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VW: Aufsichtsrat will Weichen stellen

11. Juli 2019

Bisher kooperieren die Autoriesen VW und Ford nur bei kleinen Nutzfahrzeugen und Pick-ups. Bald könnten Wolfsburg und Detroit auch bei E-Mobilität und autonomem Fahren zusammenarbeiten - wenn der Aufsichtsrat zustimmt.

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Deutschland Volkswagen Werk Wolfsburg Baustellenschild
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Volkswagen will heute seine Kooperation für autonomes Fahren und Elektromobilität mit dem US-Autobauer Ford unter Dach und Fach bringen. Dazu soll der Aufsichtsrat am Nachmittag zusammenkommen, um über die in den vergangenen Monaten mit den Amerikanern ausgehandelten Details zu entscheiden.

Für Konzernchef Herbert Diess wäre dies ein wichtiger Etappensieg beim Umbau von Volkswagen zu einem führenden Anbieter von Elektroautos. Wegen der hohen Investitionen in die neuen Trends der Autobranche sind die Hersteller immer mehr auf Kooperationen angewiesen, um die Kosten zu teilen.

Zusammen Geld sparen
Der derzeit weltgrößte Autobauer Volkswagen und die Nummer zwei der US-Autoindustrie hatten ihre globale Zusammenarbeit im Januar auf der Detroiter Automesse angekündigt. Dabei ging es um die Bereiche leichte Nutzfahrzeuge und Pick-ups. Die Konzernchefs Herbert Diess und Jim Hackett hatten aber stets die Möglichkeit offengelassen, auch bei der Elektromobilität und dem autonomen Fahren die Kräfte zu bündeln.

Seitdem liefen die Verhandlungen. Knackpunkt war eine Beteiligung von VW an der Ford-Tochter Argo, die Systeme für Roboterautos entwickelt. Im Gegenzug soll Ford den von Volkswagen entwickelten Elektrobaukasten MEB gegen eine Lizenzgebühr nutzen dürfen. Beide Autokonzerne müssen in den kommenden Jahren den Anteil batteriegetriebener Fahrzeuge in ihren Flotten erhöhen, um die schärferen Klimavorgaben zu erfüllen.

Einen Stolperstein aus dem Weg geräumt

Für Ford könnte die von VW entwickelte Plattform MEB von Interesse sein, die eine technische Grundlage für den Bau von Elektroautos bietet. Der kriselnden Europa-Tochter von Ford fehlt ein solches System bisher. Angesichts verschärfter CO2-Abgasregeln in der Europäischen Union ab 2021 könnten daher Strafzahlungen drohen.

Ford-Chef Jim Hackett und VW-Chef Herbst Diess
Handschlag: Ford-Chef Jim Hackett und VW-Chef Herbst Diess bei der diesjährigen Detroit Motor Show.Bild: Volkswagen AG

Volkswagen könnte sich seinerseits an Fords Autonom-Tochter Argo AI beteiligen. Fraglich wäre dann, wie Argo in die VW-Aktivitäten rund ums autonome Fahren eingebunden werden soll. Die Zusammenarbeit mit dem US-Start-up Aurora hatte VW-Chef Diess jüngst gekappt und so einen Stolperstein für die Allianz mit Ford aus dem Weg geräumt.

Umstrittene Investition

Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung des VW-Aufsichtsrates dürfte die Errichtung eines neuen Werkes sein, das nach den Vorstellungen des Vorstandes in einem Billiglohnland gebaut werden soll. Zur Auswahl hatten zuletzt Rumänien, Bulgarien, Serbien und die Türkei gestanden.

Das "Handelsblatt" hatte unlängst berichtet, es sei im Konzern bereits eine Vorentscheidung zugunsten der Türkei gefallen. Entscheidender Pluspunkt für eine Investition in der Türkei dürfte das Geld sein: Bei einem geplanten Investment in Höhe von 1,3 Milliarden Euro wäre eine Beteiligung in "dreistelliger Millionenhöhe" seitens der türkischen Regierung, von der das Blatt berichtet, ein gewichtiges Argument für ein Engagement in der Türkei.

Auf Anfrage der DW hieß es von Volkswagen, man sei "weiterhin in einem ergebnisoffenen Auswahlprozess." In den letzten Monaten habe man verschiedene Standortoptionen für ein neues Werk geprüft. "Es gibt jetzt eine Shortlist mit den Favoriten. Nach der Untersuchungsphase folgt nun die Verhandlungsphase mit den verbliebenen Kandidaten." Man werde eine Entscheidung zu gegebener Zeit kommunizieren.

"Freunde der Demokratie"

Allerdings wäre ein Engagement in der Türkei mit gewissen Risiken verbunden. Besonders der Präsident, Recep Tayyip Erdogan, ist international hoch umstritten. Daher befürchten viele in Wolfsburg einen Imageschaden für den Konzern, würde er gerade jetzt in der Türkei investieren.

VW-Aufsichtsrat Stephan Weil, Ministerpräsident des Bundeslandes Niedersachsen, sieht sich in der unerwünschten Position, die Türkei verteidigen zu müssen. Laut "Handelsblatt" verteidigte der SPD-Politiker die Investition mit den Worten: "Freunde der Demokratie in der Türkei bitten uns in dieser zugespitzten Zeit, sich nicht von der Türkei abzuwenden."

dk/hb (dpa, rtr, Handelsblatt)