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Vor 50 Jahren: Erstes Deutschland-Konzert der Rolling Stones

11. September 2015

Für die meisten der damals "Erwachsenen" war der Auftritt eine Bedrohung: Am 11. September 1965 gaben die Rolling Stones ihr allererstes Konzert in Deutschland – ausgerechnet im konservativen Münster.

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Mick Jagger Rolling Stones in Münster Deutschland 1965 Konzert Auftritt. Foto: picture-alliance/dpa/Hänscheid/Museum Münster Münsterhalle
Bild: picture-alliance/dpa/Hänscheid/Museum Münster

Als Nabel des Rock'n'Roll galt (und gilt) die Stadt im Norden Nordrhein-Westfalens jetzt nicht gerade. "Als erste deutsche Stadt wurde heimgesucht, auf den Kopf gestellt und benebelt Münster in Westfalen, bekannt konservativ und sittenstreng", hieß es in der "Deutschen Wochenschau". Wild und ekstatisch ging es bei dem Auftritt der ungewaschenen "Höhlenmenschen" durchaus zu – trotzdem blieb es vergleichsweise harmlos: Die Berliner Waldbühne verarbeiteten die ausgeflippten Fans nur wenige Tage später zu Kleinholz. 1965 war das Jahr von "Satisfaction", das Jahr der ersten Nordamerika- und Europa-Tourneen. Die erst drei Jahre alte Band war auf dem Weg zum internationalen Durchbruch.

Trotzdem regierten in Deutschland noch die Schlager die Hitlisten. Daran hatten – bis dahin – auch die Beatles noch nichts geändert. Die Stones waren für viele eine noch viel größere Gefahr für Sitte und Moral. "Erbärmlich einfallslose primitive Musik", urteilte etwa die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Aufgrund vieler populärer Vorbands dauerten ihre zwei Auftritte in der Halle Münsterland damals kaum länger als je 20 Minuten. Die anzüglichen Bewegungen Mick Jaggers oder der legere Streifenpulli von Brian Jones waren für viele betagtere Beobachter Ausdruck einer neuen "Zügellosigkeit".

Mick Jagger Rolling Stones in Münster Deutschland 1965. Foto: picture-alliance/dpa/Otto Noecker Konzert Auftritt Münsterhalle
Die Polizei versuchte, die Ekstase zu kontrollierenBild: picture-alliance/dpa/Otto Noecker

Rolling Stones - die "härteste Rockband aller Zeiten"

Der Münsteraner Historiker Axel Schollmeier hat für das Stadtmuseum eine Ausstellung mit historischen Fotos zusammengestellt: Man sieht junge Mädchen in Ekstase, und Jungs, denen der Schweiß unter den aus Elternsicht viel zu langen Haaren hervorströmt. Auf den aufgestellten Stuhlreihen sitzt niemand mehr. Ordner des Technischen Hilfswerks schirmen die Bühne ab. Die Polizei hatte sogar einen Wasserwerfer in Stellung gebracht.

Die Stones wurden als "härteste Rockband aller Zeiten" vermarktet. Und sie taten viel, um diesem Ruf gerecht zu werden: Bei einem Konzert in Dublin wenige Tage zuvor hatten die Fans die Bühne gestürmt: "Hunderte von kreischenden Mädchen rannten die Saalhüter über den Haufen", warnte Münsters Polizeidirektor damals in seinem Einsatzbefehl. Um dem "besonders starken Andrang jugendlicher Musikenthusiasten" gerecht zu werden, wurden für das Konzert hunderte Einsatzkräfte zusammengezogen, auch britische und niederländische Militärpolizei. Der damalige Polizeimeister Alfons Probst erinnert sich: "Diese Euphorie, die da losging, die war einzigartig. Wir kannten ja nur Roy Black und sowas."

Mick Jagger Rolling Stones in Münster Deutschland 1965 Konzert Auftritt. Foto: picture-alliance/dpa/Hänscheid/Museum Münster Münsterhalle
Action auf der BühneBild: picture-alliance/dpa/Hänscheid/Museum Münster

Heutztage sind die Rolling Stones eine der dienstältesten Rockgruppen der Welt. Sie haben Musikgeschichte geschrieben und niemand beschimpft sie mehr als "Höhlenmenschen". Manche bezeichnen sie mittweile als "Rock-Opas", aber auch das kann Mick Jagger und seine Jungs nicht aus der Ruhe bringen. Geht es nach ihnen, dann stehen sie bestimmt noch weitere 50 Jahre auf der Bühne.

nf/as (dpa, dw)