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Politik

Waffenruhe in Aleppo endet ohne Evakuierungen

22. Oktober 2016

Wie geht es weiter in der geteilten Stadt? Offiziell ist die Feuerpause abgelaufen. Hilfen für die Bevölkerung gelangten nicht in die Kampfzone. Eine Flucht aus den Trümmern wagte kaum einer.

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Syrien Zerstörung in Aleppo
Bild: picture-alliance/AA/J. al Rifai

Um 19.00 Uhr Ortszeit lief die von Russland ausgerufene Waffenruhe aus. Die UN konnten während der Feuerpause keine Verletzten und Kranken aus den Rebellenvierteln in Sicherheit bringen. Nach Angaben der Vereinten Nationen verließ nur eine Handvoll von Zivilisten und Aufständischen den Ostteil der Stadt. Die UN sahen die Rettung von Zivilisten über Sicherheitskorridore als zu gefährlich an. Auch die geplanten Hilfslieferungen konnten nicht in die Stadt gebracht werden.

Ruhe vor dem Sturm?

Die einstige Wirtschaftsmetropole ist seit 2012 zweigeteilt. Die westlichen Stadtteile mit etwa 1,2 Millionen Einwohnern stehen unter Kontrolle der Regierung von Staatschef Baschar al-Assad. Der Osten der Stadt mit derzeit etwa 250.000 Einwohnern wird von bewaffneten Rebellen gehalten.

Am 22. September startete die syrische Armee mit Unterstützung der russischen Luftwaffe eine Offensive zur Rückeroberung der östlichen Stadtteile, von wo aus die Rebellen den Westteil der Stadt bombardieren. Am vergangenen Dienstag setzten Damaskus und Moskau ihre Offensive aus, am Donnerstagmorgen trat die "humanitäre Feuerpause" in Kraft.

Opfer in der Zivilbevölkerung

Während der vorangegangenen knapp vierwöchigen Offensive der russischen und syrischen Armee wurden in Aleppos Osten nach UN-Angaben etwa 500 Menschen bei Luftangriffen getötet und weitere 2000 verletzt. Schulen und Krankenhäuser wurden zerstört. Die UN riefen Russland auf, die Waffenruhe bis Montag zu verlängern. Doch weder Russland noch die Regierung in Damaskus äußerten sich bislang dazu.

Drei Tage schwiegen die Waffen. Die Kämpfe in Aleppo gehen wohl weiter
Drei Tage schwiegen die Waffen. Die Kämpfe in Aleppo gehen wohl weiterBild: Reuters/K.Ashawi

Bewegung kommt inzwischen in die Aufklärung von Chemiewaffenangriffen durch syrische Truppen. Nach einem neuen Untersuchungsbericht hat Frankreich den UN-Sicherheitsrat zu einer entschlossenen Reaktion aufgerufen. Er verlange eine eindeutige Verurteilung dieser Verbrechen in einer Resolution des Sicherheitsrats sowie Sanktionen gegen die Täter, sagte der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault in Paris. Der Einsatz von Chemiewaffen sei menschenverachtend und inakzeptabel.

Eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen hatte den syrischen Regierungstruppen zuvor einen weiteren Chemiewaffenangriff vorgeworfen. Die Armee habe das Dorf Kmenas in der Provinz Idlib Mitte März 2015 mit Chemiewaffen angegriffen, hieß es in dem veröffentlichten Bericht der Experten. Die Verantwortung für zwei weitere Chemiewaffenangriffe in derselben Provinz im März 2015 sowie im April 2014 konnte dagegen nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Chlorgasangriff

Bereits in einem im August veröffentlichten Bericht waren die UN-Experten zu dem Schluss gekommen, dass syrische Militärhubschrauber im April 2014 sowie im März 2015 Chlorgas über zwei Orten in der Provinz Idlib abgeworfen hatten. Gleichzeitig machten die Experten die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) für einen Angriff mit Senfgas in der nördlichen Region von Aleppo verantwortlich.

Es dürfe nicht hingenommen werden, dass Angriffe mit Chemiewaffen in Syrien ungestraft blieben, betonte Ayrault. Frankreich, die USA und Großbritannien hatten wegen des Einsatzes der international geächteten Kampfstoffe bereits mehrfach Sanktionen gegen die syrische Regierung gefordert. Die UN-Vetomacht Russland stellte sich bislang aber schützend vor ihren Verbündeten Syrien.

cgn/uh (ape, afp)