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VW stoppt Diesel-Verkauf in den USA

21. September 2015

Im Skandal um manipulierte Abgaswerte in den USA hat der Autobauer den Verkauf von Dieselfahrzeugen dort gestoppt. An der Börse stürzt die VW-Aktie ab. Konzernchef Winterkorn steht unter Druck.

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Deutschland Martin Winterkorn VW CEO
Bild: Reuters/W. Rattay

An der Börse kam es am Montagmorgen zu einem Kursrutsch: Die Aktien des Autobauers verloren an der Börse in der Spitze fast 22 Prozent und kosteten nur noch 127 Euro - es war der größte Kurssturz seit knapp sieben Jahren.

Am Sonntag hatte VW zugegeben, Abgaswerte von Dieselfahrzeugen in den USA manipuliert zu haben. Die US-Umweltschutzbehörde EPA ermittelt gegen den Konzern und wirft ihm vor, bei knapp 500.000 Diesel-Fahrzeugen die Abgasvorschriften mit Hilfe einer Software vorsätzlich umgangen zu haben.

Dem Dax-Konzern drohen schlimmstenfalls Strafzahlungen von mehr als 18 Milliarden Dollar, der Imageschaden ist schon jetzt enorm.

VW hat den Verkauf von Diesel-Autos mit Vierzylindermotoren in den USA vorerst gestoppt. Ein Sprecher des Konzerns bestätigte am Montag entsprechende Medienberichte. Betroffen seien aktuelle Modelle der Marken VW und Audi. VW werde bis auf weiteres auch keine gebrauchten Fahrzeuge dieses Typs verkaufen.

Rücktrittsforderung für Winterkorn

Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer legt dem Konzernchef Martin Winterkorn den Rücktritt nahe. Als direkter Verantwortlicher für Forschung und Entwicklung habe der Vorstandsvorsitzende entweder von den Manipulationen gewusst oder sei ahnungslos und habe seinen Geschäftsbereich nicht im Griff, sagte der Direktor des Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen der "Frankfurter Rundschau" vom Montag. "In beiden Fällen würde ich sagen, dass Winterkorn an der Konzernspitze nicht mehr tragbar ist."

Auch die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn, erklärte, eine "so umfassende Softwaremogelei" müsse mit dem Wissen der Führung in Wolfsburg passiert sein. "Alles andere würde mich wundern." Zudem könnten auch noch andere Automarken im Ringen um die Einhaltung von Abgasvorschriften in Europa und den USA bei Manipulationen erwischt werden, meint Höhn. Sie würde sich darüber "nicht wundern".

Bärendienst für deutsche Dieseltechnologie

"Da ist etwas fundamental schiefgegangen bei VW", sagte Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management an der Fachhochschule für Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Es sei sehr verwunderlich, dass die Konzernspitze in Wolfsburg nicht längst über die Vorgänge bei der US-Tochter informiert gewesen sei und durchgegriffen habe.

"Das ist ein Bärendienst für die ganze deutsche Dieseltechnologie", glaubt Bratzel. Hierdurch würde das Image von Dieselautos - in den USA ohnehin in einer Nische - schwer beschädigt. Auch BMW und Daimler seien dadurch indirekt betroffen. "Man versucht seit Jahren, die Dieseltechnologie zu etablieren in den USA - und jetzt das", so Bratzel.

Und in Europa?

Auch in Deutschland müsse untersucht werden, ob VW Abgaswerte manipuliert habe, verlangt die Partei die Grünen. "Die Aufklärung werden wir mit Nachdruck im Bundestag einfordern und auch schauen, ob deutsche Behörden bei diesen illegalen Aktivitäten durch aktives Wegschauen geholfen haben", sagte Bärbel Höhn.

Auch Dudenhöffer schloss in der "Frankfurter Rundschau" nicht aus, dass auch hiesige Modelle mit der Software ausgestattet sein könnten. "Wenn ein Weltkonzern auf einem so wichtigen Markt wie dem nordamerikanischen die Werte manipuliert, dann sollte dringend überprüft werden, ob das nicht auch bei uns geschehen ist", sagte Dudenhöffer der Zeitung. Vorsätzlich falsche Herstellerangaben in umwelt- und gesundheitspolitisch sensiblen Bereichen müssten in Deutschland strafrechtlich verfolgt werden, forderte er. "Der Justiz- und der Umweltminister müssen gemeinsam dafür sorgen, dass solche Praktiken unter das Strafrecht fallen." Bisher seien nur zivilrechtliche Klagen möglich.

iw/bea (dpa, afpd)