsspieler bei Bayer 04Bild: picture alliance/dpa/R. Vennenbernd

Egal wo man hinschaut, ob nach England oder Deutschland: Im Vergleich zu anderen Sportarten ist die Diskrepanz natürlich riesengroß. Andererseits ist Fußball die beliebteste Sportart, da fließt viel Geld durch Sponsoren und Fernsehgelder. Und diese finanziellen Mittel geraten dann in den Umlauf. 

Sie könnten davon profitieren.

Ich hatte schon die Möglichkeit, nach England zu gehen. Aber ich fühle mich hier wohl, ich finde es in Leverkusen super und die Bundesliga richtig gut. Das Niveau ist top. Hier habe ich alles was ich brauche. Ich habe einen Vertrag bis 2021, deshalb gibt es für mich keinen Grund, einen Gedanken daran zu verschwenden.   

Befürchten Sie durch eine mögliche Abwanderungswelle in die Premier League nicht einen enormen Qualitätsverlust in der Bundesliga?

Was in England für Ablösesummen gezahlt werden ist schon Wahnsinn. Dort fließen natürlich deutlich mehr Fernsehgelder, die Vereine haben noch andere Möglichkeiten. Trotzdem finde ich das Verhältnis in der Bundesliga noch absolut okay. Die deutschen Vereine haben im Europapokal kein gutes Jahr. Die englischen Vereine sind aber nicht viel erfolgreicher. 

Sie könnten im kommenden Sommer in Russland mithelfen, den WM-Titel zu verteidigen. Wie sehen Sie Ihre Chancen in die Fußball-Nationalmannschaft berufen zu werden?

Bundestrainer Joachim Löw im Porträt (Foto: picture-alliance/GES/M. Gilliar)
Ist Volland ein Mann für Bundestrainer Löw in Russland?Bild: picture-alliance/GES/M. Gilliar

Hoffnungen macht man sich immer als deutscher Spieler vor einem Turnier. Ich war aber schon länger nicht mehr dabei. Andererseits weiß ich, dass ich meine Leistung hier bringe und sie konstant abrufen will, um noch eine kleine Chance zu haben. Aber die Auswahl ist natürlich riesig für den Bundestrainer.   

Wie frustrierend ist es für Sie, dass sie durch dieses Leistungsloch der Vorsaison eines ihrer großen Ziele, die Teilnahme an einer WM, womöglich nicht realisieren können?

Das ist ja ganz normal, dass man nicht von 18 bis 35 Jahren durchgehend erfolgreiche Jahre hat. Das war im letzten Jahr ein kleines Loch, als ich nicht so an meine Leistungsgrenze gekommen bin. Ich wusste aber auch immer, dass ich wieder meine Tore schießen werde. Es macht mir jetzt riesig Spaß, ich bin gut drauf, ich bin fit, deshalb blicke ich positiv in die Zukunft.

Kevin Volland steht seit der Saison 2016/2017 bei Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag. Zuvor spielte der 25-Jährige rund vier Jahre für den Liga-Konkurrenten 1899 Hoffenheim. Im Mai 2014 nahm Bundestrainer Joachim Löw den Stürmer in den vorläufigen Kader für die WM 2014 in Brasilien auf. Sein Länderspiel-Debüt in der A-Nationalmannschaft gab er am 13. Mai 2014 in Hamburg beim 0:0 im Test-Länderspiel gegen Polen. Bei der Nominierung des endgültigen deutschen Kaders für die WM wurde Volland jedoch nicht berücksichtigt. Bei den Länderspielen gegen Gibraltar sowie gegen die spanische Elf jeweils im November 2014 kam er zu weiteren Einsätzen im DFB-Team. Beim 8:0-Sieg im WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino im November 2016 erzielte Volland sein erstes und bislang einziges Länderspieltor.

Das Interview führte Jörg Strohschein