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VW will "Querdenker" fördern

16. Oktober 2015

Die Konzernführung gibt sich kämpferisch: Der Skandal um manipulierte Abgaswerte müsse als Chance zur Veränderung begriffen werden. Derweil laufen die Vorbereitungen für eine gigantische Rückrufaktion an.

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Volkswagen-Embleme (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Photo

Der krisengeschüttelte Autobauer Volkswagen zeigt sich fest entschlossen, eine neue Unternehmenskultur bei VW zu verankern: "Jeder Einzelne von uns muss hier und heute damit anfangen", heißt es in einem Brief von Konzernchef Matthias Müller und Betriebsratsboss Bernd Osterloh an die Belegschaft. Ziel sei eine Organisation und Atmosphäre, die Skandale wie bei den manipulierten Diesel-Abgaswerten künftig erschwere. "Dazu brauchen wir weniger Stromlinienförmigkeit und mehr Querdenkertum. Ein 'Weiter so' darf es nicht geben. Wir haben die Notwendigkeit erkannt, unsere Führungskultur und unsere Strukturen grundsätzlich neu auszurichten", so Müller und Osterloh. Dazu gehöre es auch, Kritik nicht nur zuzulassen, sondern auch stets konstruktiv damit umzugehen.

VW-Boss attackiert Vorgänger

Bei einem Treffen in Leipzig ging VW-Vorstandschef Matthias Müller mit seinem Vorgänger Martin Winterkorn und dessen legendärem Kontrollzwang hart ins Gericht. "Was die Produkte selbst betrifft, habe ich definitiv nicht vor, in Details von Produktentscheidungen einzugreifen. Ob eine Frontscheibe ein Grad steiler steht oder nicht - damit will und werde ich mich nicht befassen", sagte Müller vor rund 400 Führungskräften, wie Teilnehmer berichteten. Das Ziel für VW sei nun, nicht nur zu alter Stärke zurückzufinden, sondern eben auch zu neuer, betonte Müller. Er hatte bis zu Winterkorns Rücktritt an der Spitze der VW-Tochter Porsche gestanden.

Martin Winterkorn und Matthias Müller (Foto: dpa)
Bild aus gemeinsamen Tagen: Martin Winterkorn (l.) mit Matthias Müller in einem PorscheBild: picture-alliance/dpa/B. Weißbrod

Der neue Konzern-Finanzchef Frank Witter verdeutlichte in Leipzig die drei großen finanziellen Risikoblöcke, vor denen VW jetzt steht: Rückrufkosten, mögliche Strafzahlungen und teure juristische Auseinandersetzungen. Maximalsummen dazu nannte er jedoch nicht. Es gelte nun, an allen Ecken mit Einsparungen für Finanzpolster zu sorgen, sagte Witter.

Mit Spannung erwartet werden nun die jüngsten Absatzzahlen des Konzerns. Zuletzt hatte VW die Zahlen in einem Rhythmus bekanntgegeben, der nahelegt, dass der Absatz für den Monat September an diesen Freitag veröffentlicht wird.

Ab in die Werkstätten!

Seit Donnerstag ist klar, dass Volkswagen EU-weit achteinhalb Millionen Dieselfahrzeuge zurückrufen wird, davon allein in Deutschland 2,4 Millionen.

Die Rückrufaktion muss befolgt werden, ansonsten droht laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Deutschland sogar die Stilllegung betroffener Fahrzeuge. Die Aktion, bei der eine neue Software aufgespielt werden soll, dürfte laut Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt im Januar 2016 starten und sich bis Ende kommenden Jahres hinziehen.

wa/stu (dpa, afp)