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Jean Cocteau

2. Oktober 2009

Es war ein Universalgenie der französischen Kultur des 20. Jahrhunderts. Jean Cocteau beherrschte viele Spielarten der Kunst. Er dichtete, zeichnete und malte. Außerdem schrieb und inszenierte er fürs Kino.

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Jean Marais mit geschlossenen Augen sich an einen Spiegel lehnend (Foto: Pierrot le Fou)
Jean Marais in "Orphée"Bild: Pierrot le Fout

Jean Cocteau verfügte über so viele Talente, dass es immer schwer fiel ihn einzuordnen. War er nun ein Dichter, der auch hinter der Filmkamera stand? Oder ein Maler, der auch Bühnenbilder entwarf und nebenbei Ballettchoreografien schuf? Oder war er Theaterautor, der seine Phantasiefiguren auch in anderen Medien sehen wollte? Jean Cocteau war all das zusammen, oft gleichzeitig, er jonglierte mit den Künsten, verschränkte sie miteinander, schuf in den verschiedensten Sparten Meisterwerke.

Filmautor und -regisseur war Cocteau schon in den 1920er Jahren, sein Beitrag zum filmischen Surrealismus ("Das Blut eines Dichters", 1930) stand gleichberechtigt neben den Werken Bunuels und Dalis. Zu seinem berühmtesten Film wurde der 1946 entstandene "Es war einmal", die Märchenphantasie über die Bestie und die Schöne mit seiner Muse Jean Marais in der Hauptrolle. Doch auch mit dem vier Jahre später entstandenen "Orphée" schrieb er Filmgeschichte.

Die Bestie beugt sich über die schlafende Frau (Foto: Pierrot le Fou)
Cocteau-Klassiker: "Es war einmal - Die Schöne und die Bestie", Jean Cocteau als haariges MonsterBild: picture alliance / kpa

"...in wachem Zustand träumen."

"Orphée" ist jetzt ebenso Bestandteil einer neuen Jean Cocteau-DVD-Edition wie die Filme "Der Doppeladler" und "Die schrecklichen Eltern". "Der Kinematograph ist eine mächtige Waffe, um die Menschen zu veranlassen, in wachem Zustand zu träumen", schrieb Cocteau im Jahre 1948, und weiter: "Die Nacht der Säle und das Mondlicht der Leinwand sind eigenartig genug, um jene kollektive Hypnose hervorzurufen, durch die auch die indischen Fakire wirken." Noch heute wirkt der Zauber mancher Cocteau-Filme auf den Zuschauer.

"Der Doppeladler" (1947)

Die DVD-Box, blau-weiß, mit Schrift und Cocteau Zeichnung drauf (Foto: Pierrot le Fou)

Cocteau verfilmte hier sein eigenes Theaterstück, die (fiktive) Geschichte eines Attentäters, der die Königin ermorden will. Doch der von Jean Marais gespielte Anarchist gleicht dem verstorbenen König wie ein Spiegelbild. Die Kontrahenten kommen von ihren ursprünglichen Plänen ab: die Königin von dem den jungen Mann in den Kerker werfen zu lassen, der Attentäter die mörderische Tat auszuführen. Was folgt ist ein Chaos der Liebe. In stimmungsvollen schwarz-weiß Bildern entwirft Cocteau in diesem weniger bekannten Film einen dunkel-poetischen Liebesreigen zwischen Pathos und Film Noir.

"Die schrecklichen Eltern" (1948)

Junges Paar steht älterem Herrn gegenüber, sie reden (Foto: Pierrot le Fou)
Das junge Paar redet gegen den Vater an, doch der teilt mit mit der jungen Dame ein Geheimnis...Bild: picture alliance / kpa

Zehn Jahre zuvor hatte Marais das Stück über das (vorübergehende) Zerwürfnis eines Sohnes mit seinen Eltern für die Bühne geschrieben. Doch erst sein Lieblingsschauspieler und Lebenspartner Jean Marais auf der Leinwand in der Verfilmung der Theater-Vorlage befriedigte Cocteau vollkommen. Die Beziehung des jungen Michel (Marais), der noch zu Hause bei seinen überfürsorglichen Eltern lebt, gerät aus den Fugen, als Michel von seiner ersten großen Liebe zu einer jungen Frau erzählt. Die Mutter ist außer sich vor Eifersucht, der Vater hat noch aus anderen Gründen etwas gegen die Liebschaft des Sohnes. Heute wirkt der Film trotz der Bemühungen Cocteaus die Bühne hinter sich zu lassen, ein wenig theaterhaft. Trotzdem: eine glänzende Boulevardtragödie mit bösen Seitenhieben gegen die Bourgeoisie.

"Orphée" (1950)

Porträt-Foto Jean Cocteau (Foto: DW)
Jean CocteauBild: DPA

In "Orphée" knüpfte Cocteau an sein frühes Filmdebüt an. Die moderne Version der Sage von Orpheus ist als surreal-schwebende Phantasie inszeniert. Die Protagonisten wandeln traumähnlich von einer Welt in die andere. Realistische Szenen wechseln mit surrealen Episoden ab, ausgesprochen filmisch inszenierte Sequenzen mit theaterhaft umgesetzten Teilen. Sieht man einmal von der manchmal etwas veraltet wirkenden Tricktechnik ab, besticht der Film auch heute noch durch seine Geschlossenheit. Auch Hollywood macht in seinen modernen Fantasymärchen schließlich nichts anderes: verschiedene Welten zusammenzufügen, mittendrin ein Held, der hin- und hergerissen wird zwischen Liebe und (vermeintlich) höherer Berufung und der dann an seine Grenzen stößt.

Die Jean Cocteau-Box mit den drei Filmen ist beim Anbieter "Pierrot le Fou" erschienen. Unter anderem ist im Bonus-Material auch die Dokumentation "Special Effects bei Cocteau" enthalten.

Autor: Jochen Kürten

Redaktion: Conny Paul