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Vorbeugende Amputation nicht immer sinnvoll

Rachel Baig15. Mai 2013

Hollywoodstar Angelina Jolie hat sich aus Angst vor Brustkrebs beide Brüste entfernen lassen. Die vorbeugende Amputation ist aber nicht immer notwendig.

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Früherkennung von Brustkrebs durch Abtasten (Foto: Fotolia 2007)
Früherkennung von Brustkrebs durch AbtastenBild: Fotolia/Forgiss

Es ist die große Angst vor einer Krebserkrankung, die manche Frauen dazu bringt, sich vorsorglich beide Brüste abnehmen zu lassen. Bei der sogenannten Mastektomie wird das Brustgewebe entfernt und durch eigenes Fettgewebe oder durch Silikontransplantate ersetzt. Hollywoodstar Angelina Jolie hat sich nun auch für diesen radikalen Schritt entschieden, nachdem sich bei einem Gentest herausstellte, dass sie ein hohes Risiko hat, an Brustkrebs zu erkranken.

Die Schauspielerin Angelina Jolie Foto: Chris Pizzello/AP/dapd
Entschied sich für präventive Brustamputation: Angelina JolieBild: dapd

Auch in Deutschland entscheiden sich immer mehr Frauen für eine vorbeugende Amputation, wenn sie genetisch vorbelastet sind, sagt Susanne Briest, Medizinerin und Sprecherin des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs an der Universität Leipzig.

Gentest soll Klarheit bringen

Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe wird jedes Jahr bei etwa 74.000 Frauen Brustkrebs diagnostiziert. Es ist die zweithäufigste tödliche Krebserkrankung bei Frauen. Etwa fünf Prozent sind genetisch vorbelastet. Deshalb wird Frauen, in deren Familien bereits drei oder mehr Frauen in jungen Jahren an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt sind, von Ärzten empfohlen, sich einem Gentest zu unterziehen. Dieser kann Klarheit darüber bringen, ob die Frau Trägerin der brustkrebsverursachenden Gene BRCA1 oder BRCA2 ist. In dem Fall ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Krankheit ausbrechen kann. Auch zehn bis 15 Prozent aller Eierstock-Krebserkrankungen gehen auf die BRCA-Mutationen zurück.

Für viele ist der Gentest eine Option, um herauszufinden, ob das mutierte Gen der Grund für ihre Erkrankung ist. "Ich bin vor 15 Jahren zum ersten Mal an Brustkrebs erkrankt. Ich habe mich damals für einen Gentest entschieden, weil ich so viel wie möglich über meine Krankheit wissen wollte", sagt Andrea Mahnken, eine Betroffene im Gespräch mit der Deutschen Welle. Da sie nicht Trägerin der Genmutation war, kam für sie auch keine Brustamputation in Frage.

Ein winziger Tumor in der Brust einer Patientin zu sehen (Foto: dpa - Bildfunk)
Regelmäßige Voruntersuchungen sind eine Alternative zur OPBild: picture-alliance/dpa

Der Deutsche Ethikrat hatte bereits Ende April eine Stellungnahme zu den Möglichkeiten von Gentests veröffentlicht. Darin wurde betont, dass viele Tests nur Wahrscheinlichkeiten für Krankheiten angeben, die eventuell niemals eintreten. Die Vorsitzende des Ethikrats, Christiane Woopen, sieht Jolies Brustamputation kritisch. Sie halte nichts davon, die Amputation als einzig richtige Lösung zu propagieren. Mahnken hingegen findet Jolies Schritt begrüßenswert. Er würde anderen Frauen helfen, weil er die Angst vor solchen Entscheidungen verringere.

Brusterhaltende Operation

Laut Universitätsklinik Düsseldorf entscheiden sich immer mehr Frauen, die das mutierte Gen in sich tragen für eine Amputation der Brüste, weil die Operationsmethoden immer fortschrittlicher geworden sind, und die kosmetische Chirurgie immer besser. Außerdem, sinkt nach einem solchen Eingriff das Risiko Brustkrebs zu bekommen auf fünf Prozent.

Brustimplantat vor einer OP (Foto: Patrick Blanchard )
Bei der Rekonstruktion der Brüste werden häufig Silikonimplantate verwendet.Bild: picture-alliance/dpa

In den meisten Fällen wird in einer einzigen Operation, wie auch bei Angelina Jolie, das Brustgewebe entfernt und durch Implantate ersetzt. Zuvor entscheidet die Patientin zusammen mit einem Arzt ob die Brustwarze erhalten werden soll oder nicht. Wenn sie erhalten werden soll, muss ein Teil der Brustdrüse bleiben, wodurch das Risiko für Krebs leicht erhöht wird. Implantate können relativ einfach eingesetzt werden, müssen aber regelmäßig kontrolliert werden, weil sie sich als Fremdkörper verkapseln können. Ein Teil der Frauen entscheidet sich deshalb für den Aufbau der Brust mit Eigengewebe. Dafür muss Fettgewebe an anderen Stellen des Körpers entnommen werde - dann sind mehrere Operationen notwendig.

Entfernung der Eierstöcke häufiger als Brustamputation

Viele Ärzte raten aber von dem radikalen Schritt ab. Ein solcher Eingriff sei nämlich weitaus mehr als nur eine chirurgische Maßnahme, sondern müsste vor allem auch psychisch verkraftet werden. Denn viele Betroffene fühlen sich danach nicht mehr als vollwertige Frau. "In Amerika geht man mit dem Gentest und der anschließenden Operation viel lockerer um als in Deutschland", sagt Andrea Hahne, Vorsitzende des BRCA-Netzwerks zur Hilfe bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs, im Interview mit der Deutschen Welle. Man kann sich regelmäßigen Tastuntersuchungen, Ultraschall-Untersuchungen oder sogar Kernspintomografien unterziehen. Wenn der Brustkrebs dabei in einem frühen Stadium entdeckt wird, gibt es gute Heilungschancen. Die Krankenkassen in Deutschland übernehmen nach einem positiven Gentest sowohl die Kosten für eine vorsorgliche Amputation und Rekonstruktion der Brust, wie für ein intensives Früherkennungsprogramm.

Beim Eierstockkrebs gibt es bisher keine Alternative zur Operation. Es gibt dafür keine Möglichkeit zur Früherkennung. Deshalb wird bei Frauen mit einem positiven Gentest ab dem 40. Lebensjahr oft vorsorglich zur Entfernung der Eierstöcke geraten. "Die Eierstockentfernung wird in Deutschland viel häufiger durchgeführt als die Brustamputation. Diese Krebsart wird meistens zu spät erkannt, und hat generell schlechte Heilungschancen", betont Hahne vom BRCA-Netzwerk.

Andrea Hahne – Vorsitzende des BRCA-Netzwerk – Hilfe bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs e.V. (Foto: Andrea Hahne)
Andrea Hahne: Eierstockentfernung häufiger als BrustentfernungBild: Dominik Asbach

Ausführliche Beratung das wichtigste

Ärzte warnen vor raschen Entscheidungen nach Jolies Bekanntmachung. Die Angst vor einer möglichen Erkrankung sei kein guter Ratgeber. Wichtig wäre ein gesundes Leben. Zu den Hauptrisikofaktoren zählt neben der Genmutation auch das Alter, Alkohol, Rauchen, und mangelnde Vorsorge. Informationen und ausführliche Beratungen können bei einer Entscheidung zur sinnvollen Maßnahme nach einer Diagnose helfen. In Deutschland gibt es mittlerweile bundesweit 15 Zentren für Familiären Brust- und Eierstockkrebs, die Beratungen und Tests anbieten.