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WADA will Doping-Ermittlungen ausweiten

14. März 2016

Die Welt-Anti-Doping-Agentur kündigt an, Kenia, Äthiopien und Osteuropa genauer unter die Lupe zu nehmen. Unterdessen versucht der lettische Meldonium-Produzent sein Produkt vom Doping-Verdacht reinzuwaschen.

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WADA-Chef Craig Reedie (Foto: picture-alliance/dpa/L. Gillieron)
WADA-Chef Craig Reedie reagiert auf einen Vorschlag der WADA-AthletenkommissionBild: picture-alliance/dpa/L. Gillieron

Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hat auf eine Forderung ihrer Athletenkommission reagiert und will die Ausweitung der Doping-Ermittlungen auf weitere Länder und Sportarten prüfen. Bisher standen vor allem Russland und speziell der seit November suspendierte russische Leichtathletik-Verband im Mittelpunkt. WADA-Chef Sir Craig Reedie sagte am Montag auf einer Pressekonferenz in Lausanne, er werde sich erneut mit der unabhängigen Kommission um den Kanadier Richard Pound in Verbindung setzen. Der Report des Gremiums solle noch einmal gründlich analysiert werden, um dann über weitere Untersuchungen entscheiden zu können.

Auch Athleten aus Äthiopien, Kenia und anderen osteuropäischen Staaten als Russland waren in den vergangenen Monaten ins Visier der Dopingfahnder geraten. Zusätzlich sorgte der Skandal um die zahlreichen positiven Dopingproben auf das Herz-Kreislauf-Medikament Meldonium für Unruhe. Meldonium steht erst seit dem 1. Januar 2016 auf der WADA-Liste der verbotenen Substanzen, doch seither wurden bereits über einhundert Athleten vor allem aus Osteuropa positiv auf den Wirkstoff, der die Leistungsfähigkeit steigern und die Regenerationsfähigkeit verbessern soll, getestet.

Die Athletenkommission hatte sich kürzlich in einem Brief an Reedie enttäuscht über die Folgen der Ermittlungen geäußert. Die bisher unternommenen Schritte seien angesichts der erdrückenden Beweise von kriminellen Machenschaften in dem im November veröffentlichten Report "unbefriedigend", betonte Beckie Scott, die Vorsitzende der Kommission. Sie bekräftigte die Forderung, Ermittlungen auf weitere Sportarten und andere Länder auszudehnen.

Meldonium-Hersteller kämpft um sein Produkt

Unterdessen sieht die lettische Firma Grindeks, Hersteller des Meldonium-Präparats Mildronat, ihr Produkt zu Unrecht angeprangert. Der Pharmahersteller will erreichen, dass Mildronat wieder von der WADA-Verbotsliste gestrichen wird. "Wir hoffen, im Laufe diesen Jahres nachzuweisen, dass unser Mildronat nicht auf diese Liste muss", sagte Grindeks-Vorstandschef Juris Bundulis der lettischen Tageszeitung Zeitung "Neatkariga Rita Avize". Die Gründe, warum Mildronat, beziehungsweis Meldonium im Januar auf der Liste gelandet sei, seien Grindeks nicht mitgeteilt worden, sagte Bundulis.

Meldonium-Präparate (Foto: picture-alliance/dpa/D. Sorokin)
Immer wieder fallen Athleten mit positiven Meldonium-Tests aufBild: picture-alliance/dpa/D. Sorokin

Erster prominenter Fall ist die russische Weltklasse-Tennisspielerin Maria Scharapowa, die ihren positiven Dopingtest vor einer Woche überraschend selbst bekanntgegeben hatte. Grindeks habe inzwischen zahlreiche Nachfragen zu dem Medikament erhalten. "Werbung mit Scharapowa - was kann man mehr wollen?", scherzte Bundulis. Auch der lettische Biochemiker Ivars Kalvins, der das Medikament zu Sowjetzeiten in den 1970er Jahren entwickelt hat, hält Meldonium nicht für Doping. Vielmehr helfe es Athleten, hohen Belastungen standzuhalten, und schütze den Körper bei Sauerstoffmangel. "Es ist sowohl für Herzpatienten als auch Sportler bestimmt, da bei beiden - nur aus unterschiedlichen Gründen - der Herzmuskel beschädigt wird", sagte er dem Blatt.

Der englische Pharmakologe Mark Stuart hatte kürzlich in einer Studie enthüllt, dass bei den 1. Europa-Spielen 2015 in Baku bei 66 von 762 kontrollierten Athleten Meldonium im Urin nachgewiesen wurde - damals war dies allerdings noch nicht strafbar. Auch wegen dieser gehäuften Befunde war Meldonium in den Fokus und schließlich auf die Liste der WADA geraten.

og/asz (sid, dpa)