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Wachstumsmarkt Indien, unentdeckt

Sabine Kinkartz17. September 2003

Zum vierten Mal finden in Berlin die Asien-Pazifik-Wochen statt. Im Mittelpunkt steht diesmal Indien. Groß ist das Interesse der deutschen Wirtschaft am Subkontinent, doch gilt es, zahlreiche Hürden zu überwinden.

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Indische Softwerker zählen zu den weltweit erfolgreichsten Spezialisten

Es klingt so verlockend: Über sechs Prozent Wachstum erwartet die indische Wirtschaft für das laufende Finanzjahr, überdurchschnittliche Steigerungsraten verspricht vor allem die Dienstleistungsbranche. Die indische Mittelschicht mit einem entsprechenden Käuferpotenzial ist in den letzten Jahren auf 200 bis 300 Millionen Menschen angewachsen. Mehr als 40 Millionen Inder gelten als potenzielle Interessenten für hochwertige Konsumgüter. Kein Wunder, dass die deutsche Wirtschaft auf den Subkontinent schielt. Doch kann ein Engagement in Indien zahlreiche Schwierigkeiten mit sich bringen.

Wenig direkte Investitionen

Hubert Lienhard, künftiger Vorsitzender des Asien-Pazifik- Wirtschaftsausschusses Indien der Deutschen Wirtschaft, nennt drei deutsche Industriezweige, die sich besonders für Indien interessieren: die Automobilindustrie, den Anlagen- und Straßenbau. Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Indien gelten traditionell als gut, dennoch haben deutsche Firmen im vergangenen Jahr lediglich 50 Millionen Euro direkt in Indien investiert. Lienhard führt das auf die Konjunkturflaute in Deutschland zurück, denn im Jahr 2001 seien es immerhin 200 Millionen Euro gewesen. Aber auch diese Rate ist steigerungsfähig.

Bürokratie ähnlich wie in Deutschland

Größtes Hemmnis für Investitionen sei die Bürokratie, sagt Lienhard. Zudem klagen deutsche Investoren über die indische Korruption. Handlungsbedarf sehen sie aber auch bei den höchst unterschiedlichen Regularien in den verschiedenen Provinzen. Die indische Regierung kennt die Probleme und will Abhilfe schaffen. Arun Shourie, Minister für Privatisierung sowie Informations- und Kommunikationstechnologie versprach in Berlin, "vor allem die Abläufe zu reformieren". Eines wollen sich die Inder auf keinen Fall entgehen lassen: die Chance auf einen weiteren Technologietransfer nach Deutschland.

Initiativen für den Mittelstand auf den Weg bringen

Zielgruppe sind vor allem mittelständische deutsche Unternehmen, wie Arun Bharat Ram, Vorsitzender des indischen Industrieverbandes CII, erklärt. "Wir exportieren Komponenten von Otto-Motoren für Mercedes-Benz, General Motors, Ford und andere wichtige Automobilbauer in der Welt. Andererseits müssen wir dringend dafür sorgen, dass der deutsche Mittelstand an die Hand genommen wird, damit er in Indien die richtigen Orte und Partner für seine Investitionen findet."

Indische Unternehmen scheinen es im Gegenzug einfacher zu haben. Sie dominieren beispielsweise die IT-Branche und sind auch mit deutschen Unternehmen gut im Geschäft: Als Dienstleister erledigen sie per Fernleitung bereits jetzt große Rechenaufträge deutscher Firmen. Experten gehen davon aus, dass indische Unternehmen bis zum Jahr 2008 bis zu 20 Prozent der IT-Budgets deutscher Großunternehmen erobert haben werden. Das entspräche einem Umsatzpotential von immerhin bis zu 14 Milliarden Euro pro Jahr.